Todendorf. Gemeinde stellt erneuten Antrag bei Straßenverkehrsbehörde. Eltern wollen, dass Kinder die L90 gefahrlos überqueren können.
Die Gemeinde Todendorf im Kreis Stormarn ist ein idyllischer Ort mit etwa 1300 Einwohnern. Viele junge Familien haben dort ihr Zuhause. Doch mit der Idylle ist es vorbei, sobald Kinder die viel befahrene Hauptstraße (L90) im Bereich der Einmündung zur Straße Rönnbaum überqueren wollen. Die Verkehrssituation an dieser Stelle erweist sich gerade für die jüngsten sowie einige ältere Fußgänger zum echten Hindernis. Zu unübersichtlich und schwer einsehbar, hinzu kommt, dass Kinder die Geschwindigkeit herannahender Fahrzeuge schlecht einschätzen können. Am Rönnbaum liegen der Kindergarten und auch die Haltestelle, von der die Schulbusse abfahren, die circa 160 Schüler zur Grundschule oder den weiterführenden Schulen transportieren. Viele Eltern bringen daher ihren Nachwuchs lieber mit dem Auto zur Bushaltestelle.
Eine Fußgängerampel könnte das Problem lösen, doch bislang hat die Verkehrsbehörde des Kreises allen Anträgen zu diesem Thema eine Absage erteilt. Eine von der Todendorferin Katrin Vagt ins Leben gerufene Initiative will das nicht länger hinnehmen. Unterstützung erhält sie von der Politik. Bürgermeister Dennis Marten (Allgemeine Freie Wählergemeinschaft) sagt: „Die Initiative wird voll und ganz mitgetragen von der Gemeinde.“ Die Gemeindevertretung habe am 4. September beschlossen, dass eine erneute Verkehrszählung durchgeführt werden solle, „um eine Lichtsignalanlage an der Hauptstraße auf Höhe der Hausnummer 34, Einmündung zum Rönnbaum zu errichten“. Ein entsprechender Antrag sei am 9. Oktober an den Fachdienst Straßenverkehrsangelegenheiten des Kreises Stormarn übermittelt worden.
Dank Ampel können Kinder selbstständig Straße überqueren
Kerstin Hausschild-Wegener von der Straßenverkehrsbehörde bestätigt das: „Am 12. Oktober ist ein Antrag durch das Amt Bargteheide-Land zur Prüfung der Anordnung einer Lichtzeichenanlage in Todendorf eingegangen.“ Die durchschnittliche Bearbeitungszeit gibt sie mit bis zu einem Jahr an. Es könne aber auch sein, dass der Antrag vorgezogen werde. „Wir werden versuchen, das zeitnah zu erledigen.“ Zunächst müssten die Voraussetzungen und der Antrag geprüft und die erforderlichen Stellungnahmen von Polizei und dem Landesbetrieb Verkehr eingeholt werden.
Seit Kurzem regeln mehrere mobile Baustellenampeln den Verkehr im Ortskern von Todendorf. Laut Hauschild-Wegener eine Folge der „Baumaßnahmen und der damit einhergehenden Vollsperrung der Bundesstraße 404“. Denn die ausgewiesene Umleitungsstrecke verlaufe über die L90 durch Todendorf. Durch die Ampeln solle „ein Queren der Fahrbahn mit der erheblich größeren Verkehrsbelastung durch den Umleitungsverkehr“ erleichtert werden. Offensichtlich mit Erfolg: Nach Angabe der Initiative hat sich die Zahl der Elterntaxis drastisch reduziert, weil die Schüler die Fahrbahn jetzt selbstständig überqueren können. Doch dieser Zustand ist nur temporär, denn mit dem Abschluss der Baustelle werden die Ampeln wieder abgebaut.
Gemeinde bemüht sich seit 20 Jahren erfolglos um Ampel
Dennis Marten berichtet von den bislang vergeblichen Versuchen der Gemeinde, an der fraglichen Stelle für eine sichere Überquerung der Fahrbahn zu sorgen. Er sagt: „Seit ungefähr 20 Jahren wollen wir dort einen Zebrastreifen oder eine Ampel haben. Das wurde aber immer abgelehnt.“ In Sachen Zebrastreifen habe es direkt „ein knallhartes Nein“ von der Behörde gegeben. Grund sei, dass die fragliche Stelle in einer 50er-Zone liege. Nach Ansicht der Initiatoren kann ein Fußgängerüberweg ohnehin nicht die Lösung des Problems sein.
Katrin Vagt nennt den Grund. Sie sagt: „Wir sehen gerade, dass sich auch keiner an die Geschwindigkeitsbegrenzung am Kindergarten oder in der Umleitung hält.“ Sie habe beobachtet, wie eilig es morgens einige Autofahrer gehabt hätten. „Mit einem Zebrastreifen sehe ich persönlich noch mehr Gefahr, da die Kinder sich im Recht fühlen und Autofahrer den Fußgängerüberweg gern übersehen.“ Einige Fahrzeuglenker seien trotz wartender Fußgänger bei Rotlicht über die Ampel gefahren.
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Dennis Marten berichtet, dass die Eltern den Kindern eingeschärft hätten, bei Grün nicht einfach loszulaufen, sondern sich erst nach allen Richtungen abzusichern. Der Bürgermeister ist selbst Vater zweier Kinder von fünf und neun Jahren.. Auf dem Weg zu ihren Großeltern müssen auch sie die Hauptstraße überqueren. „Viele Bürger haben früher sogar auf der Straße geparkt, um den Verkehr zu verlangsamen“, sagt er. Das halte er jedoch für gefährlich, weil Autofahrer Kinder dadurch erst zu spät bemerken könnten.
Initiative zählt 480 Fahrzeuge pro Stunde am Morgen
Er erwarte, dass das Land auf den neuerlichen Antrag hin eine Zählung vornehmen werde. Mit dem Hinweis, dass diese morgens und mittags erfolgen solle, wenn die Kinder unterwegs zu Kita und Schule oder auf dem Nachhauseweg seien. Eigene Zählungen der Initiative haben ergeben, dass am 10. und 12. Oktober in der Zeit von 6.45 bis 7.45 Uhr 58 beziehungsweise 66 Personen die Straße an der Ampel gequert haben. Die Zahl der Fahrzeuge gibt sie mit etwa 480 an.
Bürgermeister Marten sagt: ,Wenn die Baustelle fertig ist, erwarten wir mehr Verkehr als vor der Baustelle. Vor allem Fahrzeuge aus dem Herzogtum Lauenburg fahren dann durch Todendorf, weil die früher genutzte Auffahrt zur B404 zwischen Todendorf und Sprenge dann nicht mehr existiert.“ Alles Argumente, die seiner Ansicht nach eindeutig für die Errichtung einer Ampel sprechen. „Ich halte das für äußerst wichtig – nicht nur für Kinder und Senioren, sondern für alle Bürger – weil die Landesstraße 90 immer mehr frequentiert ist.“