Großhansdorf. Valentin Muchow (23) und sein Team erschaffen jedes Jahr zu Halloween ein besonderes Spektakel. Das erwartet Besucher zum Jubiläum.

Noch sind es einige Tage, bis große und kleine Grusel-Fans wieder auf der Suche nach Süßem durch die Straßen ziehen. Wer an der Alten Landstraße im Großhansdorfer Ortsteil Schmalenbeck unterwegs ist, könnte allerdings auf den Gedanken kommen, es sei bereits Halloween. Grollender Donner und schauriges Gelächter schallen durch die Nachbarschaft, Nebelschwaden ziehen über die Gärten. Nachbarn wissen: Dort wird bereits eifrig geprobt.

Klein und unscheinbar hinter einer dichten Chrysanthemen-Hecke liegt das weiße Haus die meiste Zeit des Jahres da, doch zu Halloween verwandeln Valentin Muchow und sein Team es ein ums andere Mal in einen Ort des Gruselns – und das seit mittlerweile zehn Jahren. Das Halloweenhaus Schmalenbeck ist längst weit über Großhansdorf und sogar über die Stormarner Kreisgrenzen hinaus bekannt. Und das hat seinen Grund: Klein und Groß wird an der Alten Landstraße ein Gruselerlebnis geboten, das seinesgleichen sucht – inklusive sprechenden Geisterfiguren, Lichtshow und Soundeffekten.

Großhansdorfer erschaffen zu Halloween besonderes Grusel-Erlebnis

Freunde des Halloween-Festes stehen Schlange, um die geisterhafte Show in Großhansdorf zu erleben. „Im vergangenen Jahr hatten wir einen Besucherrekord, da waren mehr als 360 Leute da“, sagt Muchow. „Es waren auch Gäste aus Hamburg und sogar aus Lübeck dabei“, ergänzt er nicht ohne Stolz. Begonnen hat alles 2012: Während eines Besuchs bei Verwandten in den USA packte den heute 23-Jährigen das Halloween-Fieber. Bei seiner Rückkehr hatte Valentin Muchow allerhand Deko-Gegenstände im Koffer und den Plan, die amerikanische Begeisterung für das Gruselfest nach Deutschland zu bringen.

Und so wurde am 31. Oktober vor zehn Jahren das Halloweenhaus geboren. Als Gruselkabinett herhalten muss seitdem das Haus der Oma. „Wir wohnen auf dem Land, da kommt kaum jemand vorbei“, sagt Muchow. Zunächst sei er allein gewesen, alles noch klein und improvisiert. „Dann kamen von Jahr zu Jahr mehr Freunde und Bekannte dazu, die mitgemacht haben“, erzählt der 23-Jährige.

Lampen und Nebelmaschine lassen über dem Haus ein Gewitter aufziehen

Inzwischen hat das Team 14 Mitglieder, sie alle sind zwischen 16 und 23 Jahre alt. Einige studieren, andere gehen noch zur Schule. „Jeder bringt bestimmte Talente ein“, sagt Bennet Martins, 21 Jahre alt und schon fast seit Beginn dabei. Der BWL-Student kennt Valentin Muchow noch aus der Schule, sie haben beide gemeinsam die Film-AG besucht.

Daneben profitiert die Gruppe auch von den beruflichen Kenntnissen der Mitglieder. „Einige von uns arbeiten neben Ausbildung oder Studium in der Veranstaltungstechnik“, sagt Martins. Die zahlreichen Strahler und Lampen und die Nebelmaschine, die an Halloween ein geisterhaftes Gewitter über dem Haus aufziehen lassen, gehören da zur Ausstattung. Alles, was nicht vorhanden war, hat die Gruppe über die Jahre angeschafft. „Da ist viel Taschengeld bei draufgegangen“, gesteht Muchow. Aber jeder trage etwas bei. „Und es ist unser Hobby, wir haben Spaß daran“, sagt Bennet Martins.

In diesem Jahr geht es um ein Geheimlabor und eine mysteriöse Zeitmaschine

Die Grusel-Show ist von Jahr zu Jahr aufwendiger geworden. „Wir wollen immer etwas Neues bieten“, sagt der 21-Jährige. Für jedes Halloween denken sich die Grusel-Fans eine neue Geschichte aus, um ihre Besucher zu überraschen. In diesem Jahr geht es um ein Geheimlabor und eine mysteriöse Zeitmaschine. Dabei hat erneut Maskottchen „Otto Woodman“ seine Finger im Spiel.

Die selbst kreierte lebendige Holzfigur, die aus Dutzenden einzelnen Ästen besteht, ist seit 2017 stets mit dabei. Und nicht nur das: Valentin Muchow hat die Figur als roboterhafte Puppe zum Leben erweckt. Dank mehrerer Motoren und Platinen kann Otto Arme, Kopf und Mund bewegen und sogar sprechen. Muchow hat dafür eigens ein Computerprogramm geschrieben, das den „Animatronic“, wie er den Roboter nennt, steuert.

Vorbild für die Grusel-Roboter war eine Prinzessin aus dem Film „Die Eiskönigin“

„Vorbild war lustigerweise eine Prinzessin aus dem Film ,Die Eiskönigin’ in Disney World“, sagt Muchow. Ihm habe gefallen, wir natürlich sich die elektronische Puppe bewegt habe. Die Programmierkenntnisse hat sich der 23-Jährige selbst angeeignet und sein Programm über die Jahre immer weiter verbessert. Passend zum Jubiläum gibt es neben dem Original-Otto, der etwa einen halben Meter misst, jetzt auch eine große Version des Waldgeistes, die es auf stolze 2,50 Meter bringt, giftgrün leuchtende Augen inklusive.

Daneben umfasst die Animatronic-Sammlung eine blinzelnde Vogelscheuche, einen sprechenden Schädel, und – in diesem Jahr neu dabei – eine Spieluhr, die wie von Geisterhand beginnt, Musik zu machen. „Tatsächlich haben die Erfahrungen vom Halloweenhaus meine Studienwahl auch ein Stück weit beeinflusst“, sagt der 23-Jährige, der gerade seinen Master in Medieninformatik macht.

Auf ihrem Youtube-Kanal veröffentlicht die Gruppe Kurzfilme und Musik

„Früher habe ich auf dem Garagendach gesessen und schnell den Schalter an und aus gemacht, um das Gewitter zu erzeugen“, sagt Bennet Martins. Jetzt funktioniere fast alles automatisch. Das Halloweenhaus verfügt über einen Instagram-Account und seit diesem Jahr über eine Internetseite. Auf Youtube teilt die Gruppe Kurzfilme zur umfangreichen Mythologie rund um das Halloweenhaus, die sie sich ausgedacht hat, und Blicke hinter die Kulissen, dazu auch Musikstücke.

Denn neben seinen IT-Kenntnissen ist Valentin Muchow auch musikalisch begabt. Für das Halloweenhaus hat der 23-Jährige, der Klavier und Fagott spielt, selbst ein Erkennungsthema komponiert und auf der Orgel in der Großhansdorfer Auferstehungskirche eingespielt.

Am Ende gibt es Süßes – wenn die Gäste einen Halloweenspruch aufsagen

Von der Computertechnik, die Licht, Musik und Geräusche steuert, bekommen die Besucher freilich nichts mit. Für sie geht es über die schon jetzt mit Spinnenweben verhangene und mit Grabsteinen gespickte Auffahrt in die Garage, wo in den kommenden Tagen das Geheimlabor aufgebaut wird. Um die Atmosphäre perfekt zu machen, schlüpft die Gruppe in schaurig-schöne Kostüme und erweckt die Geschichte des Labors zum Leben.

„Es gibt einen Rundweg, am Ende müssen die Besucher einen Spruch aufsagen und bekommen Süßigkeiten“, sagt Valentin Muchow. Alles sei familienfreundlich und auch für kleinere Kinder nicht zu gruselig. „Wir passen die Show dem Alter entsprechend an“, sagt er. Die Wartezeit soll eine „Pre-Show“ mit Lichtspektakel und gruseligen Silhouetten hinter den Gardinen im ersten Stock versüßen, die es von der Auffahrt aus zu sehen gibt. Dazu gibt es einen Video-Rückblick auf die vergangenen Jahre, passend zum Jubiläum.

Virtuelle Warteschlange soll den Besuchern langes Anstehen ersparen

Neu ist in diesem Jahr eine virtuelle Warteschlange auf der Internetseite des Halloweenhauses. „Wir wollen verhindern, dass die Leute den ganzen Abend anstehen“, sagt der 23-Jährige mit Blick auf die Erfahrungen des Vorjahres. Den Link zu der Seite will die Gruppe am Zaun aufhängen. „Die Leute können sich dort registrieren und bekommen einen Code und die voraussichtliche Einlasszeit“, sagt Muchow. So könnten sie in der Zwischenzeit zu anderen Häusern gehen.

Die Vorbereitungen laufen in den letzten Tagen bis Halloween auf Hochtouren. „Es wird jedes Mal knapp, aber am Ende hat es immer geklappt“, sagt Bennet Martins. Ab 18 Uhr öffnet das Halloweenhaus am 31. Oktober seine Tore. Jetzt hofft die Gruppe, dass es nicht regnet. „Dann wird es nur eine abgespeckte Show geben“, so der 21-Jährige. Bisher sei der Worst Case Dauerregen aber noch nie eingetreten. Und wie lang hat die Gruppe insgesamt für die Vorbereitung des Spektakels gebraucht? „Nach Halloween ist vor Halloween“, sagt Bennet Martins lachend.