Ahrensburg. Tragikomödie auf Platt: In „Honnig in‘n Kopp“ bricht ein an Alzheimer erkrankten Senior mit Enkelin zu einer abenteuerlichen Reise auf.

Die Niederdeutsche Bühne Ahrensburg setzt sich in ihrem neuen Theaterstück mit einem Thema auseinander, das in unserer alternden Gesellschaft zunehmend eine Rolle spielt. In der Tragikomödie „Honnig in‘n Kopp“ geht es um Alzheimer und den Umgang mit der unheilbaren Erkrankung. Als Vorlage für die Bühnenfassung diente der bekannte Film „Honig im Kopf“ von Til Schweiger aus dem Jahr 2014, der mit etwa 7,19 Millionen Besuchern zu den erfolgreichsten deutschen Kinofilmen zählt. Premiere des Stücks ist am Freitag, 3. November, um 20 Uhr. Zwei weitere Vorstellungen sind geplant.

Ein schwieriges Thema so ansprechend zu verpacken, dass es möglichst viele Menschen erreicht, ist eine Kunst und zugleich eine der Herausforderungen, die das Ensemble der Niederdeutschen Bühne meistern will. Hinzu kommen die wechselnden Bühnenbilder, 13 sind es insgesamt.

Alzheimer fühlt sich an wie Honig im Kopf

Im Mittelpunkt des Dramas steht Amandus Rosenbach (gespielt von Wolfgang Tietjens), der nach dem Tod seiner Frau allein nicht mehr klarkommt. Seine engste Vertraute ist seine Enkelin Tilda (Lea Holbeck). Die zwei haben ein sehr inniges Verhältnis. Daran ändert auch die Alzheimer-Erkrankung von Amandus nichts. Tilda versteht sofort, was Amandus meint, wenn er ihr erzählt, dass sich Alzheimer wie „Honig im Kopf“ anfühlt. Sie beweist im Umgang mit ihm das richtige Einfühlungsvermögen und bringt die nötige Geduld auf.

Nach der Beerdigung seiner Frau verschlimmern sich die Anzeichen der Erkrankung von Amandus (2. v. l.). Sein Sohn Niko (l.) nimmt das als Anlass, den Vater in seinem Haus aufzunehmen.
Nach der Beerdigung seiner Frau verschlimmern sich die Anzeichen der Erkrankung von Amandus (2. v. l.). Sein Sohn Niko (l.) nimmt das als Anlass, den Vater in seinem Haus aufzunehmen. © Stormarn | Manfred August

Tildas Eltern Niko (Heinz Kohl) und Sarah (Tatjana Petrak) entschließen sich, Amandus in ihrem Haushalt aufzunehmen. Doch das Zusammenleben gestaltet sich schwieriger als erwartet: Amandus ist durch die fortschreitende Krankheit zunehmend desorientiert, was dazu führt, dass er beispielsweise den Kühlschrank schon mal mit der Toilette verwechselt. Niko und Sarah, die vor allem mit ihren Karrieren beschäftigt sind und außerdem ernsthafte Beziehungsprobleme haben, sind mit der Situation überfordert. Schnell liegen die Nerven blank. Klar ist: So kann es nicht weitergehen.

Ehepaar will Großvater ins Heim abschieben

Die Lösung ist so naheliegend wie folgenreich für Amandus: Er soll in ein Pflegeheim umziehen. Ein Schreckensszenario in den Augen von Tilda, die die Entscheidung ihrer Eltern nicht mittragen will. Um zu verhindern, dass sie in die Tat umgesetzt werden kann, entzieht sie ihren Großvater dem Zugriff der Eltern, indem sie ihn kurzerhand entführt. Zusammen brechen die beiden zu einer Zugreise nach Italien auf.

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Das Ziel ihrer Reise ist Venedig. Die Stadt, in der Amandus seine glücklichste Zeit verbracht hat. Der Ort soll seine positiven Erinnerungen an diese Erlebnisse wieder aufleben lassen und ihm dadurch neuen Auftrieb verleihen. Ihr Mut befähigt Tilda dazu, den geliebten Menschen, dessen Persönlichkeit im Nebel des Vergessens zu verblassen scheint, nicht aufzugeben. Das mitzuerleben und zu verfolgen, wie sich Amandus‘ Zustand tatsächlich durch die gemeinsamen Unternehmungen mit seiner Enkelin und ihren respektvollen Umgang mit ihm verbessert, ist berührend. Für Großvater und Enkelin entpuppt sich die Reise als spannendes Abenteuer, für die Zuschauer kann der Wechsel zwischen Tragik und Komik zur emotionalen Achterbahnfahrt werden. Was die beiden Ausreißer dabei erleben und wie das Abenteuer ausgeht, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Honig aus Ahrensburg wird zum Kauf angeboten

Dass Dramatik und Witz manchmal ganz nah beieinander liegen, zeigt sich auf der Bühne ebenso wie im echten Leben. Für die Familie, deren Zusammenhalt durch die Krankheit auf die Probe gestellt wird, bedeutet das: Entweder sie bricht auseinander oder das Geschehen schweißt sie stärker zusammen als zuvor. Diese Tragikomödie ist ein Beispiel dafür, dass es auch bei schweren Schicksalsschlägen gelingen kann, schöne Momente miteinander zu teilen, zu genießen und vor allem wertzuschätzen.

Apropos Genuss: Wer den Honig nicht im Kopf fühlen, sondern sich lieber auf der Zunge zergehen lassen will, kann sich an den Theaterabenden mit einem Vorrat an regionalem Honig eindecken: Im Foyer bietet der Bienen-Lehr- und Schaugarten aus Ahrensburg selbst produzierten Honig zum Kauf an.

„Honnig in‘n Kopp“: Fr 3.11., 20.00, Sa 4.11., 15.00, Sa 11.11., 20.00, Alfred-Rust-Saal, Wulfsdorfer Weg 71, Karten 12,60–18,10 im Vvk. in der Buchhandlung Stojan, Hagener Allee 3a,unter nb-ahrensburg.de, und an der AK zu 14,– bis 19,–. Abonnements bei Hans-Jochim Eggers unter Tel. 04102/82 36 29 oder karten@nb-ahrensburg.de