Ahrensburg. Im Krisenjahr 2022 haben die ehrenamtlichen Tafel-Helfer 345 Tonnen Lebensmittel verteilt. System gerät an seine Grenzen.

Mit mehreren Rekordmarken hat die Tafel Ahrensburg das Krisenjahr 2022 abgeschlossen. Rund 345 Tonnen an Lebensmitteln sind an mehr als 3300 Bedürftige in 1077 Haushalten verteilt worden, darunter viele Geflüchtete aus der Ukraine. „Wir arbeiten oft am Limit oder auch darüber hinaus“, sagte der Vorsitzende Holger Pruß (Delingsdorf) bei der Jahreshauptversammlung im großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses „Pferdestall“ in Hoisbüttel. Durch den russischen Überfall auf die Ukraine, Inflation und explodierende Energiekosten sei es zu einem massiven Kundenanstieg gekommen, der den ehrenamtlichen Helfern ein hohes Engagement abverlangt habe.

Der gemeinnützige Verein baut im 27. Jahr seines Bestehens auf 169 Freiwillige. Von ihnen sind 99 in den fünf Ausgabestellen in Ahrensburg, Bargteheide, Ammersbek, Großhansdorf und Hamburg-Rahlstedt im Einsatz, 67 als Fahrer und Beifahrer sowie drei im Büro der Tafel-Zentrale in Ahrensburg-Ahrensfelde. Damit ist der Ahrensburg Tafelverein nicht nur der größte in Stormarn, sondern auch einer der ältesten unter den aktuell 964 bundesweit.

Sechs Kühlwagen auf 24 Routen unterwegs

Zusätzlich zu den wöchentlichen Ausgaben in ihren fünf „Läden ohne Kasse“ beliefert die Tafel Ahrensburg gemeinsam mit der Hamburger Tafel die Rogate-Kirche in Hamburg-Meiendorf, wo Lebensmittel an weitere 460 Personen aus 150 Haushalten verteilt werden, vor allem an Kinder und Jugendliche. Zudem transportierten die Tafel-Fahrzeuge weitere 19 Tonnen Lebensmittel zu anderen Tafeln in der Region.

Nahezu jeden Wochentag sind die fünf Kühlwagen auf insgesamt 24 Touren unterwegs, um qualitativ einwandfreie Lebensmittel von etwa 80 Supermärkten, Bäckereien, Herstellern und Großhändlern abzuholen und zu den Ausgabestellen zu transportieren. Dabei haben die vereinseigenen Fahrzeuge im Vorjahr fast 100.000 Kilometer zurückgelegt. Kurz vor dem Jahreswechsel wurde der Fuhrpark noch um einen gebrauchten 3,9-Tonner von der Norderstedter Tafel erweitert.

Monatlicher Finanzbedarf von 14.900 Euro

Allein für die Logistik mussten 57.500 Euro aufgewendet werden, doppelt so viel wie 2021. Hinzu kamen 66.800 Euro für Mieten und Betriebskosten sowie weitere regelmäßige Posten, die sich zu einem monatlichen Finanzbedarf von rund 14.900 Euro summieren. Gedeckt wird er bekanntermaßen fast ausschließlich durch Spenden und Sponsoren.

„Der erhöhte Kostenanstieg konnte durch ein deutlich gestiegenes Spendenaufkommen von Firmen und Privatpersonen aufgefangen werden, dafür sind wir sehr dankbar“, so Kassenwart Michael Eisele. Es sei ein Zeichen besonderer Solidarität in einem außergewöhnlichen Jahr mit wachsenden Ängsten und Sorgen in vielen Lebensbereichen.

Bei der turnusmäßigen Vorstandswahl wurde Holger Pruß (70, Delingsdorf) einstimmig als Vereinsvorsitzender für weitere zwei Jahre in seinem Amt bestätigt. Ihm stehen auch künftig Holger Peters (69, Hoisbüttel) als sein Stellvertreter und Michael Eisele (71, Ahrensburg) als Kassenwart zur Seite.

Ammersbeks Bürgervorsteherin Bettina Schäfer dankte den Tafelakteuren für ihr besonderes ehrenamtliches Engagement in diesen Krisenzeiten. Zu Beginn der knapp zweistündigen Jahreshauptversammlung hatte der Tafel-Vorsitzende Holger Pruß der langjährigen Leiterin der Ausgabestelle Bargteheide, Waltraud Giese, mit einem Blumenstrauß für ihre Auszeichnung mit der Ehrennadel des Landes Schleswig-Holstein durch den Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) gratuliert.