Ahrensburg. Saša Stanišić, Jörg Isermeyer und Finn-Ole Heinrich sind zu Gast beim ersten Kinder- und Jugendbuchfestival in der Schlosstadt.

Für viele Kinder gehört eine Gutenacht-Geschichte zum Einschlafritual dazu. An so manches Buch aus der Kindheit erinnern sich Erwachsene sogar ein Leben lang. Bücher eröffnen Welten, bereichern, bilden, bieten Anregungen, begleiten durch unterschiedliche Lebensphasen und schaffen Erlebnisse. Auf diese Erfahrungen sollte nach Ansicht von Gabriele Niebuhr, Inhaberin der Ahrensburger Buchhandlung Stojan, kein Kind und kein Jugendlicher verzichten müssen. Lesen sei eine essenzielle Kompetenz. „Leseförderung ist ein Bildungsauftrag, der sich nur gemeinsam bewerkstelligen lässt.“ Die Buchhändlerin und ihr Team haben es sich auf die Fahnen geschrieben, schon bei den Kleinsten bis hin zum Jugendalter die Lust am Lesen zu wecken und haben dazu das erste Ahrensburger Kinder- und Jugendbuch-Festival ins Leben gerufen.

Vom 6. bis 12. November stehen Lesungen von Saša Stanišić, Jörg Isermeyer und Finn-Ole Heinrich, eine Mitmachlesung, in der es um ein besonders spannendes Thema geht, und eine Kinderbüchervorstellung, an der die jungen Leser selbst mitwirken können, auf dem Programm. Los geht es am Montag, 6. November, um 18 Uhr in der Stadtbücherei mit dem vielfach ausgezeichneten Bestseller-Autor Saša Stanišić und seinem neuen Jugendbuch „Wolf“, das im Carlsen Verlag erschienen ist. Auch wenn Niebuhr und ihre Mitarbeiterin Britta Scholz unterschiedliche Vorlieben und Schwerpunkte haben – von diesem Werk sind sie „absolut begeistert“, wie sie unisono zu Protokoll geben. „Saša Stanišić hat einfach ein supercooles Buch geschrieben, das komplett gut ist“, so Niebuhr.

Kinder- und Jugendbuch-Festival: Autor geht schwieriges Thema mit Humor an

Komplett ist ein Ausdruck, den die Titelfigur, der 15 Jahre alte Kemi, der gegen seinen Willen ins Ferienlager muss, gern benutzt. Komplett in Ordnung ist eigentlich auch Jörg, mit dem er sich eine Hütte teilt. Zugleich irgendwie anders. Er fällt auf, das macht ihn zur Zielscheibe für andere Kinder. Kemi ist hin- und hergerissen zwischen Solidarität und Angst vor seinem eigenen Mut und den Konsequenzen daraus.

Der mit unzähligen Literaturpreisen ausgezeichnete Autor Saša Stanišić eröffnet mit seiner Lesung das erste Ahrensburger Kinder- und Jugendbuchfestival.
Der mit unzähligen Literaturpreisen ausgezeichnete Autor Saša Stanišić eröffnet mit seiner Lesung das erste Ahrensburger Kinder- und Jugendbuchfestival. © Katja Sämann | Katja Sämann

Stanišić über seine Motivation, das Thema Mobbing zum Gegenstand seines Kinderromans zu machen: „Ich wollte diese Geschichte unbedingt erzählen, weil ich in meiner Schulzeit in einer ähnlichen Situation war wie Kemi. Auch wenn wir nicht direkt an solchen Vorfällen beteiligt sind, tragen wir die Verantwortung dafür, dass sie überhaupt geschehen können.“ Niebuhr hat besonders beeindruckt, wie der Schriftsteller diese Außenseitergeschichte mit viel Humor in Szene setzt. Seine Herangehensweise nennt sie „einzigartig“.

Buchhandlung Stojan kooperiert für Festival mit Stadtbücherei und Awo

So entstand der Wunsch, den Autor für eine Lesung nach Ahrensburg einzuladen. Niebuhr holte Thomas Patzner, den Leiter der Stadtbücherei Ahrensburg, ins Boot, der die Bücherei (Manfred-Samusch-Straße 3) als Veranstaltungsort zur Verfügung stellt. Das war die Initialzündung für das Festivalprojekt: „Uns kam gleichzeitig die Idee: Wir machen ein Fass auf“, so Niebuhr. Britta Scholz machte Vorschläge, welche Autoren für weitere Lesungen infrage kämen. Als Buchhändlerin und Mutter von zwei Kindern im Alter von vier und neun Jahren ist sie bestens im Thema.

Autor Finn-Ole Heinrich erzählt herrlich schräge Geschichten für die Jüngsten in Ahrensburg.
Autor Finn-Ole Heinrich erzählt herrlich schräge Geschichten für die Jüngsten in Ahrensburg. © Denise Henning | Denise Henning

Die Entscheidung fiel unter anderem auf Finn-Ole Heinrich, der zusammen mit seiner Frau, der Autorin Dita Zipfel, das Vorlesebuch „Bosco Rübe rast durchs Jahr“ veröffentlicht hat. Gerade erst hat der Jüngste der Familie Rübe, Bosco, seinen dritten Geburtstag gefeiert, da kann er den vierten kaum noch abwarten. „Er zählt die Tage, bis es so weit ist. Die Situationen, die er erlebt, sind schräg geschrieben, aber für Eltern erschreckend real“, sagt Britta Scholz mit einem Schmunzeln, die sich darüber freut, dass Heinrich die Lesung in Ahrensburg noch nachträglich in seine Tour aufgenommen hat. Geeignet ist sie für Zuhörer ab drei Jahren. Weil sie am Sonntag, 12. November (15 Uhr), stattfindet, kann die Bücherei dafür nicht genutzt werden. Dank der Kooperation mit der Ahrensburger Awo findet sie im Peter-Rantzau-Haus (Manfred-Samusch-Straße 9) statt.

Von Abenteuern mit einer coolen Oma bis zur Geschichte geheimer Codes

Dritter Autor im Bunde ist Jörg Isermeyer, der zusätzlich zu seinem Buch „Mo und die coolste Oma der Welt“ sein Akkordeon im Gepäck hat. „Isermeyer ist ausgebildeter Theaterschauspieler, spielt außerdem Akkordeon und singt“, sagt Niebuhr. Das verleiht seiner Lesung für Kinder ab fünf Jahren am Freitag, 10. November (15 Uhr), in der Stadtbücherei den Charakter einer Live-Performance . Scholz berichtet, dass der Buchtitel auch viele Großeltern anspricht. Inhaltlich geht es um eine Leihoma der neueren Art. „Sie hat ein selbst gebautes Tandem, mit dem sie und Mo losfahren.“ Und gemeinsam viel erleben. „Die Oma dreht das so hin, dass der Alltag zum Abenteuer wird.“ Die ansprechenden Illustrationen von Kai Schüttler untermalen das Geschehen und werden auf Leinwand projiziert.

Jörg Isermeyer hat ein Vorlesebuch über eine coole Leihoma geschrieben, mit der es nie langweilig wird.
Jörg Isermeyer hat ein Vorlesebuch über eine coole Leihoma geschrieben, mit der es nie langweilig wird. © privat | Privat

Für Kinder von acht bis zwölf Jahren ist die Mitmachlesung von Barbara Kranz-Zwerger am Mittwoch, 8. November (15 Uhr), in der Stadtbücherei gedacht. Anhand Jules Vernes Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ spüren die Zuhörer der Geschichte des Codierens nach und programmieren einen Roboter.

Veranstalter haben schon Ideen für das Festival im kommenden Jahr

Niebuhr sagt: „Das gesamte Festival resultiert auf einer spontanen Idee von Ende Juni.“ Es sei aus dem Boden gestampft worden. „Ohne Kooperationspartner hätten wir das nicht stemmen können“, betont sie. Ein einminütiges Telefonat habe beispielsweise genügt, um Jürgen Eckert, Vorsitzender der Awo Ahrensburg, von dem Vorhaben zu überzeugen. Die Awo hat ein Ticketkontingent reserviert. Eckert sagt: „Das reichen wir kostenlos an Familien weiter, die sich die Eintrittskarten sonst nicht leisten können.“ Auch die Lions Clubs aus Bargteheide und Ahrensburg haben ihre Unterstützung zugesichert.

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Profit macht die Buchhandlung mit dem Festival nicht. „Wir hoffen, dass wir mit einer schwarzen Null daraus hervorgehen“, sagt Niebuhr. Das Team fasst bereits eine Fortsetzung des Lese-Fests ins Auge. An Ideen zur Ausweitung des Angebots wie Workshops mangelt es jedenfalls nicht. Gabriele Niebuhr sagt: „Jetzt wollen wir die Premiere erst einmal mit einem großen Knall über die Bühne bringen und uns dann in aller Ruhe an das Konzept fürs nächste Jahr machen.“

Tickets zu fünf Euro (neun Euro Eröffnungsveranstaltung) gibt‘s in der Buchhandlung Stojan, Hagener Allee 3a, oder zum Selbstausdrucken unter buecher-lesen.de. Die Büchervorstellung in der Buchhandlung am Sa 11.11. , 13.00, ist kostenfrei.