Hammoor. 8,4 Millionen Euro teures Katastrophenschutzzentrum in Hammoor mit einjähriger Verspätung feierlich übergeben

Großer Andrang herrschte am Wochenende erstmals auf dem Gelände des neuen Katastrophenschutzzentrums am östlichen Ortseingang von Hammoor. Dort hat der Kreis Stormarn innerhalb von zwei Jahren einen 8,4 Millionen Euro teuren Komplex für die Hilfseinheiten hochgezogen, der am Sonnabend eingeweiht worden ist. „Nachdem hier monatelang nur die Fahrzeuge der Handwerker standen, sind nun endlich auch welche mit Blaulicht zu sehen“, sagte Landrat Henning Görtz. Er sprach von einer „tollen Einrichtung“, die den neuen Herausforderungen an einen effizienten Katastrophenschutz gerecht werde.

Kreispolitik hat Bedeutung des Katastrophenschutzes erkannt

Wenig später übergab Görtz statt eines Schlüssels symbolisch ein Blaulicht an Nils Meyer von der Technischen Einsatzleitung und Florian Kutzke von der Einheitsführung Sanitäter. Ihm komme dieser Moment noch immer etwas unwirklich vor, gestand Kutzke. Er habe sich lange nicht vorstellen können, dass man das ohnehin schon sehr gute Katastrophenschutzzentrum am Oldesloer Bahnhof noch toppen könne.

Thilo Scheuber, Bauamtsleiter der Kreisverwaltung Stormarn, im Gespräch mit Wolfgang Gerstand (CDU), Vorsitzender des Wirtschafts- und Planungsausschusses des Kreistags.
Thilo Scheuber, Bauamtsleiter der Kreisverwaltung Stormarn, im Gespräch mit Wolfgang Gerstand (CDU), Vorsitzender des Wirtschafts- und Planungsausschusses des Kreistags. © HA | Lutz Kastendieck

Aber genau das sei nun tatsächlich gelungen. „Weil die Kreispolitik die wachsende Bedeutung des Katastrophenschutzes erkannt und die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt und die Kreisverwaltung den Bau hervorragend koordiniert habe“, so Kutzke.

Alle Hilfsorganisationen erstmals unter einem Dach vereint

Vorausgegangen war eine Analyse der dezentralen Standorte für die verschiedenen Hilfsorganisationen, zu denen der Malteser Hilfsdienst (MHD), das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) sowie der Kreisfeuerwehrverband zählen.

„Sie verteilten sich bislang über das gesamte Kreisgebiet“, sagt Thilo Scheuber, Bauamtsleiter in der Kreisverwaltung. In vielen Fällen seien die Unterbringungsmöglichkeiten für Einsatzkräfte und Fahrzeuge ausgereizt und einige in sanierungsbedürftigem Zustand gewesen. „Das Ergebnis einer detaillierten Kostenschätzung zeigte, dass der Bau eines gemeinsamen Rettungszentrums die günstigste Variante ist“, so Scheuber.

Baustart war im Juli vorvergangenen Jahres

Hammoor hat sich wegen seiner zentralen Lage und der guten Verkehrsanbindung über das Autobahnkreuz Bargteheide (Autobahnen 1 und 21) letztlich als idealer Standort erwiesen, weil die Einsatzorte in alle Himmelsrichtungen schnell erreichbar sind. „Das spart wertvolle Zeit bei der Bewältigung von Gefahrenlagen, sorgt andererseits aber auch dafür, dass die Einsatzkräfte anschließend wieder schneller bei ihren Familien sein können“, sagt Nils Meyer.

Ralf Timmermann (2.v.l.), Geschäftsführer des Rettungsdienst-Verbunds Stormarn, überreicht Florian Kutzke (3.v.l.), SEG-Einsatzleitung Sanitäter einen Präsentkorb. Mit dabei sind Johannes Scharf (l.) und Jan Prelle (r.).
Ralf Timmermann (2.v.l.), Geschäftsführer des Rettungsdienst-Verbunds Stormarn, überreicht Florian Kutzke (3.v.l.), SEG-Einsatzleitung Sanitäter einen Präsentkorb. Mit dabei sind Johannes Scharf (l.) und Jan Prelle (r.). © HA | Lutz Kastendieck

So wurde im Oktober 2016 im Kreistag der Beschluss für den Bau des Katastrophenschutzzentrums auf einem knapp 7500 Quadratmeter großen Grundstück im Osten Hammoors gefasst. Baustart war im Juli des vorvergangenen Jahres, die finalen Arbeiten an dem 81 Meter langen Gebäude wurden mit fast einjähriger Verzögerung erst einen Tag vor der feierlichen Übergabe abgeschlossen.

Corona und Lieferprobleme verzögerten Fertigstellung

Die sich ausbreitende Corona-Pandemie während der Erschließung, eine ausgedehnte Schlechtwetterphase im Winter 2020/2021 sowie zunehmende Lieferprobleme für Baumaterialien führten immer wieder zu Verzögerungen. Hinzu kamen notwendige Umplanungen, etwa für ein Abgasabsaugsystem und die beheizbare Sohle der Fahrzeughalle. Hier behinderten zudem Vertragsquerelen mit der ursprünglich beauftragten Fachfirma den planmäßigen Baufortschritt.

Saskia Schumann und Dirk Landwehr vom Architekturbüro Trapez aus Hamburg in der Fahrzeughalle.
Saskia Schumann und Dirk Landwehr vom Architekturbüro Trapez aus Hamburg in der Fahrzeughalle. © HA | Lutz Kastendieck

„Für uns war dieser Auftrag wie ein Film mit vielen Wendungen, Höhen und Tiefen und einem Happy End“, befand Dirk Landwehr, Chef des beauftragten Hamburger Architekturbüros Trapez. Letztlich könnten wohl alle Beteiligten mit dem Ergebnis zufrieden sein, die Handwerksbetriebe ebenso wie die Nutzer.

Sechs Jahre für solch komplexes Bauwerk „relativ schnell“

Unterdessen war man sich dann aber doch nicht ganz einig in der Bewertung der Bauzeit. Während Landrat Görtz feststellte, „was lange währt, wird endlich gut“, bestand Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU) darauf, dass sechs Jahre vom Beschluss bis zur Fertigstellung in solch bewegten Zeiten „relativ schnell“ für solch ein komplexes Bauwerk seien.

Die Übergabe des Neubaus wurde bei herzhaften Snacks und kühlen Getränken gebührend gefeiert.
Die Übergabe des Neubaus wurde bei herzhaften Snacks und kühlen Getränken gebührend gefeiert. © HA | Lutz Kastendieck

Die jüngsten Hilfseinsätze der Stormarner Einheiten in den Überflutungsgebieten in Rheinland-Pfalz hätten gezeigt, wie gut der Katastrophenschutz im Kreis aufgestellt sei. „Personell und von seiner Ausstattung war er das schon vor dem heutigen Tag, nun ist er es auch durch das neue Zentrum in Hammoor“, so Harmuth.

Neubau bietet Platz für 22 Fahrzeuge und bis zu 144 Einsatzkräfte

Auf einer Gesamtgeschossfläche von 2273 Quadratmetern entstanden eine 1168 Quadratmeter große Fahrzeughalle mit zwölf Stellplätzen auf der Nord- und zehn auf der Südseite, Sozial- und Gruppenräume sowie Büros für Technischen Einsatzleitung und die vier Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG), Sanitär- und Umkleideräume mit Spinden für bis zu 144 Einsatzkräfte, ein Schulungsraum sowie mehrere Lager- und Funktionsräume, darunter ein spezieller Desinfektionsraum.

Laut Hammoors Bürgermeister Andreas Jendrejewski (Wählergemeinschaft AWH) sei die Gemeinde stolz, dass sie nun Heimat dieser wichtigen Einrichtung des Kreises sei und hoffe auf eine gute Nachbarschaft. „Ich denke, Hammoor ist ein gutes Pflaster für erfolgreiche Einsätze“, so Jendrejewski. Kreisbrandmeister Olaf Kraus sprach von einem „grandiosen Bauwerk“, das so bei Weitem nicht mehr selbstverständlich sei: „Deshalb gebührt allen, die an der Umsetzung beteiligt waren, Dank und höchste Anerkennung.“