Ahrensburg. „The Dark Side of the Moon“ von Pink Floyd wird 50 Jahre alt. Ausstellung im Marstall zeigt Werke der Designagentur Hipgnosis.
Ein weißes Dreieck auf schwarzem Grund, in dem sich ein weißer Lichtstrahl bricht und als Regenbogen in seine Spektralfarben auffächert: Das Motiv, das auf den ersten Blick simpel daherkommt, ist mittlerweile zum Symbol des Rock ‘n’ Roll, zum wohl berühmtesten Albumcover der Musikgeschichte avanciert. Die Rede ist natürlich von „The Dark Side of the Moon“, dem achten Studioalbum der britischen Rockband Pink Floyd. 1973 erschienen, wurde es über 50 Millionen mal verkauft und zählt heute zu den meistverkauften Musikalben weltweit.
Nicht nur das Album selbst, sondern auch das ikonische Cover aus der Feder der Grafikdesignagentur Hipgnosis, gegründet von Aubrey Powell und Storm Thorgerson, feiert in diesem Jahr 50. Geburtstag. Das zelebrieren die Stiftungen der Sparkasse Holstein in Kooperation mit der Browse Gallery Berlin und dem Kurator John Colton als Sommerausstellung in Ahrensburg: Von Freitag, 7. Juli, bis Sonntag, 24. September, ist „Hipgnosis – Album Cover Art & Photo Design by Aubrey Powell & Storm Thorgerson Celebrating 50 Years of The Dark Side of the Moon“ in der Galerie des Kulturzentrums Marstall (Lübecker Straße 8) zu sehen.
Zur Eröffnung kommen Hipgnosis-Gründer Aubrey Powell und Moderator Peter Urban
Am Eröffnungstag dürfen Gäste sich auf doppelt prominenten Besuch freuen: Nicht nur der NDR-Kultmoderator Peter Urban, sondern auch Aubrey Powell höchstpersönlich wird vor Ort sein. Duscha Rosen von der Browse Gallery eröffnet um 16 Uhr die Ausstellung. Um 19 Uhr wird Powell in Begleitung von Urban Frage und Antwort stehen und im Anschluss an das Gespräch in englischer Sprache Platten und Bücher signieren.
Was das Geheimnis hinter „The Dark Side of the Moon“ ist und warum es trotz des riesigen Erfolges nicht sein Lieblingscover ist, verriet Powell vorab. Dass das 1972 entworfene Cover heute weltbekannt ist, habe er vor 50 Jahren, als Hipgnosis noch am Anfang stand, nicht geahnt. „Als Pink Floyd uns mit der Gestaltung des Albums beauftragte, wusste ich zuerst nicht so recht, wie es aussehen soll“, so Powell.
Das Motiv des weltberühmten Covers geht auf ein Werk von 1942 zurück
Die Idee kam von seinem mittlerweile verstorbenen Kollegen Storm Thorgerson. Das Motiv geht auf ein 1942 von Alex Steinweiss entworfenes Cover für Beethovens 5. Klavierkonzert zurück. „Storm Thorgerson sah das Bild und sagte: Das ist es.“ In der Vorlage bricht sich ein Lichtstrahl statt an einem Prisma an einem weißen Flügel. Powell: „Als wir der Band unser fertiges Cover gezeigt haben, gab es keine Fragen, keine Einwände“, erinnert sich Powell. „Sie haben nur gesagt: Wir wollen es.“
Mit ihrer Arbeit zu „The Dark Side of the Moon“ wurde Hipgnosis weltberühmt. Waren auf Albumcovern bis dato klassischerweise die Band und der Albumtitel zu sehen, revolutionierte Hipgnosis die Gestaltung von Platten Anfang der 1970er-Jahre grundlegend, erhob sie zur eigenen Kunstform. Mehr als 415 Cover entwarfen die Designer zwischen 1968 und 1983 für Bands und Künstler wie Pink Floyd, AC/DC, Genesis, Peter Gabriel oder Paul McCartney. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk ist in Form von großformatigen Siebdrucken und Fine Art Prints im Marstall zu sehen.
Trotz großer Popularität: „The Dark Side of the Moon“ ist nicht Powells Lieblingscover
War „The Dark Side of the Moon“ doch der Türöffner für alles, was danach kam – sein Lieblingscover ist es dennoch nicht, so Powell: „Es ist sehr grafisch und eigentlich nicht das typische Hipgnosis-Design“, so der 76-Jährige. „Die meisten unserer Cover sind komplexer, oft in Form von Montagen, und erzählen Geschichten.“
Eine seiner liebsten Arbeiten sei das Cover zu AC/DCs „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ von 1976, das eine Montage von Menschen mit schwarzen Balken vor den Augen zeigt und auch in Ahrensburg zu sehen ist. „Ich mag, dass es so modern ist“, sagt Powell. „Es sieht aus, als ob es gestern designt worden sein könnte.“ Eine kleine Anekdote: „Als ich damals Angus und Malcolm Young, diese kleinen, jungen Brüder, traf, hätte ich nie gedacht, dass aus ihnen etwas werden würde“, so Powell über die Gründer der weltberühmten Hardrockband. Was dann passierte, ist Geschichte.
Powell bescheiden: „Ohne Pink Floyd wäre das Cover heute nicht so bekannt“
Warum jedoch gerade „The Dark Side of the Moon“ heute das berühmteste Werk von Hipgnosis ist, in dieser Sache gibt Powell sich bescheiden. „Ich denke, ohne Pink Floyd und den großen Erfolg des Albums wäre es nie so bekannt geworden“, sagt er. Nicht nur das Design selbst, sondern auch die Musik dahinter hätten zur Popularität beigetragen. Powell: „Ich würde gerne die Lorbeeren dafür einheimsen, aber das wäre nicht die ganze Wahrheit.“
So oder so: Fans hat das Albumcover indes wohl genug – einer davon ist übrigens Peter Urban, der sich auf die Ausstellungseröffnung und das Gespräch mit Powell freut: „Hipgnosis war das führende Designstudio in den 70ern, originell, fantasievoll, reich an Ideen, die ohne Computerhilfe und Photoshop realisiert wurden“, so der Journalist und Moderator. „Es ist großartig, diese bahnbrechenden Plattencover-Kreationen in einer Ausstellung zu bewundern und Aubrey Powell, das letzte überlebende Mitglied des Büros, persönlich erleben zu können.“
Ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung
Die Ausstellung ist von mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 6 Euro oder 4 Euro für Moingirokontoinhaber. Auszubildende, Studenten und Menschen mit Behinderungen zahlen 2 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren ist der Eintritt kostenfrei.
- Nahverkehr: Ahrensburg gründet Arbeitsgruppe zum Neubau der S4
- Nach großem Krötensterben: Nabu fordert Konsequenzen
- Bad Oldesloe plant Kitaneubau im Gewerbegebiet West
Ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung. Es richtet sich an Jung und Alt, ein Schwerpunkt liegt auf einem Ferienprogramm für Kinder, Jugendliche und Familie vom 7. Juli bis zum 22. August. Alf Burchardt, Musikjournalist und Autor, und der Fotograf Bernd Jonkmanns bieten Vorträge an. Am Donnerstag, 27. Juli, geht es um die Anfänge von Hipgnosis, am Donnerstag, 10. August, stehen die Hochphase der Agentur in den 1970er-Jahren und das Album „The Dark Side of the Moon“ im Mittelpunkt. Am Donnerstag, 14. September, sind die 1980er-Jahre mit der Hinwendung zur Videoclip-Produktion an der Reihe. Start ist jeweils um 19 Uhr in der Galerie. Weitere Informationen zum Begleitprogramm und Tickets gibt es unter galerie-im-marstall.de.