Bad Oldesloe. Kreistag beschließt zwei üppige Förderprogramme. Kritik an der Landesregierung, die sich zu spät und zu wenig beteiligt.

Dass eine verlässliche und fachkundige Betreuung von Kindern in vielen Kitas des Kreises nicht mehr sichergestellt werden kann, ist längst kein Geheimnis mehr. Fehlendes Personal hat in mehreren Einrichtungen zu teilweise deutlich eingeschränkten Betreuungszeiten geführt, die latente Überlastung des gesamten Systems gilt als offenkundig. Vor diesem Hintergrund hatte die Kreistagsfraktion der CDU einen Antrag eingebracht, um die Fachkräftegewinnung durch Beteiligung an einer Ausbildungsvergütung anzukurbeln und die Entscheidung für den Erzieherberuf zu erleichtern. Nach mehreren Debatten in verschiedenen Ausschüssen hat der Kreistag die finanzielle Unterstützung jetzt in seiner letzten Sitzung vor dem Ende der Wahlperiode einstimmig beschlossen.

60 Erzieher-Stellen sollen geschaffen werden

Damit hat die Kreispolitik bewiesen, dass sie den Ernst der Lage in vielen Kitas erkannt hat und auf eine prekäre Lage schnell reagieren kann“, sagt Frank Lauterbach (SPD), der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Er hoffe, dass nun auch die notwendige Förderrichtlinie so schnell wie möglich verfasst und verabschiedet wird.

Für die praxisintegrierte Erzieherausbildung, kurz PiA, sollen für die Jahre 2023 bis 2025 in einem Pilotprojekt in den Kitas des Kreises 60 Stellen geschaffen werden. Im Gegensatz zu einer rein schulischen Ausbildung bekommen die PiA-Azubis eine Vergütung. Das soll mehr junge Menschen dazu motivieren, den Beruf des Erziehers zu ergreifen

Vergütung soll 1200 Euro im Monat betragen

„Da auch das Land die Notwendigkeit solch eines Anreizes sieht, hat es in Aussicht gestellt, mindestens 28 Stellen in Höhe von 800 Euro mitzufinanzieren“, so Kreispräsident Hans-Werner Harmuth, der das Stormarner PiA-Projekt maßgeblich initiiert hat. Die restlichen 32 Stellen werden in den kommenden beiden Jahren vom Kreis mit je 600 Euro pro Monat gefördert. Das entspricht indes nur der Hälfte der geplanten Ausbildungsvergütung von insgesamt 1200 Euro. Die anderen 50 Prozent, also weitere 600 Euro pro Stelle, sollen vom Land, der Kommune und den Trägern aufgebracht werden.

141.600 Euro will der Kreis im Haushalt 2023 für die PiA-Förderung von Erziehern bereitstellen. Für 2024 sollen es dann 552.200 Euro und für 2025 schließlich 494.600 Euro sein. Über eine Fortsetzung für einen folgenden Ausbildungsjahrgang soll nach den Erfahrungen der ersten Runde entschieden werden.

Land will sich nur im ersten Jahr beteiligen

Noch unklar ist, wer im zweiten Jahr den Landesanteil übernimmt. Obwohl die Ausbildung zwei Jahre umfasst, will sich das Land kurioserweise bislang nur im ersten Jahr finanziell beteiligen. Das Sozialministerium hat aber angekündigt, in ganz Schleswig-Holstein elf neue Klassen für die PiA-Ausbildung von Sozialpädagogischen Assistenten (SPA) einrichten zu wollen, davon allein drei mit je 22 Plätzen im Kreis Stormarn. Zwei Klassen sollen an der Berufsschule in Ahrensburg angesiedelt werden, eine in Bad Oldesloe.

Das hat den Kreis auf Vorschlag der SPD dazu veranlasst, zusätzlich 30 PiA-Stellen für Sozialpädagogische Assistenten mit je 600 Euro monatlich zu fördern. Das wird in den Jahren 2023 bis 2025 zu weiteren Mehrkosten in Höhe von 549.000 Euro führen.

Bereits 55 Bewerbungen für PiA-Stellen

Unterdessen verfehlt der finanzielle Anreiz seine Wirkung offenbar nicht. Laut Harmuth liegen bereits 55 Bewerbungen für die PiA-Stellen vor. „Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass wir mit unserer Initiative richtig liegen und offenbar einiges bewirken können“, sagt er.

Wo genau die Stellen geschaffen werden, ist unterdessen noch nicht entschieden. Und wurde in der Kreispolitik kontrovers diskutiert. Letztlich soll eine Verteilung anhand konkreter Sozialräume vorgenommen werden. Danach würden Ahrensburg acht Plätze zustehen, Reinbek sechs, Glinde, Bad Oldesloe und dem Amt Trittau je fünf, sowie Bargteheide vier. Der Rest würde sich auf kleinere Kommunen und Ämter verteilen. Bis 30. April haben Städte und Gemeinden nun Zeit, geförderte Stellen für ihre Kitas anzumelden. Erst dann greift das sogenannte Windhundprinzip, um die bis dahin noch nicht vergebenen Stellen zuzuweisen.

Mit der Förderinitiative verbindet der Kreis die Hoffnung, die via PiA ausgebildeten Erzieher in Stormarn halten zu können. „Durch eine enge Bindung an die jeweilige Kita, in der die praktische Ausbildung erfolgt, besteht ein große Chance, dass die Erzieher im Kreis bleiben“, so die CDU-Abgeordnete Bettina Spechtmeyer-Högel.

FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi begrüßte das starke Engagement des Kreises. „Die zwei Förderprogramme können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Der Kreis Stormarn übernimmt hier Verantwortung, die eigentlich in Gänze das Land übernehmen müsste“, so Bellizzi. Dass die Koalition in Kiel noch immer keine Richtlinien für ihre Förderung vorgelegt habe, zeige, dass sie wieder einmal zu spät dran sei.