Reinbek. Die TSV Reinbek hat das Vor-Corona-Niveau erreicht. Allerdings fehlen vielerorts Übungsleiter. Was das für den TSV Glinde bedeutet.
Am Dienstagmorgen trafen sich wieder die hauptamtlichen Geschäftsstellenmitarbeiter der TSV Reinbek zu einer Besprechung im Erdgeschoss des Vereinsgebäudes an der Theodor-Storm-Straße. Die Teamsitzung ist alle 14 Tage. Man sah relativ entspannte Gesichter. Und das hat einen Grund. „Der Betrieb läuft wieder in geordneten Bahnen“, sagt Geschäftsführer Rüdiger Höhne. Er spielt damit auf die Zeiten während Corona an mit Lockdowns, einem eingeschränkten Angebot sowie Mitgliederschwund. Inzwischen schließen sich wieder mehr Personen der TSV an. Seit Januar 2022 steigerte der Verein binnen eines Jahres die Mitgliederzahl von 3415 auf 3658 und liegt damit im Trend. Von Stormarns 15 größten Sportvereinen sind in dieser Zeit zwölf gewachsen. Eine entsprechende Liste hat der Kreissportverband erstellt.
Die TSV Reinbek ist in der Hitliste der mitgliederstärksten Verein die Nummer drei hinter dem Ahrensburger TSV sowie dem TSV Bargteheide. Zur Jahresmitte wird man rund 3750 Mitglieder haben, so viel ist schon jetzt klar. Höhne verdeutlicht das anhand von statistischem Material mit Ein- und Austritten zum Quartalsende. Es geht also weiter aufwärts. Inzwischen gibt es 24 Abteilungen, im vergangenen November ist Triathlon hinzugekommen. „Wir haben wieder das Niveau wie über zehn Jahre vor der Pandemie. Das ist eine sehr gute und gesunde Größe“, sagt der Geschäftsführer. Höhne (54) bekleidet diese Position seit 2001, 27 hauptamtliche Mitarbeiter sind für die TSV im Einsatz als Trainer oder Verwaltungskraft. Sie arbeiten Voll- oder Teilzeit.
2022 nahm die TSV Reinbek 911 neue Mitglieder auf
Höhne sagt, man habe in der Pandemie nicht mehr Austritte verzeichnet als sonst. Das Problem seien fehlende Neuzugänge gewesen. „Wir haben jedes Jahr eine Fluktuation von 20 Prozent.“ Seine Aussage untermauert der Geschäftsführer mit einem Zettel, auf dem diverse Balkendiagramme zu sehen sind. Oben stehen die Zahlen: 2020 verließen 728 Menschen die TSV bei 453 Neumitgliedern, 2021 kamen 657 dazu bei 552 Abgängen und im Folgejahr 911 bei einem Verlust von 671. „Ich habe es so empfunden, dass sich die Menschen sehr stark mit dem Verein identifizieren. Derzeit haben alle Abteilungen Zuwachs“, so Höhne. Allerdings ist dieser begrenzt, weil zum Beispiel die Hallenkapazitäten weitestgehend ausgeschöpft und neue Kurse damit nur schwer umsetzbar sind.
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Uwe Schneider ist Sportlicher Leiter des Vereins. Seine Herausforderung war, während Corona ein möglichst breites Angebot auf die Beine zu stellen. „Wir haben Fenstergruppengymnastik angeboten, 2500 Stunden Videomaterial produziert für unsere Mitglieder“, sagt der 52-Jährige. Trainer gaben entweder per Livestream Anweisungen zu Übungen oder ließen ihr Sportprogramm aufzeichnen, um es Kursteilnehmern danach auf digitalem Weg zur Verfügung zu stellen. Die Abteilungsbeiträge wurden in der Zeit stark reduziert oder komplett ausgesetzt. „Wir sind an Rücklagen rangegangen, aber finanziell immer noch solide aufgestellt“, sagt Geschäftsführer Höhne. Man habe den Betrieb über eineinhalb Jahre hochgefahren.
TSV Glinde fehlt Personal für neue Angebote
Der Verein ist breit aufgestellt, kooperiert mit vier Altenheimen sowie drei Grund- und der Gemeinschaftsschule beim offenen Ganztagsunterricht. Kinder und Jugendliche treiben nachmittags unter Aufsicht von TSV-Trainern Sport. Hinzu kommt die Reha-Abteilung, wo auch Menschen mit der Verordnung eines Arztes unterkommen. „Wir bewegen rund 1000 Personen über den Mitgliederbestand hinaus“, sagt Höhne. Die TSV hat auch eine Long-Covid-Gruppe mit derzeit 15 Teilnehmern. Wie auch an anderen Orten fehlen Übungsleiter. Das führt dazu, dass Menschen aus der Geschäftsstelle einspringen. Schneider macht Vertretungsdienste bei Reha und Turnen.
Kein Personal für neue Angebote findet der TSV Glinde, die Nummer vier im Kreis Stormarn. „Wir würden gern Basketball und Jugend-Volleyball in unser Programm aufnehmen, schicken Interessenten nach Reinbek oder Oststeinbek. Die Vereine helfen sich untereinander“, sagt Geschäftsführer Joachim Lehmann. Jüngst habe sich ein hauptamtlicher Sportlehrer mit einem Arbeitsumfang von elf Stunden pro Woche im Bereich Reha-Kurse verabschiedet. Der Mann arbeitet jetzt an einer Hamburger Schule sowie beim Eimsbütteler TV wegen der Nähe zu seinem Wohnort. „Die Stelle ist ausgeschrieben, und wir arbeiten auch mit dem Jobcenter zusammen“, so der TSV-Chef.
Barsbütteler SV verhängt Aufnahmestopp beim Erlebnisturnen
Die Mitgliederzahl ist innerhalb von zwölf Monaten bis Januar 2023 um rund 1,7 Prozent auf 2579 gewachsen. Aktuell liegt man sogar bei 2757. Das liegt vor allem an neuen Kindern und Jugendlichen. 1699 unter 27-Jährige halten sich derzeit beim TSV fit, 170 mehr als noch vor einem Jahr. Am Kinderturnen beteiligen sich derzeit 490 Jungen und Mädchen, im Mai 2022 waren es 382.
Beim Barsbütteler SV sind die Probleme identisch: Es mangelt an Trainern. „Nach der Pandemie ist es schwer, Leute für so einen Dienst zu finden“, sagt Sabine Fülscher (46), die hauptamtliche Geschäftsleiterin. Sie macht diesen Job seit zehn Jahren. Beim sogenannten Erlebnisturnen für Kinder hat der Verein einen Aufnahmestopp verhängt. „Und bei der Leichtathletik mit 70 Kindern haben wir die Kapazitätsgrenze erreicht.“ Die Mitgliederzahl steigerte man von 1121 auf 1214. Ein Wermutstropfen: Die Fitness-Abteilung mit 60 Mitgliedern in der Spitze, beheimatet im Keller des Vereinsheims, musste geschlossen werden. Zu groß war die Konkurrenz. Fülscher: „Im benachbarten Jenfeld hat ein großes Studio eröffnet. Bei dessen Preisen können wir nicht mithalten.“
Die Top 15 der Stormarner Sportvereine, Mitgliederbestand Januar 2023 im Zwölf-Monatsvergleich: 1. Ahrensburger TSV 3903 (plus 1,8 %), 2. TSV Bargteheide 3902 (plus 3,2 %), 3. TSV Reinbek 3658 (plus 7,1 %), 4. TSV Glinde 2579 (plus 1,7 %), 5. VfL Oldesloe 2332 (plus 0,3 %), 6. SV Preußen Reinfeld 1908 (minus 2,1 %), 7. SSC Hagen Ahrensburg 1669 (plus 8,0 %), 8. Oststeinbeker SV 1550 (minus 1,7 %), 9. TSV Trittau 1510 (plus 8,8 %), 10. Hoisbütteler SV 1474 (plus 11,8 %), 11. Barsbütteler SV 1214 (plus 8,3 %), 12. SV Großhansdorf 1169 (plus 1,7 %), 13. Golf Club Großensee 1145 (plus 0,3 %), 14. FC Voran Ohe 1051 (plus 2,2 %), 15. Golf Club Jersbek 869 (minus 6,9 %)