Ahrensburg. Warum sich die finanzielle Förderung durch den Kreis zum Erfolgsmodell entwickelt hat und was es den Azubis bringt

Seit Monaten steht die Betreuung von Kindern in Kitas in der Kritik. Das System leidet in weiten Teilen unter einer mangelnden Verlässlichkeit, bedingt durch einen gravierenden Personalmangel. Betreuungszeiten werden zum Teil massiv gekürzt und ganze Gruppen sogar temporär geschlossen. Deshalb hatte der Kreistag Stormarn bereits im Vorjahr beschlossen, selbst in die praxisintegrierte Ausbildung (PiA) von Erziehern und sozialpädagogischen Assistenten (SPA) zu investieren. „Das im Jahr 2023 gestartete Pilotprojekt hat sich als Erfolgsmodell erwiesen und einen äußerst erfolgreichen Beginn hingelegt, es erfreut sich bei den Kitaträgern wie bei den Auszubildenden großer Zustimmung“, sagt der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Thomas Bellizzi (FDP). Aus diesem Grund haben die Fraktionen von FDP und CDU nun beantragt, die finanzielle Förderung fortzusetzen.

Mit Praxisstunden wird Personaldruck von Kitas genommen

„Der Fachkräftemangel in Kitas und Krippen ist ein drängendes Problem, dem der Kreis mit seinem Vorstoß aktiv begegnet“, sagt Freidemokrat Bellizzi. Es gehe darum, bereits die Ausbildung finanziell aufzuwerten, um mehr Menschen für eine qualifizierte und verlässliche Kinderbetreuung gewinnen zu können.

Wer sich für eine praxisintegrierte Ausbildung entschließt, erhält, anders als in der rein schulischen Ausbildung, monatlich 1200 Euro. Weil sie sowohl Theorie-Unterricht an den Berufsschulen als auch feste Praxistage in den Betreuungseinrichtungen vorsieht. So können die Auszubildenden bereits einen engen Bezug zur Kita entwickeln, in der sie später arbeiten werden. „Damit wird zugleich Personaldruck von den Kitas genommen“, weiß auch Sozialministerin Aminata Touré (Grünen).

Kooperationsverträge mit 28 Einrichtungen geschlossen

Um die praxisintegrierte Ausbildung sicherstellen zu können, hat die Berufliche Schule in Bad Oldesloe Kooperationsverträge mit Kitaträgern von 28 Einrichtungen geschlossen. Regelmäßige Praktikumstage und -phasen seien wichtig für die Motivation der Auszubildenden und deren Bindung zu den Kitas.

Auf alle Fälle ist die PiA-Ausbildung im Kreis Stormarn sehr gut angenommen worden. „Es gab förmlich einen Run auf die Plätze“, sagt Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU), maßgeblicher Mitinitiator des Projekts. Statt 30 hätten 110 angehende Erzieher und sozialpädagogische Assistenten im August ihre dreijährige Ausbildung in den Berufsschulen Bad Oldesloe und Ahrensburg aufgenommen. „Das ist ein großartiger Erfolg, mit dem Stormarn zur Modellregion geworden ist“, so Harmuth. Zumal die Abbrecherquote mit gerade fünf Aussteigern verschwindend gering sei.

FDP und CDU wollen das Pilotprojekt verstetigen

Das schleswig-holsteinische Sozialministerium hat zwar landesweit fünf Millionen Euro für dieses und zehn Millionen für das nächste Jahr bereitgestellt. Diese Mittel reichen allerdings bei Weitem nicht aus, um den tatsächlichen Ausbildungsbedarf im Land und in Stormarn auch nur ansatzweise zu decken.

„Aus diesem Grund hatte der Kreistag beschlossen, über einen Zeitraum von drei Jahren mehr als 1,7 Millionen Euro für das Pilotprojekt bereitzustellen, um so 60 zusätzliche PiA-Plätze zu ermöglichen“, sagt Thomas Bellizzi. Weil die vom Land zur Verfügung gestellten Finanzmittel aber nach wie vor nicht ausreichend seien, um diese Ausbildungsoffensive zu verstetigen, sollte der Kreis nach Ansicht von FDP und CDU erneut in Vorleistung gehen, um das Projekt für den Zeitraum von 2024 bis 2026 verlängern zu können.

Fortsetzung der Förderung kostet Kreis 248.000 Euro

Laut einer Kostenanalyse seitens der Kreisverwaltung würde die Förderung den Kreis für den Ausbildungsbeginn im August 2024 weitere 248.000 Euro kosten. Da das Land avisiert habe, sich dann erneut an der PiA-Ausbildung für 28 Erzieher beteiligen zu wollen, müsste der Kreis für diese je 200 Euro aufbringen, für weitere 32 Plätze würden je 600 Euro hinzukommen. Die andere Hälfte in Höhe von ebenfalls 600 Euro ist durch die Kommunen aufzubringen, in deren Kitas die Azubis ihre Praxisstunden leisten.

Anders sieht es hingegen bei der Förderung der Plätze für sozialpädagogische Assistenten aus. Hier hatte sich das Land bislang nur probeweise beteiligt. Daher könne nicht davon ausgegangen werden, dass es für das im August 2024 beginnenden Ausbildungsjahr erneut eine Landesförderung geben werde. Somit müsste der Kreis hier zu den 124.000 Euro für die Erzieher-Plätze weitere 90.000 Euro in die SPA-Plätze investieren. Hinzu kommen noch 34.000 Euro für sogenannte Anleitungsstunden.

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„Die qualitativ gute Betreuung unserer Kleinsten sollte uns diese Kreisbeteiligung wert sein, auch wenn die Zuständigkeit bei der Finanzierung von Fachkräften ganz klar bei Sozialministerin Touré von den Grünen liegt“, sagt Freidemokrat Bellizzi. Auch Christdemokrat Harmuth hält eine personelle und finanzielle Nachsteuerung durch das Land für dringend geboten.

Dies umso mehr, als Prognosen zufolge bis 2035 rund sieben Millionen Menschen ihre Erwerbstätigkeit beenden werden, darunter auch viele in den Berufsfeldern Erziehung und Pflege. Das sei eine schwere Hypothek, auf die schon jetzt mit der Schaffung neuer Personalkapazitäten reagiert werden müsse, so Harmuth. Zumal der bevorstehende Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung ab 2026 neue Personalbedarfe mit sich bringen wird.