Ahrensburg. 2024 feiert die Schlossstadt 75 Jahre Stadtrechte. Doch ein Festprogramm gibt es nicht. Was die Verwaltung stattdessen plant.
Ahrensburg hat im kommenden Jahr allen Grund zu feiern: Seit 75 Jahren darf sich der Ort dann offiziell Stadt nennen. Am 18. Januar 1949 erhielt Ahrensburg die Stadtrechte. Eine große Party wird es zum Jubiläum aber nicht geben – im Gegenteil. Die Verwaltung der Schlossstadt plant überhaupt keine besonderen Veranstaltungen, um die Feierlichkeiten zu begehen. Der Grund: Es fehlt an Personal.
„Aufgrund mangelnder personeller Ressourcen für die Konzeption und Planung eines umfangreichen Jubiläumsprogramms sind keine größeren, eigenständigen Veranstaltungen vorgesehen“, teilte Tanja Eicher, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Familie und Kultur im Ahrensburger Rathaus, auf eine Anfrage während der jüngsten Sitzung des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses mit. Stattdessen plane die Verwaltung, „die ohnehin vorhandenen zahlreichen und vielfältigen Veranstaltungsformate und Kulturangebote in Ahrensburg im Jubiläumsjahr besonders hervorzuheben.“
75 Jahre Stadtrechte: Ahrensburg verzichtet mangels Personal auf Feier
„Es ist bedauerlich, aber wir müssen uns der Tatsache stellen, dass unsere personellen Kapazitäten begrenzt sind und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an anderer Stelle benötigt werden“, sagt Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege. Der Fachbereich Bildung, Familie und Kultur ist unter anderem stark in die Vorbereitungen für den geplanten Abriss und Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten eingebunden, der 2025 beginnen soll. Die Stadt investiert 105 Millionen Euro in das Großprojekt.
„Wir haben bereits eine Vielzahl von Veranstaltungen und Formaten in Ahrensburg und werden das Jubiläumsjahr nutzen, um die vielfältigen Angebote in unserer Stadt herauszustellen“, so Boege. Dazu werde die Schlossstadt ein Jubiläumslogo entwerfen lassen, der Auftrag werde in Kürze vergeben.
Rathaus plant kleinere, besondere Aktionen zum Jubiläum
Auch wenn kein Festakt und kein groß angelegtes Jubiläumsprogramm im eigentlichen Sinn geplant sei, werde es „die eine oder andere Veranstaltung geben, die es in anderen Jahren nicht gibt“, sagt der Bürgermeister. Zum Beispiel werde die Verwaltung zum Tag des offenen Denkmals Einblicke in das denkmalgeschützte, gerade frisch sanierte Rathaus gewähren. Außerdem gebe es die Idee einer Veranstaltung im Gewerbegebiet in Zusammenarbeit mit der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS).
Die im August 2022 gestartete Reihe „Kultur4Ort“ werde zudem im kommenden Jahr fortgesetzt. Wegen des Jubiläums soll das Musik- und Kulturformat, bei dem Künstler unter freiem Himmel auftreten, nicht wie bislang in den Stadtteilen und Quartieren gastieren, sondern auf dem Rondeel im Zentrum der Stadt.
Bürger können Ideen für Aktionen vorschlagen und auf Zuschuss hoffen
Davon abgesehen setzt die Verwaltung auf das Engagement der Bürger. „Wenn aus der Bürgerschaft Vorschläge für Aktionen kommen, begrüßen wir das sehr und schauen, ob die Stadt diese finanziell unterstützen kann“, sagt Boege. Für Zuschüsse für Veranstaltungen in den Bereichen Bildung, Kultur und Sport seien im Entwurf für den Haushalt 2024 bereits 25.000 Euro vorgesehen. Citymanager Christian Behrendt habe zusätzlich Mittel für eine mögliche Unterstützung von Veranstaltungen von Dritten im Innenstadtbereich beantragt.
Neben dem Verzicht auf Feierlichkeiten muss die Ahrensburger Verwaltung noch einen weiteren Rückschlag verkünden: Die Internetseite des Stadtarchivs, die eigentlich pünktlich zum Jubiläum im kommenden Jahr online gehen sollte, wird nicht mehr rechtzeitig fertig. Wenn schon kein Festakt, so war im Rathaus doch zumindest der neue Service, der es Bürgern ermöglichen soll, Dokumente und Bilder aus den Beständen der Stadt im Internet abzurufen, als wesentliches Element des Jubiläums fest eingeplant.
Internetseite des Archivs wird nicht pünktlich zum Jubiläum fertig
„Der Prozess hat sich verzögert, weil wir bis zuletzt auf eine Förderung durch das Land gehofft haben, sich das Antragsverfahren aber sehr lang hingezogen hat“, sagt Boege. Inzwischen sei klar, dass Ahrensburg für die Internetseite keine Fördermittel bekomme, doch der Zeitplan sei nicht mehr zu halten. Statt 2024 wird nun ein Start im Jahr darauf anvisiert.
- Ahrensburg: Das erwartet Besucher beim Pubquiz im Marstall
- ZDF-Serie „Herzkino“: Bredenbeker Teich wird zum Fernsehstar
- Bargteheide setzt unvergessener Theaterchefin ein spätes Denkmal
Kritik für die Entscheidung der Verwaltung, auf ein Jubiläumsfest zu verzichten, kommt vom Ahrensburger Stadtforum. „Es ist einfach traurig und schade für Ahrensburg, dass die Stadt nichts machen wird“, sagt Götz Westphal, der Vorsitzende der Kaufleutevereinigung. Solche Feierlichkeiten seien ein wichtiges Aushängeschild für eine Stadt.
2014 feierte Ahrensburg groß die erste Erwähnung des Ortes vor 700 Jahren
Der Verweis auf fehlendes Personal erstaune ihn. „Es gibt schließlich einen ganzen Fachdienst für Kultur im Rathaus und wir haben auch einen Citymanager, der sich an der Erstellung eines Programms beteiligen könnte“, so Westphal. Ob das Stadtforum eigene Veranstaltungen zum Jubiläum plant, lässt der Vorsitzende offen. Das sei aber sehr wahrscheinlich. „Es gibt Überlegungen, besonders mit Blick auf das Stadtfest im kommenden Jahr“, sagt Westphal.
Christian Schubbert (Grüne), Vorsitzender des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses, äußert hingegen Verständnis. „Die Situation ist bedauerlich, aber sie ist wie sie ist und wir sollten das Beste daraus machen“, sagt er. Dazu gehöre, die ohnehin geplanten Veranstaltungen offensiver zu bewerben und dadurch mehr Menschen anzusprechen.
Angespannte Haushaltslage schränkt den Spielraum der Stadt ein
Der Grünen-Politiker erinnert daran, dass Ahrensburg erst 2014 700 Jahre Ortsgeschichte groß gefeiert habe, unter anderem mit einer Ausstellung im Marstall. „Man kann darüber streiten, ob das Gründungsjahr des Ortes nicht ohnehin wichtiger ist als das Jubiläum der Stadtrechte.“
Schubbert sagt: „Das Personal ist leider nicht da und auch, wenn wir die Organisation solcher Feierlichkeiten extern vergeben würden, bräuchte es jemanden im Rathaus, der alles koordiniert.“ Zur Wahrheit gehöre auch, dass es angesichts der angespannten Haushaltslage mit einem erwarteten Fehlbetrag von 15 Millionen Euro im kommenden Jahr schlicht schwer darstellbar sei, größere Summen in Festlichkeiten zu investieren.