Bad Oldesloe. Nachbarhaus wird abgerissen, dabei geht falsche Hauswand zu Bruch. Schuld sind offenbar fehlerhafte Baupläne.
Nachdem das Nachbarhaus abgerissen wurde, klafft in der Fassade des Oldesloer Bella-Donna-Hauses in der Bahnhofstraße ein riesiges Loch. Die Besitzerinnen des „Haus für Frauen“ sind schockiert. Die mit dem Abriss beauftragte Firma Wernecke weist die Schuld von sich: Laut den Bauplänen hätte es in dem jetzt beschädigten Haus eigentlich eine Brandschutzwand geben müssen. Doch plötzlich blickten die Arbeiter in einen Raum.
Vereinsvorsitzende sind fassungslos
Dagmar Greiß und Astrid Lobreyer stehen an einem Bauzaun. Dahinter liegen Betonreste, eine verbeulte Badewanne, Heizkörper und kaputtes Glas. Dort, wo am Dienstag noch ein dreistöckiges Gebäude stand, thront jetzt ein großer Bagger auf einem Schutthaufen. Das wäre alles nicht weiter spektakulär – wäre da nicht noch das riesige Loch in der Wand des Bella-Donna-Hauses. Von Außen haben Fußgänger freie Sicht auf die Räume der im ersten Stock ansässigen Heilpraxis. Ein Waschbecken ist zu erkennen, der dazugehörige Spiegel liegt jetzt auf dem Schutt.
„Wir sind fassungslos“, sagt Dagmar Greiß vom Vorstand des Vereins, dem das jetzt beschädigte Gebäude gehört. Das Nachbarhaus wurde in der Nacht abgerissen. Am nächsten Morgen entdeckte dann eine Mieterin den Schaden. „Wir sind weder vom Bauherren noch vom Abrissunternehmen informiert worden“, ärgert sich Dagmar Greiß. Dabei, so sagt sie, habe der Vorstand durchaus den Kontakt mit dem Eigentümer gesucht. „Wir haben gesagt, dass das eine empfindliche Stelle ist und jetzt ist das passiert, was wir befürchtet haben“, sagt Büromanagerin Astrid Lobreyer.
Abrissunternehmer weist Schuld von sich
Das jetzt abgerissene Gebäude stand bereits, als das heutige Bella-Donna-Haus in den 50er-Jahren angebaut wurde, das als kulturelle und soziale Begegnungsstätte für Frauen dient. Bei dem Bau verzichtete der damalige Bauherr offenbar auf eine eigene Wand zwischen Alt- und Neubau. Trotz Auflage wurde eine Brandschutzwand nie nachgerüstet – wie sich jetzt auf brachiale Art zeigte.
„Ich finde es nicht in Ordnung, wie das vom Bella Donna Haus dargestellt wird, wir hatten keine Schuld“, sagt Bauunternehmer Karl Friedrich Wernecke dem Hamburger Abendblatt. Laut den Plänen hätte es eine weitere Mauer geben müssen, die die beiden Gebäude voneinander trennt. „Doch die wurde offenbar nie gebaut und das war vor Ort auch nicht ersichtlich“, sagt Wernecke. Er saß selbst auf dem Bagger, als plötzlich die Wand nachgab. „Es kann immer mal etwas passieren aber in diesem Fall war das nicht unser Fehler.“
Statiker prüft, ob Gebäude gesperrt werden muss
Die Schuldfrage wird nun in den nächsten Tagen und Wochen geklärt werden müssen. Heilpraktikerin Monika Möller hat von ihrem Waschbecken aus jetzt unfreiwillig einen freien Blick auf die Bahnhofstraße in der Kreisstadt: „Vor ein paar Jahren hatten wir immer wieder mit Einbrüchen zu tun und jetzt kommt buchstäblich die nächste Baustelle.“ Sie müsse jetzt natürlich erst mal in andere Räume umziehen.
Die Wand wird jetzt provisorisch mit Sperrholzplatten geschlossen. Ein Statiker wird überprüfen, ob das Gebäude auch weiterhin genutzt werden kann oder ob Teile gesperrt werden müssen. Schon jetzt fragen sich die Frauen vom Bella-Donna-Haus, wie sie die mögliche Sanierung bezahlen sollen und hoffen auf Unterstützung durch Spenden.