Reinbek. Die TSV Reinbek ist nach drei schwierigen Jahren in alter Stärke zurück. Einzig: Sportflächen sind knapp.

Toilettengang im Charme der 1960er-Jahre: Die beigefarbenen Fliesen haben ihre besten Zeiten schon lange hinter sich, die Waschbecken sind verschlissen und die Wasserhähne lassen sich nur noch schwer auf- und zudrehen. Die acht Umkleiden samt Sanitäreinrichtungen der Uwe-Plog-Halle müssen dringend saniert werden. Und das sollen sie in diesem Jahr auch: 180.000 Euro hat die Stadt dafür eingeplant. Die Umkleiden sind in dem eingeschossigen Backsteingebäude vor der Uwe-Plog-Halle untergebracht. Der Trakt ist älter aus die eigentliche Halle. Er stammt aus den 1960er-Jahren, die Halle aus dem Jahr 1975.

Beide Gebäude gehören der Stadt. Hauptnutzer ist die TSV mit ihren 25 Abteilungen, 50 Sportarten und 275 Übungsleitern. Die Maßnahme ist ein weiterer Schritt eines umfangreichen Sanierungsfahrplans aus dem Jahr 2008. Im ersten Schritt wurden 2012 für eine Million Euro das einsturzgefährdete Hallendach umfangreich saniert sowie eine moderne und energiesparende Deckenstrahlheizung eingebaut. 2014 wurde die Fassade gedämmt. Jetzt soll es drinnen weiter gehen.

Flächenknappheit hat sich in den vergangenen Jahren noch verstärkt

TSV-Geschäftsführer Rüdiger Höhne freut sich, dass die Stadt das längst überfällige Projekt jetzt angehen will. Doch noch viel dringlicher sei der eklatante Mangel an Sportstätten in der Stadt. „Der wird dadurch leider nicht behoben“, sagt der 53-Jährige. Es zwicke und zwacke überall und in allen Abteilungen. „Es fehlt an Sportflächen in der Halle, es fehlt an Sportplätzen unter freiem Himmel. Es fehlt an Umkleiden und an Bürofläche“, sagt Höhne. Die zehn Mitarbeiter in der Geschäftsstelle sitzen auf engem Raum, in den Gängen stehen Kartons, weil es an Abstellfläche fehlt.

„Sportstätten waren in Reinbek eigentlich immer knapp“, sagt Höhne, Geschäftsführer seit 22 Jahren. Noch einmal verschärft aber hat sich das Problem, nachdem in den vergangenen Jahren der Ganztagsbereich in den Schulen ausgeweitet wurde und Hallenzeiten beschränkt wurden sowie zwei weitere Flächen weggefallen sind. Auf der einen am Mühlenredder spielen heute Kinder der Kita Weltensegler. Auf der anderen, einem ehemaligen Bolzplatz, wird gerade eine der modernsten und grünsten Feuerwehrwachen Deutschlands gebaut. Im Gegenzug hat die TSV den lange geforderten Kunstrasenplatz finanziert bekommen.

TSV stellt sich auf immer ältere Mitglieder ein und plant barrierefreie Zugänge

Auf einen Kunstrasenplatz hoffen die 1000 Mitglieder vom FC Voran Ohe auch, die seit mittlerweile einem Jahrzehnt neue Sportanlagen in Reinbeks Norden fordern. Eine Verlagerung des Sportvereins auf eine Grünfläche an der Haidkrugchaussee wird in der Politik, im Verein und in Ohe diskutiert. Höhne setzt jetzt auf eine stärkere Zusammenarbeit mit den Ohern.

Zusätzliche Kapazitäten sind das eine, gestiegene Anforderungen an Sportvereine das andere. „Einfach nur Sport ist heute nicht mehr“, sagt Höhne. So muss sich auch die Turnvereinigung zukünftig auf eine immer ältere Gesellschaft einstellen. „Rehasport boomt. Die Altersgruppe Ü60 wächst bei uns am meisten und ist mit rund 800 Mitgliedern am zweitstärksten nach den Kindern (von 7 bis 14 Jahre) vertreten“, sagt er. Barrierefreie Zugänge sei ein riesiges Thema. Die TSV-Halle im Obergeschoss über der Geschäftsstelle ist aktuell nur über eine Treppe erreichbar.

Die rund 1000 Quadratmeter große Grünfläche links vom Zaun ist aktuell ungenutzt und hat Potenzial für eine neue Sportfläche.
Die rund 1000 Quadratmeter große Grünfläche links vom Zaun ist aktuell ungenutzt und hat Potenzial für eine neue Sportfläche. © U. Gerullis | Undine Gerullis

Barrierefreiheit ist ein Thema sein, das er mit der Stadt besprechen will. Zusätzlich zu den 180.000 Euro in 2023 sind bis 2026 weitere Gelder für die Sanierung der Uwe-Plog-Halle im Haushalt der Stadt eingeplant. Insgesamt eine gute Million Euro. Geld, das nach Ansicht von Höhne auch gut für die Schaffung neuer Sportflächen ausgegeben werden könnte und sollte. Potenzial gibt es zum einen südlich vom Kunstrasenplatz. Hier sind aktuell knapp 1.000 Quadratmeter Grünfläche ungenutzt. Zum anderen auf dem Flachdach des Umkleidetrakts. Höhne bringt eine Aufstockung des einstöckigen Gebäudes ins Spiel. Vom Dach der TSV-Halle auf der einen Seite bis zur einstigen Hausmeisterwohnung über dem Clubhaus auf der anderen Seite könnten so einfach knapp 500 Quadratmeter zusätzliche Sport- und Umkleidefläche geschaffen werden.

Die Zahl der Mitglieder liegt mit 4000 wieder auf Vor-Corona-Niveau

Finanziell beteiligen könnte sich der Verein an der Aufstockung, denn trotz drei schwieriger Jahre durch Pandemie und Energiekrise steht die Turnvereinigung gut da. Die Zahl der Mitglieder liegt mit 4000 wieder auf Vor-Corona-Niveau, das finanzielle Polster des Vereins ist mit 150.000 Euro sehr solide. Mit einem jährlichen Haushaltsvolumen von 1,2 Millionen ist die TSV so groß wie ein mittelständisches Unternehmen.

Doch solange die schwierigen Besitzverhältnisse am Sportzentrum – TSV Halle und Tennisplätze gehören dem Verein, der Boden aber der Stadt – nicht geklärt sind, sieht Höhne nicht ein, das Polster anzugreifen. Bereits 2019 hatte der Verein mit Unterstützung der Verwaltung einen Versuch gestartet, die Eigentumsverhältnisse sauber zu regeln – und scheiterte am Gegenwind aus der Politik. „So aber macht es für uns kaum Sinn, in Sportflächen und Hallen zu investieren. Nicht einmal in unsere eigenen“, sagt Höhne. Das würde ein Mieter in einer Mietwohnung ja auch nicht tun. Die Angst, dass weitere Sportflächen bebaut und dem Verein verloren gehen könnten, sitzt noch tief.