Großhansdorf. Junge Enthusiasten bereiten Gruselshow auf Areal an der Alten Landstraße vor. Wer sich dort hinwagt, darf keine Angst vor Hexen haben.
Die meiste Zeit des Jahres über scheint das Haus an der Alten Landstraße in Großhansdorf ganz friedlich dazuliegen. In der Zeit vor Allerheiligen entwickelt es jedoch plötzlich ein gespenstisches Eigenleben. Allerlei Schreckgestalten bevölkern das Gelände. Zaun und Gebüsch verschwinden hinter dichten Spinnweben, die von monströsen achtbeinigen Ungeheuern und anderem Getier bewacht werden.
Wenn die Dämmerung über der gepflasterten Allee mit den hohen Bäumen hereinbricht und Nebelschwaden darüber hinwegziehen, glimmen die Augen der Vogelscheuche auf dem Balkon hell auf. Fast scheint es so, als verfolge sie vorübereilende Passanten mit ihrem Blick. Die unheimliche Metamorphose ist vollendet, wenn sich das Gebäude in das Halloweenhaus Schmalenbeck verwandelt hat und die Gruselshow für die Besucher beginnen kann.
Halloweenhaus Schmalenbeck: Dekoration weckt Neugierde bei Spaziergängern
An einem Sonnabendnachmittag im Oktober herrscht auf dem Gelände rege Betriebsamkeit. Eine Gruppe junger Leute ist mit den Vorbereitungen beschäftigt. Vor dem Zaun sind zwei Frauen stehengeblieben. Neugierig kommen sie näher. Über die Dekoration zeigen sich die beiden Spaziergängerinnen aus Ahrensburg und Bremen gleichermaßen erfreut. „Das ist supercool“, meint die eine, deren Mann aus Irland, dem Ursprungsland des Brauchtums, stammt. Ihre Begleiterin nickt bestätigend.
Derartiges Lob kommt bei den Organisatoren gut an. Für Valentin Muchow (24) und seine Schwester Rosalie (17) ist es ein Glücksfall, dass ihre Großmutter ihr Haus bereitwillig für die Gruselshow zur Verfügung stellt. Die Initiative dazu ging von Valentin Muchow aus. Laut Rosalie sei er schon als Kind ein super Freizeitpark-Fan gewesen und „ich musste immer mit“. Als Kinder hätten sie gemeinsam Geisterbahnen gebaut. „Das waren so die Anfänge.“ Ein USA-Aufenthalt weckte bei Valentin Muchow schließlich die Begeisterung für Halloween. Wie er es auf seiner Rückreise schaffte, eine Deko-Spinne von gigantischem Ausmaß in einem Koffer heil nach Hause zu transportieren, bleibt sein Geheimnis. Das schwarze Monster, das er auf den Namen Gisela taufte, ziert die Wand vom Halloweenhaus.
Jedes Jahr wird im Halloweenhaus Schmalenbeck eine neue Story in Szene gesetzt
Gegenüber von Gisela hat das Orgateam bereits ein Zelt aufgebaut. Gerade werden noch die Holzwände angeliefert. Besucher werden durch einen Parcours mit mehreren Räumen dirigiert. Das Setting wird von Jahr zu Jahr umfangreicher und von den Akteuren mit immensem technischen Aufwand akribisch und detailverliebt inszeniert. Die unterschiedlichen Szenarien leben vom perfekten Zusammenspiel von Licht- und Soundeffekten, Projektionen, selbst programmierten Figuren und selbst komponierter Musik – teils von professionellen Musikern eingespielt – sowie dem Spiel kostümierter Darsteller.
Jedes Halloween wird eine neue packende Story erzählt. In diesem Jahr trägt das interaktive Theaterstück den vielsagenden Titel „Hexe Liliths Prophezeiung“. Bennet Martins (22) ist Teil der Crew und sagt, worum es geht: „Hexe Lilith wird in die Zukunft schauen und vielleicht das ein oder andere Dunkle darin erkennen.“ Was im Einzelnen danach passiere, „bleibt im Nebel“, sagt Martins verschmitzt. Dass sich in diesem Nebel überraschende Effekte verbergen, dürfte außer Frage stehen. Den groben Ablauf darf er jedoch verraten: Nach dem Besuch bei der Hexe geht es für die Gäste ins Labor.
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Die Räume sind nicht etwa zufällig aneinandergereiht. „Es hat einen Grund, warum es den nächsten Raum gibt“, betont Muchow. Im Labor begegnen die Besucher einer sprechenden Vogelscheuche. Muchow erläutert, dass das jeweilige Skript zuerst eingesprochen und das Gesagte dann im Nachhinein programmiert wird, damit die Bewegungen synchron zum Text sind. Aufgrund des Timings sei die Interaktion der Darsteller mit den Animatronics – den mechanisch animierten Puppen – und den Besuchern besonders herausfordernd. In der Garage entsteht das Lager des Labors. Wenn die Besucher schließlich den Friedhof des Todes betreten, haben sie das große Finale erreicht.
Gesamtes System des Halloweenhauses wird mittels Showcontroller überwacht
Der Enthusiasmus und der Elan, mit dem die Organisatoren ihr Projekt angehen, zeigt sich an jeder Feinheit. Sie haben alles im Blick. Denken sogar darüber nach, wie sich mit Düften die Atmosphäre beeinflussen lässt. Weil es Räume gibt, die zeitgleich bespielt werden, haben sie dafür gesorgt, dass die Akkorde der jeweiligen Musikstücke raumübergreifend miteinander harmonieren. Rosalie berichtet, dass das Leitmotiv schon in den Anfängen komponiert und für die jeweilige Geschichte immer wieder musikalisch aufbereitet wird. „Man hört auch verschiedene Leute singen, auch unsere Oma“, sagt sie. Und sogar Martins, der von sich selbst sagt, dass er gar nicht singen kann.
Oben auf dem Balkon gebe es eine Lichtshow mit vielen Soundeffekten. Darin hätten sie viele Internet-Memes wie die schreiende Ziege eingebracht. Schreie können auch aus dem Kellerfenster des Hauses dringen. Wer weiß, was das Team noch so alles bereit hält. Die 17 Jahre alte Julia Apentin gehört zu den Jüngsten der Gruppe. Die Altersspanne reicht bis Mitte 20. „Ich finde es schön, mich zu engagieren und dass jeder hier herkommen und Spaß haben kann, weil es kostenlos ist. Dafür investiere ich gern Zeit“, sagt sie.
Dank toleranter Nachbarn kann Licht bis drei Uhr morgens programmiert werden
Derweil sitzt Dominik Eisenberg (22) auf der Außentreppe des Hauses, ein Laptop vor sich. Er hat ein eigenes WLAN-Netzwerk mit Priorisierungen aufgebaut und kümmert sich darum, dass das Signal überall ankommt. Locker 30 Meter LAN-Kabel seien auf dem Grundstück verbaut, so Eisenberg. „Man sieht es nicht, aber es ist da.“ Die verschiedenen Geräte kommunizierten untereinander. „Wir haben einen Videostream über das Netzwerk.“ Projektoren sorgten für die Effekte. „Lieber gut als schnell“, meint Martins zur Vorgehensweise. Muchow ergänzt: „Besser Qualität als Quantität.“ „Wir sind eben ein bisschen perfektionistisch“, setzt Martins noch einen obendrauf und dann lachen beide. Weil es stimmt.
Der hohe Anspruch führt schon mal dazu, dass sie bis drei Uhr morgens damit beschäftigt sind, das Licht zu programmieren. Glücklicherweise hätten sie supertolle Nachbarn, so Rosalie Muchow, die das Bühnenbild-Team leitet. „Die freuen sich, dass hier was passiert.“ In Videos können die Zuschauer mehr über die Hintergründe der Geschichte und wichtige Figuren erfahren. Besonders aufwendig war die Produktion des Kurzfilms „Die Vogelscheuche“. Die Videos sind auf YouTube und Instagram zu finden. Die Links dazu sind auf halloweenhaus-schmalenbeck.de hinterlegt. Auf dem Instagram-Account gibt es außerdem zurzeit jeden Tag eine Story mit Q&A, Fragen und Antworten zum Thema, zu entdecken.
Mit billigem Grusel hat das familienfreundliche Event nichts gemeinsam
Das geisterhafte Treiben rund um das Halloweenhaus Schmalenbeck hat sich längst bis über die Grenzen von Stormarn hinaus herumgesprochen. Das familienfreundliche Ambiente zieht auch Familien mit Kindern ab sechs Jahren in seinen Bann. Auch Hundebesitzer sind willkommen, der Parcour eignet sich auch für Rollstuhlfahrer.
Am Veranstaltungsabend bilden sich erfahrungsgemäß lange Warteschlangen vor dem Eingang. Das haben die Veranstalter zum Anlass genommen, die Öffnungszeiten auf zwei Tage auszuweiten. Jeweils Montag und Dienstag, 30. und 31. Oktober, steht dem Publikum ein unvergessliches Gruselerlebnis bevor. „Wir sind mit unserer Kasse gut im Minus“, sagt Bennet Martins. „Wir freuen uns über jede Spende.“ Wer so viel Engagement mit einem Geldbeitrag unterstützen will, steckt ihn am besten in den sprechenden Spendenschädel. Der reagiert prompt: „Vielen Dank für die Spende. Ich freue mich zu Tode.“