Oststeinbek. Jakob Rohde stellt wieder ein Charity-Turnier in Oststeinbek auf die Beine. Schwächeren zu helfen liegt ihm im Blut.

Sich unterzuordnen ist nicht wirklich sein Ding. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Jakob Rohde. Anstatt ein Angestelltenverhältnis einzugehen, wagt er im Alter von 19 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit. Sein Engagement in der Politik: eingestellt. Er sei da nicht frei gewesen, habe oft mit der Meinung hinterm Berg zurückgehalten. Bei gewissen Themen wollte die Partei demnach eine andere Richtung einschlagen. „Ich möchte Sachen so umsetzen, wie ich es für richtig halte“, sagt der 57-Jährige. Das gelingt ihm im Ehrenamt zum Beispiel als Vorsitzender des Oststeinbeker Flüchtlingshilfevereins.

Der Mann legt sich für die Schwachen in der Gesellschaft und Hilfsbedürftige allgemein ins Zeug, hat dafür ein Projekt initiiert, dessen Nutznießer diesmal die Glinder Tafel ist. Bereits zum achten Mal richtet Rohde ein Charity-Golfturnier auf der Anlage in Oststeinbek aus. Treffpunkt ist am Sonntag, 24. September, um 9 Uhr (Meessen 38). Interessierte können sich noch anmelden.

Golfen für den guten Zweck: Ein besonderer Mann lädt ein

Sein Einsatz vor allem für Menschen mit Migrationshintergrund verwundert nicht. Rohde hat ihn selbst. Er wird in der Türkei nahe der Grenze zu Syrien geboren, hat fünf Geschwister. Die Eltern sind Landwirte und Eigenversorger. Und aramäische Christen – eine ethnische Minderheit. „Wir sind damals zwischen die Fronten der Regierung und der PKK geraten, waren aber neutral. Ein normales Leben ist dort nicht mehr möglich gewesen. Wegen des Konflikts haben wir die Region verlassen“, so Rohde. Mit zwölf Jahren kommt er nach Hamburg. Die Familie stellt einen Asylantrag, lebt vorerst bei einem Onkel und findet schließlich in Bergedorf eine eigene Bleibe.

Rohde lernt binnen sechs Monaten die deutsche Sprache, startet hierzulande in der sechsten Klasse. Er möchte eigentlich Archäologie studieren, macht dann aber nach dem Hauptschulabschluss eine Lehre als Kfz-Mechaniker und wird Unternehmer: mit einer eigenen Werkstatt in Hamburg-Harburg. Inzwischen haben Sohn (32) und Tochter (34) den Betrieb übernommen. Der Gründer agiert jetzt nur noch im Hintergrund als Berater, hält sich aus dem Tagesgeschäft raus. Er ist längst deutscher Staatsbürger und spricht akzentfrei.

Durch Geschäftsübergabe mehr Zeit für soziales Engagement

„Durch die Geschäftsübergabe habe ich mehr Zeit für das soziale Engagement“, sagt Rohde, der seit 1998 in Oststeinbek lebt. Wobei er sich schon früher im Ehrenamt verdient gemacht hat. In der aramäischen Gemeinde Hamburg leitet er eine Jugend- sowie Tanzfolkloregruppe, ist Mitbegründer des Sportvereins SVS Mesopotamien und viele Jahre Beirats- und Vorstandsmitglied eines Kulturvereins. Seit mehr als zwei Jahrzehnten hat Rohde ein CDU-Parteibuch.

In Oststeinbek war er einst bei allen Fraktionssitzungen dabei und stellvertretendes Mitglied im Bauausschuss. „Ziel war seinerzeit ein Platz in der Gemeindevertretung“, sagt Rohde. Vor sieben Jahren macht er Schluss. „Man unterlag Fraktionszwängen. Das hat mich gestört“, sagt er rückblickend. Ein Parteiaustritt ist für ihn kein Thema, noch heute habe er Kontakte zu Entscheidungsträgern wie zum Beispiel dem Fraktionsvorsitzenden Patrick Klose, der damals noch nicht in dieser Funktion gewesen ist.

Flüchtlingshilfeverein zahlt Lehrkräfte für Sprachkurse

Stattdessen widmet sich Rohde intensiv der Flüchtlingshilfe. Von Beginn an ist er Vorsitzender des Vereins, der im Januar 2015 entsteht. Derzeit hat die Organisation rund 50 Mitglieder. Sie ruft die Fahrradwerkstatt mit zwei Terminen pro Woche ins Leben sowie eine Kleiderkammer, wo Spenden für Bedürftige gesammelt werden. Beim internationalen Abend immer mittwochs von 19 bis 21 Uhr in den Räumen der Kirche können Einheimische Kontakte mit Menschen aus Kriegs- und Krisenregionen knüpfen. Der Verein stellt Lesepaten für die Grundschulen in Oststeinbek sowie Glinde am Tannenweg ab.

Als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine kommen auch Menschen von dort nach Oststeinbek. Darauf hat der Verein reagiert. „Wir haben eigene Sprachkurse, zahlen die Lehrkräfte“, sagt Rohde. Im Billstedter Schwimmbad geben er und seine Mitstreiter mithilfe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Kindern aus fremden Ländern Unterricht. Es wird nicht weniger Arbeit. „Ich habe schon 2015 gesagt, dass uns diese Situation über Jahre weiterbeschäftigen wird“, so Rohde, der auch dem Stiftungsrat der Brigitte-Voß-Stiftung angehört. Die setzt sich für ein größeres Netz von Ersthelfern ein und schafft Defibrillatoren für Retter an.

Charity-Golfturnier – „wollen die Gemeinde nicht noch mehr belasten“

Natürlich spricht Rohde sich bei vielen Dingen mit dem Rathaus ab. Etwa wenn es darum geht, dem Verein Räume zur Verfügung zu stellen. „Um Projekte für Flüchtlinge zu machen, braucht man finanzielle Mittel. Wir wollten die Gemeinde aber nicht noch mehr belasten“, sagt er zu den Beweggründen, ein Charity-Golfturnier zu veranstalten.

2016 war Premiere, Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer ist seitdem Schirmherr. Selbst in Corona-Zeiten wurde fleißig abgeschlagen und eingelocht für den guten Zweck. Die ersten beiden Jahre für Flüchtlinge, ab 2018 für die Kinderkrebshilfe und nun für die Glinder Tafel.

Die Teilnahme am Golfturnier kostet 30 Euro

Rohde hatte im Golfclub eine Lebensmittelspendenaktion für Flüchtlinge initiiert. „Es ist so viel zusammengekommen, dass ich den Vorsitzenden der Tafel angerufen habe mit dem Angebot, etwas abzugeben.“ Er habe die Einrichtung im Glinder Gutshaus dann besucht und erkannt, dass man dort weitere Hilfe benötige. In der Vergangenheit sind beim Golfturnier zwischen 2500 und 3000 Euro zusammengekommen.

Der Club stellt den Platz kostenfrei zur Verfügung. „Und er steuert Geld bei, mal 300, mal 800 Euro“, sagt Rohde, der auch bei Unternehmen vorspricht und um Unterstützung bittet. Zum Beispiel sammelt er Sachspenden für die Tombola. Teilnehmer können Lose kaufen. Die Startgebühr beträgt 30 Euro inklusive kleinem Imbiss. Bislang sind 37 Personen registriert, maximal dürfen es 80 sein. Gespielt wird auf einem Neun-Loch-Platz. Anmeldungen beim Golfclub sind unter der Telefonnummer 040/41 30 49-0 möglich.

Anerkennung für sein ehrenamtliches Wirken hat Rohde bereits bekommen. Beim Neujahrsempfang 2018 der Gemeinde erhielt er stellvertretend für den Flüchtlingshilfeverein den mit 2500 Euro dotierten Helmut-Landt-Preis der Stiftung Erwin Baer. Von dem Geld hat er für seine Helfer eine Schiffstour organisiert.