Bad Oldesloe. Die vier neuen Anlagen im Ortsteil Schadehorn können fast die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs der Stadt durch Windenergie decken.

Bereits im nächsten Jahr sollen sie ans Netz gehen: Die Oldesloer Stadtwerke haben mit dem Aufstellen von vier Windrädern am Ortsteil Schadehorn begonnen. Mit einem ersten Spatenstich ist die Baustelle im Beisein von Bürgermeister Jörg Lembke offiziell eröffnet worden.

Anlagen versorgen bis zu 13.000 Vier-Personen-Haushalte

Bislang haben die Stadtwerke keine nennenswerten Erfahrungen im Bau und Betrieb von Windkraftanlagen gesammelt. Die lange betriebene und mittlerweile abgebaute Anlage bei Neufresenburg sei eher „ein Spielzeug“ gewesen, gemessen an dem Windpark, der jetzt errichtet wird, wie Stadtwerke-Leiter Jürgen Fahl sagt: „Das Projekt in seiner Größenordnung ist für uns schon eine anständige Nummer. Wir bauen hier vier Anlagen mit jeweils 4,2 Megawatt.“

Das erste Windrad soll im November in Betrieb gehen. Das letzte der vier Windkraftwerke wird ab März 2023 Strom ins Netz einspeisen können und in Dauerbetrieb gehen. „Wir gehen davon aus, dass wir im Schnitt 40 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugen werden“, sagt Fahl. Damit könnten etwa 13.000 Vier-Personen-Haushalte versorgt werden, die jeweils 3000 Kilowattstunden verbrauchen.

Arbeiten an Zuwegungen für Bauplätze haben begonnen

Der Stadtwerkeleiter und Bauherr zieht noch ein zweites Rechenbeispiel heran: „Eine weitere Kenngröße ist der Anteil am Bedarf der Stadt Bad Oldesloe. Dieser liegt jährlich bei rund 90 Millionen Kilowattstunden.“ Mit den vier Anlagen könne rein rechnerisch also fast die Hälfte des Strombedarfs von Haushalten, Gewerbebetrieben und städtischen Gebäuden gedeckt werden.

Die vorbereitenden Arbeiten haben bereits vor dem ersten Spatenstich begonnen. Eine provisorische Umfahrt im Bereich Havighorst ist abgeschlossen, derzeit konzentrieren sich die Arbeiten auf die Zuwegungen zu den einzelnen Bauplätzen der Anlagen. Auch an den Gemeindestraßen ist etwas gemacht worden, um den Belag vor Beschädigungen zu schützen. Im Anschluss sollen ab Juni die Fundamente gegossen werden. „Das sind etliche Tonnen Material“, sagt Fahl.

Netzanschluss muss bis November fertiggestellt sein

Ab September werde es dann richtig spannend, wenn die großen Teile für den Turmbau angeliefert und vor Ort zusammengesetzt werden. Im Anschluss kommen die sogenannten Gondeln auf die Türme, anschließend die zwölf Rotorblätter. Jedes ist 80 Meter lang. Der Zeitplan hat sich bislang geringfügig geändert. Dass es wegen der angespannten Weltlage noch zu Lieferengpässen komme, sei aktuell nicht absehbar, wie Jürgen Fahl sagt: „Das ist natürlich mit einigen Fragezeichen versehen, weil niemand so recht weiß, wie sich die Lage noch entwickelt.“ Die ganze Logistikbranche sei noch nicht wieder in stabilen Verhältnissen.

Einige Teile produziert die Firma Enercon nicht in Deutschland, sondern in Portugal und der Türkei. Das heißt, dass auch Schiffstransporte stattfinden werden. „Wir hoffen natürlich, dass das alles ohne Zwischenfälle funktioniert. Das das wissen wir letztendlich erst, wenn die Teile an der Baustelle eintreffen“, so Fahl. Bis November muss auch der Netzanschluss fertig sein. Die unterirdische Mittelspannungstrasse führt vom Windpark über Steinfeld und entlang der B 75 bis nach Reinfeld zum Umspannwerk neben dem dortigen Lidl-Markt.

Die 2016 errichteten Räder sind 30 Meter niedriger

Bürgermeister Jörg Lembke sagt: „Zusammen mit den anderen Fotovoltaikanlagen und Windkraftwerken kann man schon sagen, dass die Stadt Bad Oldesloe mit dem neuen Windpark auf dem besten Weg ist, rechnerisch autark zu werden.“ Die jüngste Windkraftanlage wurde in Bad Oldesloe 2016 bei Wolkenwehe errichtet. Sie ist mit 150 Metern 30 Meter niedriger als die Anlagen, die jetzt in Schadehorn gebaut werden. Gebaut wurde sie von der Stormarn-Wind Energie GmbH, an der die Stadtwerke mit 13 Prozent beteiligt sind. Im Landesvergleich spielt Windkraft aus Stormarn keine große Rolle. Mit 39 Anlagen ist der Kreis auf dem vorletzten Platz. Dahinter rangiert nur der Kreis Pinneberg mit 14 Windrädern.

2015 hatte das Oberlandesgericht den in Schleswig-Holstein bestehenden Windenergie-Regionalplan gekippt. Die Folge war ein Moratorium, wodurch die Planungen neuer Anlagen massiv erschwert wurden. Die Anlage in Wolkenwehe war die letzte, die noch vor dem Moratorium genehmigt worden war. Seit Anfang 2021 besteht nun Planungssicherheit, weil die Jamaika-Koalition in Kiel neue Windkraft-Regionalpläne beschlossen hat, die Eignungsflächen ausweist. Das Innenministerium geht davon aus, dass das Ausbauziel von zehn Gigawatt Windenergie im Jahr 2025 erreicht werden kann.

Ein Vorteil der Windkraft ist die Produktion vor Ort

Die Energiepreise steigen seit dem Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Engpässen noch stärker als zuvor. Stadtwerkeleiter Jürgen Fahl: „Es gibt da auch ein Stück weit psychologische und spekulative Effekte, und davon müssen wir weg. Da sind meiner Meinung nach die erneuerbaren Energien der Schlüssel, weil die lokal produziert werden.“

Und auch die Kosten seien im Rahmen. Im Fall Schadehorn liegt die von der Bundesnetzagentur zugesagte Einspeisevergütung bei 5,72 Cent. Hinzu kommt noch ein Zuschlag nach einem sogenannten Gütefaktor. So erhalten die Stadtwerke dann 6,6 Cent pro Kilowattstunde. Das reicht aus, um die Kosten decken zu können. Trotzdem werden die Stadtwerke primär versuchen, den Strom auf dem Markt zu verkaufen und so eine noch höhere Vergütung zu erhalten. Da die Stadtwerke zur Kommune gehören, kommen die Einnahmen der Oldesloer Stadtkasse zugute und so letztendlich auch den Bürgern.