Ahrensburg. Album von Pink Floyd gehört zu den Bestsellern der Musikgeschichte. Marstall zeigt 50 Plattencover, NDR-Kultmoderator kommt.

„The Dark Side of the Moon“, das achte Studioalbum von Pink Floyd, ist längst so legendär wie die britische Rockband selbst. Es gehört mit mehr als 50 Millionen verkauften Exemplaren zu den Bestsellern der Musikgeschichte und hat ähnlichen Kultstatus erlangt, wie „Thriller“ von Michael Jackson und „Back in Black“ von AC/DC. Im März 1973 erschienen, existiert Pink Floyds Meisterwerk inzwischen 50 Jahre. Das Jubiläum konnten Fans mit der Band unter anderem am 20. April bei einer totalen Mondfinsternis in Australien feiern. Die Sparkassenkulturstiftung zelebriert das besondere Ereignis mit einer Ausstellung vom 7. Juli bis 24. September in der Galerie im Marstall Ahrensburg.

„Zu sehen sein werden Album-Cover und Foto-Design von Aubrey Powell und Storm Thorgerson, den Gründern der bahnbrechenden britischen Grafikdesign-Agentur Hipgnosis“, sagt Katharina Schlüter, Geschäftsführerin der Kulturstiftung. In enger Kooperation mit der Browse Gallery Berlin und dem Kurator John Colton sei es gelungen, die besondere Werkschau als diesjährige Sommerausstellung nach Stormarn zu holen.

Londoner Agentur hat mehr als 350 Cover entworfen

Das Arthouse Hipgnosis revolutionierte Anfang der 1970er-Jahre die Gestaltung von Plattenhüllen und erhob sie praktisch zu einer eigenständigen Kunstform. Zwischen 1968 und 1983 entwarfen die Designer mehr als 350 Cover für Bands wie Pink Floyd, Led Zeppelin, Genesis und Yes, aber auch für herausragende Solo-Projekte von Musikern wie Ex-Beatle Paul McCartney, Peter Gabriel, Peter Frampton und David Gilmour.

Aubrey Powell, Mitbegründer der britischen Grafikdesign-Agentur Hipgnosis, kommt zur Eröffnung der Ausstellung anlässlich des 50. Geburtstags des Albums
Aubrey Powell, Mitbegründer der britischen Grafikdesign-Agentur Hipgnosis, kommt zur Eröffnung der Ausstellung anlässlich des 50. Geburtstags des Albums "The Dark Side of the Moon" von Pink Floyd in den Marstall Ahrensburg.  © Browse Gallery Berlin | Anton Corbijn

Geprägt waren die Hipgnosis-Arbeiten oft von zumeist surrealistisch inszenierten Fotografien, galten aber stets als ausgefeilte, komplexe Kompositionen. Etliche ihrer innovativen Entwürfe gelten bis heute als ikonisch. Dazu zählt mit Sicherheit das Cover für Pink Floyds Album „The Dark Side of the Moon“, mit dem die Agentur weltweit bekannt geworden ist.

Covermotiv hat ein Vorbild aus dem Jahr 1942

Es zeigt vor schwarzem Hintergrund die Brechung eines weißen Lichtstrahls an einem Prisma, der sich dadurch in die Spektralfarben auffächert. Das Motiv ist einem Cover-Klassiker von US-Grafikdesigner Alex Steinweiss entlehnt, das dieser bereits 1942 für Beethovens 5. Klavierkonzert gestaltet hatte. Wobei im Original ein Klavier statt eines Prismas für die Brechung des Lichtstrahls sorgt.

Im Entwurf von Powell und Thorgerson setzen sich die aufgefächerten Spektralfarben im aufgeklappten Teil des Covers fort und beschreiben dort grafisch einen Herzschlag, wie er am Anfang und am Ende des Albums zu hören ist. Für die Neuauflagen zum 20. und 30. Jahrestag der Albenveröffentlichung in den Jahren 1993 und 2003 war das Cover zwar neu bearbeitet, das Hauptmotiv jedoch beibehalten worden.

Musikalische Aufarbeitung des Barrett-Ausstiegs

Mit dem von Juni 1972 bis Januar 1973 in den Londoner Abbey Road Studios entstandenen Album „The Dark Side of the Moon” wollte Bassist und Songschreiber Roger Waters nach eigenem Bekunden den Ausstieg des einstigen Bandmitglieds Syd Barrett aufarbeiten, der Pink Floyd wegen aufkeimender Depressionen 1968 verlassen hatte.

Der ohnehin von einer pessimistischen Sicht auf die moderne Gesellschaft geprägte Waters, der sich jüngst mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert sah, wollte das Album indes auch als Kritik an bestehenden Machtstrukturen, den Zumutungen des Alltags und einer zunehmenden Entfremdung verstanden wissen. Dabei ist er unter anderem der Frage nachgegangen, warum das alles vor allem sensible Menschen wie Barrett in den Wahnsinn treiben kann.

Fine-Art-Prints und viele Schwarz-Weiß-Fotos

Die Ausstellung im Marstall zeigt eine Auswahl von Werken der Hipgnosis-Designer in Form von großformatigen Siebdrucken und Fine Art Prints, die Thorgerson und Powell einst in limitierten Editionen produzieren ließen. Ergänzt werden die Cover durch Schwarz-Weiß-Fotografien von Bands wie den Rolling Stones, Led Zeppelin und The Who.

Sah sich zuletzt mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert: Roger Waters.
Sah sich zuletzt mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert: Roger Waters. © HA | Kate Izor

Zur feierlichen Eröffnung am Freitag, 7. Juli, führt Duscha Rosen von der Browse Gallery Berlin um 16 Uhr in die Ausstellung ein. Ab 19 Uhr befragt dann der bekannte NDR-Moderator Peter Urban, der jahrelang den Eurovision Song Contest (ESC) begleitet hat, Hipgnosis-Mitbegründer Aubrey Powell. Im Anschluss an das Gespräch wird Powell Platten und Bücher der Besucher signieren.

Alf Burchardt, Musikjournalist und Autor, und der Fotograf Bernd Jonkmanns bieten währen der Laufzeit der Ausstellung Vorträge zu verschiedenen Themen an. Am 27. Juli geht es um die Anfänge von Hipgnosis, am 10. August stehen die Hochphase der Agentur in den 1970er-Jahren und das Album „The Dark Side of the Moon“ im Mittelpunkt. Am 14. September sind dann die 1980er-Jahre mit der Hinwendung zur Videoclip-Produktion dran. Start ist jeweils um 19 Uhr in der Galerie.

„Wir freuen uns sehr, das Projekt der Sommerausstellungen nach dem Start und Erfolg mit der Hundertwasser-Werkschau im Vorjahr als kulturelles Angebot für die Menschen in unserer Region nun weiterzuführen“, sagt Silke Boldt, Vorstandsmitglied der Sparkasse Holstein. Von der Ausstellung und dem umfangreichen Begleitprogramm erhoffe sich das Geldhaus, die Anziehungskraft der Galerie im Marstall in der Metropolregion Hamburg weiter erhöhen zu können.

Hipgnosis – Album Cover Art & Photo Design Ausstellung vom 7. Juli bis 24. September, Mi-So 11 bis 17 Uhr, Galerie im Marstall Ahrensburg (Lübecker Str. 8). Tickets zu 6 Euro / 4 Euro für Inhaber von moingiro!-Konten / ermäßigt 2 Euro (Kinder Jugendliche bis 17 Jahre frei) ab sofort unter www.galerie-im-marstall.de