Ahrensburg. Gutachter listen schwere Schäden am Verkehrsknoten Woldenhorn-Trog auf. Während sechsmonatiger Bauzeit gibt es Sperrungen.
Ein Ahrensburger „Jahrhundertbauwerk“ leidet bereits nach 30 Jahren unter schlimmsten Alterskrankheiten. Der Woldenhorn-Tunnel, mit täglich weit mehr als 20.000 Fahrzeugen der größte Verkehrsknoten in der City, muss dringend saniert werden. „Wenn man nichts macht, ist die Lebensdauer nicht mehr sicher“, sagte Tiefbauamtsleiter Stephan Schott im jüngsten Bau- und Planungsausschuss. Schätzungsweise 1,9 Millionen Euro seien zu investieren. Für die Bauzeit von fünf bis sechs Monaten muss das Nadelöhr abschnittweise gesperrt werden.
Mehr als 2500 Bürger waren Anfang Juni 1990 zur Einweihung des neuen Straßentroges gekommen. Sie feierten das Ende von drei Bahnübergängen und den täglichen Staus vor den Schranken. Der neun Jahre alte Dennis durfte auf dem Arm von Bürgermeister Manfred Samusch das Absperrband durchschneiden. Der Bauleiter sprach nach der nur etwas mehr als zweijährigen Bauphase stolz von einem „wegweisenden Projekt“: Das Durchschießen von Segmenten unter einer Bahn hindurch war in dieser Größenordnung zuvor noch nicht gewagt worden.
Bis zu fünf Zentimeter tiefe Spurrillen, undichte Fugen
Doch ganz offensichtlich haben einige Arbeiter auch gepfuscht. Gutachter listen schweren Schäden auf. Spurrillen (bis zu fünf Zentimeter tief), Risse und Absackungen im Asphalt beeinträchtigten die Verkehrssicherheit. Fugen seien nicht fachgerecht ausgebildet, die Belagsstärke schwanke zwischen fünf und 15 Zentimeter. Dies hatte ein Prüf- und Forschungslabor auch schon 2008 festgestellt. Für die Blasenbildung im Asphalt war nach Auffassung des damaligen Gutachters eine unvollständig versiegelte Betonunterlage verantwortlich. Außerdem schrieb er von konstruktiv bedingten Schäden.
Unter dem Strich verteilten die Fachleute jetzt die Note 2,8. „Das mag in der Schule gut klingen, doch bei Bauwerken reicht die Skala nur von 1 bis 4“, sagte Stephan Schott. Die Bewertung zwischen 2,5 und 2,9 bedeutet „noch ausreichend“, bei 3,0 beginnt „nicht ausreichend“ und bei 3,5 „unzureichend“. Der Tiefbauamtsleiter warnte vor dem Risiko tiefgreifenderer Zerstörungen an den noch intakten tragenden Teilen: „Wir müssen runter bis auf den Konstruktionsbeton, um die Abdichtung zu sichern.“ Das Bauwerk werde mit der Zeit sicher nicht besser, die Kosten nicht niedriger. Der Schwerlastverkehr beim Bau der S-Bahnlinie 4 könnte die Tunnelsubstanz dauerhaft zerstören.
2024 sollen die Arbeiten erledigt werden
Die schätzungsweise fünf- bis sechsmonatige Sanierungszeit sei „extrem wetterabhängig“. Es dürfe nicht regnen, der Untergrund müsse trocken sein. Weil sogar der Taupunkt im Sommer eine Rolle spiele, bleibe nur ein enger Korridor. Nach der Auswahl eines Planungsbüros soll dieses 2022 die Details erarbeiten. 2023 folgt dann die Ausschreibung, um 2024 zu sanieren.
Die drei Tunnelarme können nacheinander gesperrt werden, sodass nicht der komplette Verkehr ausgebremst wird. Einzelne Umleitungen hat es bereits gegeben – beispielsweise im vergangenen September nach einem Wasserrohrbruch auf der AOK-Kreuzung.
Vor dem Ausbau der Bahnlinie S 4 soll alles fertig sein
Der Bau- und Planungsausschuss war bei nur einer Gegenstimme dafür, das Projekt auf den Weg zu bringen. „Da ist beim Bau wohl etwas komplett schiefgelaufen und damals auch nicht aufgefallen“, sagte der Vorsitzende Markus Kubczigk (SPD) mit Blick auf die Mängelliste. Wolfgang Schäfer (FDP) wollte wissen: „Wäre es nicht besser, erst den S-4-Lkw-Verkehr abzuwarten und danach zu sanieren? Und hat die S-Bahn auch Konsequenzen für den Trog?“
Stephan Schott antwortete, dass die ersten Gutachter schon 2008 die Tunnelsanierung empfohlen hätten und man nicht noch einmal viele Jahre warten solle – „zumal niemand weiß, wann genau die S 4 gebaut wird.“ Die Fläche auf der Brücke reiche nach seiner Kenntnis aus, um das zusätzliche S-Bahn-Gleis bis zur Haltestelle Gartenholz zu verlegen.
Der Trog besteht aus elf Blöcken
Burkhart Bertram (CDU) befürchtete, dass der Tunnel dringendere Projekte nach hinten verschieben könnte. „Andere Straßen sind in einem viel schlimmeren zustand“, sagte er. Laut Verwaltung komme es aber zu keinerlei Verschiebungen, da für die konkrete Tunnelplanung noch sehr viel Zeit sei.
Der Trog besteht aus elf Blöcken sowie mehreren Bauwerken für den Fuß- und Radverkehr. Die Blöcke 1 bis 8 der Straße Woldenhorn waren ursprünglich Teil der B 75 (2015 zur Landesstraße 82 abgestuft). Die Blöcke 9 bis 11 sind Abschnitte der L 91, die als Manhagener Alle Richtung Großhansdorf führt.
Waldemar-Bonsels-Weg wird wieder wie neu
Für schätzungsweise 2,1 Millionen Euro soll der Waldemar-Bonsels-Weg auf rund 650 Metern zwischen Wulfsdorfer Weg und Rantzaustraße von Grund auf saniert werden. „Wie bei vielen anderen alten Straßen ist der Asphalt schlecht und auch der Untergrund kontaminiert“, sagt Tiefbauamtsleiter Stephan Schott.
Sechs Meter soll die Fahrbahn breit bleiben. Dort sind täglich rund 2700 Autos unterwegs, darunter auch Linienbusse. Es werden helle LED-Laternen aufgestellt.
Die vielen alten Bäume werden geschützt. „Wegen der Wurzeln bekommen wir keine durchgängig befestigten Gehwege hin“, sagt Schott. Mit Pflaster sind zwei Meter Breite möglich. Rund um die Bäume (mit wasserdurchlässigem Grand) bleiben nur 1,30 bis 1,50 Meter.
Anwohner fordern eine Tempo-30-Zone. Andere sind gegen den geplanten Wendehammer für Müllfahrzeuge in der Stichstraße zur Veloroute Katzenbuckel. Dadurch würden neun Parkplätze wegfallen. Ein Anlieger hält dies für unnötig, da man seine Mülltonnen auch zur Hauptstraße schieben könne.
Am Waldemar-Bonsels-Platz ist eine kurze Einbahnstraße vorgesehen mit neun schrägen Stellplätzen.