Ahrensburg. Ilka Kirsch bietet im „Glück auf“ selbst gemachte Torten und Kuchen in Bioqualität an. Seit der Eröffnung rennen die Gäste ihr die Tür ein.
Was lange währt, wird endlich gut: Nach mehr als sechs Jahren Hin und Her, behördlichen Auflagen und ständig neuen Hürden, die bewältigt werden mussten, ist Ilka Kirsch der Durchbruch gelungen: Anfang Oktober hat die Ahrensfelderin in dem idyllischen Ahrensburger Stadtteil mit Dorfcharakter ihr lang ersehntes Café „Glück auf“ eröffnet. Ab sofort gibt es dort vegane Torten und Kuchen in feinster Bioqualität, dazu fair gehandelten Kaffee, Tee, Kakao und Kaltgetränke.
Die Vision, die nun Wirklichkeit geworden ist, spukte der 58-Jährigen seit Jahren im Kopf herum. Wie berichtet, scheiterte das Vorhaben lange am undurchsichtigen Behördendschungel. „Ich wollte mit meiner Idee eine Lücke schließen“, sagte sie im Sommer im Gespräch mit unserer Redaktion. Denn es gibt in Ahrensfelde zwar ein Restaurant. Das öffnet aber erst am späten Nachmittag. „Ein Ort, an dem man auch schon etwas früher verweilen kann, fehlte bislang“, so Kirsch, die seit 2014 in dem Ortsteil wohnt.
Ilka Kirsch will mit ihrem veganen Café einen Treffpunkt im Dorf erschaffen
Ihre Vision, einen Treffpunkt im Dorf zu erschaffen, an dem Menschen zusammenkommen, scheiterte lange. Nach einem jahrelangen Hin und Her war im Sommer immer noch nicht abzusehen gewesen, ob sie grünes Licht für ihr Vorhaben bekommt. Doch dann das: „Ich habe gewartet und gewartet und schließlich angerufen und nachgefragt“, so Kirsch. Die zuständige Mitarbeiterin der Ahrensburger Stadtverwaltung habe ihr mitgeteilt, dass sie genau an diesem Tag den Antrag ohne weitere Auflagen bewilligt hat, dass er zeitnah in ihrem Briefkasten landen sollte. Kirsch: „Und genauso war es dann auch.“
Wie der Zufall es wollte, passte die Nachricht gar nicht so gut in den Zeitplan der Ahrensfelderin, verließ sie doch wenige Tage später das Land. „Ich habe nach vielen Jahren endlich mal wieder richtig Urlaub gemacht und meine Schwester auf Ibiza besucht“, sagte sie. Die gebürtige Mannheimerin ist studierte Kunsttherapeutin, absolvierte danach eine Ausbildung zur Altenpflegerin. „Ich brenne für die Pflege“, sagt sie. Fast ihr ganzes Berufsleben arbeitete sie in dem Beruf, war Pflegedienst- und Heimleiterin. Auch heute arbeitet sie noch einen Tag Vollzeit in der Woche in der Pflege.
Ahrensfelderin legt Wert auf vollwertige, fair produzierte Lebensmittel
Doch schließlich gesellten sich beruflich ihre zwei anderen großen Leidenschaften dazu: Kochen und Backen. „Ich habe mich schon immer wahnsinnig für Lebensmittel interessiert“, so Kirsch. Vor allem der gesundheitliche Aspekt ist ihr wichtig. Die Ahrensfelderin legt Wert auf vollwertige Lebensmittel, die unter vernünftigen Bedingungen produziert wurden und den Konsumenten guttun. Neben ihrem Job in der Pflege ist sie im Catering tätig, kocht für einen Kindergarten und viele andere Kunden. Doch: „Mein großer Traum war es immer, ein eigenes Café zu eröffnen“, so Kirsch.
Deshalb klotzte sie nach ihrer Rückkehr aus Ibiza so richtig ran, um den lang ersehnten Wunsch endlich in die Tat umzusetzen. „Wir haben einen ganzen Monat in Vollzeit renoviert“, so die 58-Jährige. In dieser Zeit verwandelte sich die einstige Scheune in ein Café mit Vintage-Charme. Kirschs Lebensgefährte und einer seiner Freunde haben die Elektrik installiert. Fast alles haben sie und ihre Helferinnen und Helfer in Eigenregie gemacht. „Die komplette Küche musste eingebaut werden, inklusive Spüle, Geschirrspülmaschine, Ofen und Kühlschrank“, so die Gastronomin. „Es war gar nicht so leicht, festzulegen, wie der Raum aufgeteilt werden soll.“
Das Café Glück auf besticht durch ausgefallene Einrichtung mit Vintage-Charme
In Sachen Einrichtung setzte die 58-Jährige auf Möbelstücke mit Charakter. Viele besitzt sie selbst schon seit Jahrzehnten, hat einige davon selbst upgecycelt. „Die Stühle sind von meiner Großmutter“, sagt sie. „Den Weidenkorbtisch habe ich selbst umgestaltet.“ Alte Gemälde an den Wänden, außergewöhnliche Lampen, bestickte Kissen und ein Mix verschiedenster Materialien verleihen dem Raum einen einzigartigen Stil.
Doch das ist nicht der Hauptgrund, warum sich ein Besuch in dem Café lohnt. Ihre Torten und Kuchen backt Ilka Kirsch selbst, hat jahrelange Erfahrung in dem Handwerk. Ihre veganen Sahnecremetorten sind größtenteils glutenfrei, die Sorten ausgefallen und vielfältig. „Es gibt Apfelkarottenkuchen, Haselnusstorte, Käsekuchen, Himbeertorte, Erdnuss-Salzkaramelltorte, Kaffee-Brombeercremetorte und vieles mehr“, sagt sie.
Seit der Eröffnung kann Gastronomin sich vor Aufträgen kaum retten
Mit Handzetteln, die sie in Ahrensfelder Briefkästen geworfen hat, machte Ilka Kirsch auf die Eröffnung aufmerksam – mit Erfolg. „Zur Einweihungsfeier waren bestimmt 40 Menschen da, es war ganz wunderbar“, sagt sie. Seitdem kommen jeden Tag Menschen in ihr Café, um ein Stück Torte zu essen und dort zu verweilen. Dass es ihnen schmeckt, merkt Kirsch daran: „Sie kommen wieder.“ Ihre Kundschaft seien Bürgerinnen und Bürger aus Ahrensfelde – aber nicht nur. „Einige Leute kennen meine Backkunst und haben gehört, dass sie meine Torten nun in meinem eigenen Café essen können“, so Kirsch.
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Auch vor Cateringaufträgen könne sie sich aktuell kaum retten. Erst am vergangenen Wochenende habe sie mehrere hundert Kilo Lebensmittel verarbeitet. „Das grenzt an Hochleistungssport“, sagt sie. Mit dem Catering verdient Kirsch auch den Großteil ihres Geldes. „Das Café ist mehr mein Hobby“, sagt sie – und zwar eines, das ihr ausgesprochen viel Spaß bereitet. „Es ist genauso geworden, wie ich es mir gewünscht habe“, sagt sie. Besonders gefalle ihr der Kontakt mit den Gästen und das direkte Feedback. „Ich freue mich, wenn die Leute kommen und es ihnen schmeckt“, sagt sie.
Das Café „Glück auf“ in der Dorfstraße 23 in Ahrensfelde ist dienstags, mittwochs, donnerstags und sonntags ab 14 Uhr geöffnet. Schluss ist, wenn die letzten Gäste gegangen sind, meist gegen 18 Uhr. Bislang können die Gäste dort „nur“ essen – doch das soll sich vielleicht irgendwann ändern. Kirsch: „Für die Zukunft könnte ich mir vorstellen, auch Koch- und Backkurse anzubieten.“