Bad Oldesloe. Der Geburtstag wird mit einem bunten Programm gefeiert. Warum es ein Haus von Frauen, aber nicht nur für Frauen ist.

Als Dagmar Greiß vor ein paar Jahrzehnten nach Schleswig-Holstein kam, da fiel ihr eine Sache auf: „Überall gibt es Herrenhäuser, aber keine Häuser für Frauen“, so Greiß. Das wurmte sie. Dieser Grundgedanke, ein Haus für Frauen zu schaffen, führte 1998 zur Geburtsstunde des Vereins „Bella Donna – Ein Haus von Frauen“. Fünf Jahre sollte es noch dauern, bis die Einrichtung das Licht der Welt erblickte.

2003 wurde das Bella Donna Haus schließlich in der Bahnhofstraße in Bad Oldesloe eröffnet. Seitdem ist viel passiert. In diesem Jahr wird das Haus 20 Jahre alt. Der Geburtstag wird mit einem bunten Programm gefeiert. Das Konzept ist denkbar einfach: „Es ist ein Haus von Frauen, aber nicht nur für Frauen“, sagt Birgit Mahner, die langjähriges Vereinsmitglied ist. Hinter dem außergewöhnlichen und laut der Beteiligten deutschlandweit einzigartigen Projekt steht ein feministischer Grundgedanke.

Im Bella Donna Haus sollen Arbeit, Begegnung, Kultur und Soziales Platz haben

Das von ehrenamtlichen Frauen geschaffene Haus soll ein Ort sein, an dem Arbeit, Begegnung, Kultur und Soziales Platz haben. Es geht um ein basisdemokratisches Miteinander, eine „Förderung der in der Gesellschaft vernachlässigten positiven weiblichen Anteile des menschlichen Füreinanderstehens, der Wertschätzung und der Achtsamkeit“, heißt es auf der Internetseite des Bella Donna Hauses.

Das Haus ist Kultur- und Veranstaltungsort und wird derzeit von acht festen Mieterinnen genutzt: Vom Verein Frauen helfen Frauen Stormarn, von der Heilpraktikerin Sylvia Heinsohn, der medizinischen Massage- und Physiotherapiepraxis von Mareile List, der sozialen Einrichtung Oase, dem Restaurant MaiThai, der Schreibberatung von Birte Stark, dem Weltladen Bad Oldesloe und der Familienberatung Zwergenhilfe von Sabine Wisniewski.

Neun Frauen gründeten 1998 den Trägerverein des Bella Donna Hauses

„Als ich damals von meiner Vision erzählte, bekam ich oft zu hören: Tolle Idee, mach das“, sagt Ideengeberin und Initiatorin Dagmar Greiß. Als sie dann jedoch aus dem Kolleginnenkreis der Beratungsstelle von Frauen helfen Frauen, in der sie selbst tätig war, zu hören bekam: „Tolle Idee, wir machen das“, nahm die Sache Gestalt an. Auf einmal hatte Greiß Unterstützerinnen an ihrer Seite, die wie sie etwas bewegen wollten.

Gemeinsam mit acht weiteren Frauen gründete sie am 30. September 1998 den gemeinnützigen Verein Bella Donna, der Träger des Hauses ist. Es wurden potenzielle Mieterinnen gesucht, eine Bank für die Finanzierung. Auch ein Objekt wurde schnell gefunden: nämlich die ehemalige Weizenmühle am Pferdemarkt. Doch daraus wurde nichts: Ein Investorenwechsel bedeutete das Aus für die Pläne des Vereins. Das Vorhaben bekam einen gehörigen Dämpfer.

Vor 20 Jahren wurde das Bella Donna Haus in der Bahnhofstraße in Bad Oldesloe eröffnet. Der Geburtstag soll gebührend gefeiert werden. 
Vor 20 Jahren wurde das Bella Donna Haus in der Bahnhofstraße in Bad Oldesloe eröffnet. Der Geburtstag soll gebührend gefeiert werden.  © Juliane Minow

2002 kauften die Frauen ein leerstehendes Industriegebäude in der Bahnhofstraße

Doch die Frauen gaben nicht auf: 2002 kauften sie die seit Jahren leerstehende Industrieimmobilie in der Bahnhofstraße, die einst das Autohaus Kickbusch und später das Sanitätshaus Schütt und Grundei gewesen war. „Wir haben das Haus komplett ohne Förderung aus der öffentlichen Hand mit Bank- und Privatkrediten finanziert“, so Birgit Mahner, die von Anfang an mit dabei ist. Bis heute finanziert sich das Projekt durch Mieten und Spenden. „Eine regelmäßige öffentliche Förderung bekommen wir nicht“, so Dagmar Greiß. Verschiedene Projekte wie Konzerte oder Ausstellungen werden aber von der Stadt und dem Land unterstützt.

Neun Monate lang wurde das rund 900 Quadratmeter große Haus aus- und umgebaut. Schon damals achteten die Frauen auf Nachhaltigkeit. „Das Haus ist mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, hat ein Gründach und eine Regenrückhaltezisterne für die Toilettenspülung“, so Dagmar Greiß. Mit einem integrativen und inklusiven Kochprojekt, dem Restaurant „Bellas Kochsalon“, das die ehrenamtlichen Frauen bis 2007 betrieben, lebten sie Gleichbehandlung und Einbeziehung von Menschen mit und ohne Behinderung unabhängig von Herkunft oder anderen Faktoren, bevor es die Begriffe Integration oder Inklusion überhaupt so richtig gab.

Inklusion, Integration, Nachhaltigkeit: Frauen waren in vielen Bereichen Vorreiterinnen

„Ich denke, wir waren und sind in vielen Bereichen Vorreiterinnen“, sagt Dagmar Greiß. Vor 20 Jahren noch haben sich die Frauen regelmäßig rechtfertigen müssen für das, was sie tun. Heute sei Feminismus mehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen, obgleich es noch viel zu tun gebe. Neben gesellschaftlichen Herausforderungen hat auch das Bella Donna Haus für die Zukunft noch einiges vor. Greiß: „Es wäre schön, wenn es in 20 Jahren abbezahlt ist, wenn somit Kapital in Frauenhand ist und wir mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, wichtige Projekte unterstützen können.“ Außerdem arbeite der Verein, der aktuell 13 aktive Mitglieder hat, davon zwei hauptamtlich in Teilzeit angestellte Frauen, daran, sich zu verjüngen. Der Prozess finde bereits statt: Das jüngste Mitglied ist 19 Jahre alt.

Um den runden Geburtstag gebührend zu feiern, ist für Mittwoch, 23. Augst, von 11 bis 13 Uhr ein Empfang im Bella Donna Haus (Bahnhofstraße 12) geplant. Nach einer Begrüßung von Bärbel Nemitz aus dem Vorstand sprechen Marjam Samadzade, Schleswig-Holsteins Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung, Landrat Henning Görtz, Bürgerworthalterin Hildegard Pontow, Schirmfrau Angelika Birk und Marion Bolfeld vom Vorstand von Frauen helfen Frauen.

Für musikalische Untermalung sorgen Greta Greiß an der Gitarre und Jana De Troyer am Saxofon. Von 13 bis 15 Uhr gibt es einen Tag der offenen Türen, bei dem die Mieterinnen des Bella Donna Hauses ihr Programm im Saal vorstellen. Ab 20 Uhr gibt Musikerin Bernadette La Hengst ein Konzert. Karten kosten 20 Euro, ermäßigt 15 Euro. Das Programm am 23. August steht interessierten Männern und Frauen offen. Am Sonnabend, 26. August, gibt es unter dem Motto „Revue 20 Jahre Weiberwirtschaft“ ein Fest, an dem nur Frauen teilnehmen dürfen. Der Eintritt kostet 20 Euro, ermäßigt 15 Euro. Anmeldungen sind unter Tel. 04531/89 18 37 und per E-Mal an buero@bella-donna-haus.de möglich.