Bargteheide. CDU und Wählergemeinschaft WfB wehren sich gegen Angriffe der Grünen. Warum eine Wiese den Konflikt lösen könnte.
Die Kontroverse um das Wohnungsbauprojekt Am Maisfeld weitet sich aus. Dort sollen wegen 16 fehlender Parkplätze 13 Wohnungen weniger entstehen, als nach einer Kostenkalkulation möglich wären. Elf davon wären Sozialwohnungen. Nach einem Post der Grünen in der Facebook-Gruppe „Du lebst schon lange in Bargteheide, wenn …“ schlagen die Emotionen jetzt hoch.
Dort hatte das Fraktionsmitglied Matthias Leidner die CDU und die Wählergemeinschaft WfB indirekt beschuldigt, elf Familien müssten nun weiter „händeringend nach einer bezahlbaren Wohnung suchen“. WfB-Fraktionschef Norbert Muras sprach daraufhin von einer „Schlammschlacht“ der Grünen im Vorfeld des Kommunalwahlkampfes.
Wie bereits berichtet, wollen die Stadtwerke Bargteheide auf einem städtischen Grundstück öffentlich geförderten Wohnraum realisieren. Für das Areal hatte das Planungsbüro Drees & Sommer zwei mögliche Bebauungsvarianten vorgelegt: Eine große mit 76 Wohneinheiten und eine kleinere mit 63, von denen 47 dem Kontingent bezahlbarer Wohnraum zuzuordnen wären.
13 Wohnungen gekürzt, weil Autos Vorrang haben?
In einer ersten Abstimmung im Planungsausschuss hatten CDU und WfB die große Lösung mit dem Hinweis auf 16 fehlende Fahrzeugstellplätze abgelehnt. Zudem würden sich die drei geplanten Gebäude mit bis zu vier Stockwerken überhaupt nicht in die vorhandene Siedlungsstruktur einfügen.
Leidner hatte das in seinem Post mit dem Satz „Erst kommt das Auto, dann kommt der Mensch“ kommentiert. Außerdem würden die beiden Fraktionen für das städtische Wohnungsbauprojekt mehr Parkplätze verlangen, als es die Landesbauordnung vorsehe. Das sei ein „Rückschritt“, der so nicht hingenommen werden dürfe.
Statt Wohnungen war erst Supermarkt geplant
WfB-Fraktionschef Muras wies in seiner Replik darauf hin, dass auf dem städtischen Baufeld Am Maisfeld ursprünglich gar keine viergeschossigen Wohnblöcke vorgesehen gewesen seien, sondern ein Supermarkt. Dafür habe sich aber kein Investor gefunden. Deshalb sollten dort schon vor vielen Jahren Wohnungen gebaut werden.
„Der von der ehemaligen Bürgermeisterin beauftragte Investor tat jedoch jahrelang nichts und die Grünen auch nicht“, so Muras. Letztlich hätten CDU, SPD, FDP und WfB die Initiative ergriffen. Und darauf gesetzt, dass sich bei dem Projekt unter Regie der Stadtwerke Bargteheide auch an die städtische Stellplatzrichtlinie gehalten werde.
Keine Sozialwohnungen Am Krögen und am Südring
„Wir wollen eben nicht, dass Fahrzeuge, die eigentlich auf dem Baugrundstück stehen müssten, dann alle Straßen in diesem Bereich zuparken“, argumentiert Muras. Negativbeispiele gebe es bereits zuhauf, unter anderem im Kamp, in der Bachstraße und im Tremsbütteler Weg. Weitere Leidtragende seien neben anderen Anwohnern und Radfahrern auch die Eltern der Kinder, die die Kita Am Maisfeld gegenüber des Bauareals besuchen. „All das sind zwingende Gründe für die kleinere Version“, so Muras.
Es könne nicht sein, dass nun versucht werde, alle Versäumnisse und Sünden der Vergangenheit mit diesem einen sozialen Wohnungsbauprojekt wiedergutmachen zu wollen. „Weder in der von den Grünen gepriesenen Ökosiedlung am Krögen sind Sozialwohnungen entstanden, noch wird es sie beim Prestigeprojekt Südtor an der Kreuzung Südring/Hamburger Straße geben. Wo ist da ihr Aufschrei geblieben?“, fragt Muras.
Entstehen neue Wohnungen auf Wacker-Areal?
Zur Wahrheit gehöre auch, dass von den elf vielleicht entfallenden Wohnungen allein sechs für Einzelpersonen vorgesehen waren, zwei für Zweipersonenhaushalte und lediglich drei für Familien. „Die von den Grünen behaupteten elf händeringenden Familien hätten auf dem Areal der Stadtwerke also ohnehin kein Zuhause finden können“, erklärt Muras.
Auch die CDU reagiert scharf auf die Attacken der Grünen. Norbert Siemer sprach von einer banalen „Scheinheiligkeit“, die zudem die Komplexität der Gesamtsituation ignoriere. Wenn den Grünen mehr geförderter Wohnungsbau angeblich so wichtig sei, dann sollten sie sich doch lieber dafür einsetzen, die abgängige Villa Wacker zu entfernen, um dort, in Bahnhofsnähe und zentrumsnah, sozial geförderten Wohnungsbau umzusetzen. „Zumal dort weit mehr als die am Maisfeld entfallenden 13 Wohnungen möglich sind“, so Siemer.
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Doch selbst dieses Thema ist aus Sicht der Wählergemeinschaft noch nicht vollends abgehakt. „Wir sind für gute Kompromisse nach wie vor offen“, sagt WfB-Fraktionschef Norbert Muras. Da das grüne Dreieck zwischen der Kruthorst-Gabel nur zum Teil durch den Investor Valorum bebaut werde, habe er die Verwaltung gebeten zu prüfen, ob auf dem nördlich gelegenen Areal (auf unserer Grafik rechts vom Valorum-Grundstück) der Bau weiterer Autostellplätze möglich sei. „Sollte das machbar sein, wären für uns sogar die 13 zusätzlichen Wohneinheiten auf dem Stadtwerke-Grundstück denkbar – aber nur dann“, bekräftigte Muras.
„Grünes Wunschdenken und das Ignorieren der Realität führen nur zu weiteren Problemen“, ergänzt Gerhard Artinger, Vorsitzender der Wählergemeinschaft. Die WfB werde sich weiter für die dringend notwendige Schaffung von preiswerten Wohnungen einsetzen. Als mögliche Beispiele nannte er den geplanten Neubau im Nelkenweg und An den Stücken 49. „Dafür brauchen wir aber Augenmaß und die Unterstützung der Bürger, weil es sonst keine breite Akzeptanz für solche Projekte geben wird“, ist Artinger überzeugt.