Bad Oldesloe. Mega-Projekt ist fertig: Bis Ende Juli soll der Regelbetrieb starten. Wo sonst noch Windparks in Stormarn gebaut werden könnten.

Jürgen Fahl sieht zufrieden aus. Der Leiter der Stadtwerke Bad Oldesloe blickt auf die vier 180 Meter hohen Windräder, die sich langsam, aber stetig drehen und rund 13.300 Privathaushalte mit Strom versorgen sollen. Aktuell läuft noch der Probebetrieb des Windparks Schadehorn, der sich auf dem Gebiet der Stadt Bad Oldesloe zwischen dem Ortsteil Schadehorn und dem Ortsteil Havighorst der Gemeinde Feldhorst befindet. Bis voraussichtlich Ende Juli soll der Windpark komplett fertiggestellt und in den Regelbetrieb übergegangen sein.

„Es war eine Menge Arbeit, die aber auch viel Spaß gemacht hat und dessen Ergebnis mich mit Stolz erfüllt“, resümiert Fahl das Mega-Projekt, für das die Stadtwerke rund 20 Millionen Euro investiert haben. Es ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte des 1910 gegründeten städtischen Eigenbetriebes. Seit Der Windpark beschäftigt den Stadtwerkegeschäftsführer seit 2018. „Anfangs habe ich mich noch weitgehend alleine um das Projekt gekümmert, mittlerweile haben wir zur Unterstützung noch einen Ingenieur und einen Betriebswirt eingestellt.“

Die Planungen für den Windpark begannen 2018

Denn so ein Windpark ist nicht mal eben schnell errichtet. „Von den Gesprächen mit den Flächenbesitzern über die Genehmigungsverfahren bis hin zum eigentlichen Bau war viel zu tun“, so Fahl. Im Herbst 2018 begann das Projekt mit ersten Gesprächen mit den fünf Eigentümern des Landes, auf dem der Windpark errichtet wurde.

Das Gebiet ist vom Land Schleswig-Holstein als Vorranggebiet für Windenergienutzung ausgewiesen. Im Dezember 2020 ist die Teilaufstellung des Regionalplans für den Planungsraum III zum Thema Windenergie in Kraft getreten. Als Vorranggebiete in Stormarn werden unter anderem Flächen bei Travenbrück, Heilshoop und Rehhorst sowie besagte Fläche des Windparks Schadehorn ausgewiesen. Eine detaillierte Übersicht ist auf der Internetseite des Landes zu finden. „Mehrere Unternehmen hatten sich bei den Besitzern beworben“, so Fahl. „Wir sind sehr glücklich, dass die Stadtwerke als Betreiber des Windparks ausgewählt wurden.“

Die Stadt Bad Oldesloe profitiert von den Einnahmen des Windparks

Denn anders als bei einem privaten Unternehmen profitiert die Stadt Bad Oldesloe unmittelbar von den Einnahmen. „Es ist kein Geheimnis, dass mit Windenergie gute Gewinne erwirtschaftet werden können“, so Fahl. Das kommt den Menschen vor Ort zugute, denn das hundertprozentige kommunale Unternehmen führt einen Teil seiner Überschüsse an die Stadt ab.

Die vier Windräder haben eine Gesamtleistung von 16,8 Megawatt, sollen pro Jahr etwa 40 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren. Pro Kilowattstunde erhalten die Stadtwerke mindestens 6,6 Cent, möglicherweise auch etwas mehr. Das brauche das Unternehmen aber auch: „Wir haben zwar anfangs mit niedrigeren Erträgen gerechnet, dafür aber auch mit niedrigeren Kosten und Zinsen“, so Fahl. Beides sei in der Vergangenheit erheblich gestiegen.

Der Bau des Windparks ging schneller als geplant

Nachdem im Dezember 2019 die Nutzungsverträge unterschrieben worden waren, starteten im März 2020 ökologische Untersuchungen zum Schutz von Tieren wie Großvögeln und Fledermäusen. Diverse Genehmigungen mussten eingeholt werden. Fahl: „Das war gar nicht so einfach und hat zwischenzeitlich zu Verzögerungen geführt.“ Immerhin: Der Bau selbst ging dann sogar schneller als geplant. Dafür hatten die Stadtwerke die Enercon GmbH beauftragt, den größten deutschen Hersteller von Windenergieanlagen. „Die Firma hat zuverlässig und zügig gearbeitet“, so Fahl.

Im Mai 2022 begann der Wegebau, im Sommer wurden die Fundamente errichtet. Im Herbst wurden mit mehreren Schwertransporten die Komponenten der Windräder wie die Türme, Rotorköpfe, Rotorblätter und Gondeln geliefert. Im Frühjahr diesen Jahres begann der Probebetrieb, der im Moment noch in den Händen von Enercon liegt. „Wenn alle Kinderkrankheiten beseitigt sind, wird die Endabnahme stattfinden und die Stadtwerke Bad Oldesloe den Betrieb übernehmen“, so Fahl.

Warum stehen manche Windräder zeitweise still?

Die produzierte Energie wird in das Umspannwerk Reinfeld eingespeist und versorgt Haushalte in der Region bis nach Lübeck mit Strom – und das für wohl rund 25 Jahre. So lange soll der Windpark halten. Nach der Stilllegung sind die Stadtwerke zum Rückbau verpflichtet. Großen nennenswerten Widerstand aus der Bevölkerung habe es abgesehen von vereinzelter Skepsis nicht gegeben. Die Anlagen müssen mindestens 540 Meter von Wohnflächen entfernt sein. „Die meisten der Anwohner sind gleichzeitig auch Flächenbesitzer und profitieren damit auch finanziell von der Anlage“, so Fahl.

Immer wieder wundern Menschen sich darüber, dass Windräder hier und da still stehen. Sind solche Anlagen dann überhaupt sinnvoll, könnte sich mancher fragen. „Es ist tatsächlich so, dass Windkraftanlagen bei bestimmten Wetterlagen mit viel Wind und viel Sonne mehr Strom produzieren als benötigt wird“, so Fahl. Weil die Energie nicht gespeichert werden kann, werden Windräder dann teilweise auch abgeschaltet. „Das heißt aber nicht, dass der Windpark nicht trotzdem einen großen Nutzen hat. Er ist im Gegenteil ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende und ein großer Gewinn für unsere Region“, so der Stadtwerkegeschäftsführer.

Schadehorn ist übrigens bei Weitem nicht der einzige Standort in Stormarn, an dem Windkraft produziert wird. Eine Übersicht über sämtliche Windräder im Kreis listet der Digitale Atlas Schleswig-Holstein auf. In Stormarn befinden sich aktuell 39 Windkraftanlagen. Damit spielt der Kreis im Landesvergleich in Sachen Windkraft eine eher untergeordnete Rolle. Zum Vergleich: Im Nachbarkreis Herzogtum-Lauenburg stehen 60 Windkraftanlagen, im Kreis Segeberg sogar 55. Die meisten Anlagen beherbergen die Kreise Dithmarschen mit 821 und Nordfriesland mit 820.