Ahrensburg. Im Hallenbad drohen technische Ausfälle. Gutachten zur Sanierung soll Stadtverordneten Beschluss über Neubau erleichtern.

Wann baut die Stadt Ahrensburg ihr neues Hallenbad? In zwei Jahren? In fünf? Oder womöglich erst in zehn bis 20? Und wie lange hält die Technik im Juni 1983 eröffneten alten Badlantic noch durch? Diese Fragen sollen bis zum kommenden Februar beantwortet sein, damit sich die Parteien dann für eine Option entscheiden können.

Die Stadtverordnetenversammlung hat mit großer Mehrheit beschlossen, dass die Stadtwerke Ahrensburg – der kommunale Energieversorger betreibt das Freizeitbad – ein Gutachten zur Erhaltungssanierung anfertigen soll. Darin geht es vor allem um die Kosten für technischen Ersatz im Zeitraum von fünf bis zehn Jahren. Mit externer Unterstützung sollen zudem konkrete Vorschläge für wirtschaftliche Optimierungen (Energieversorgung, Öffnungszeiten, Personal, Preise, Attraktivitätssteigerung) erarbeitet werden. In den vier Jahrzehnten seit Eröffnung hat das Badlantic die Stadt weit mehr als 50 Millionen Euro an Zuschüssen gekostet.

Marodes Hallenbad: Grüne und CDU möchten lieber ein 50- statt ein 25-Meter-Becken

Parallel soll auf Antrag von Grünen und CDU geprüft werden, ob statt des bisher geplanten 25-Meter-Beckens (acht Bahnen) auch ein 50-Meter-Becken (sechs Bahnen) machbar ist. Einen Architekten-Ideenwettbewerb zum Neubau mit Sauna hat das Rathaus so weit vorzubereite, dass er nach einem Beschluss „unverzüglich“ beginnen kann.

Benjamin Stukenberg (Grüne) begründete den straffen Zeitplan im Antrag damit, dass es schon 2017 einen Grundsatzbeschluss für den Badlantic-Neubau gegeben habe und man nicht noch mehr Zeit verlieren sollte. „Auch wenn das Bad seitdem fünf Jahre gehalten hat, besteht ein eklatantes Risiko, dass es ausfällt und wir bei einem Defekt plötzlich ohne Schwimmbad dastehen“, sagte er.

Ahrensburgs Klärwerk soll Fernwärme zum Beheizen liefern

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Detlef Levenhagen erinnerte daran, das die Kostenschätzungen für Grundsanierung und Neubau einst auf demselben Niveau lagen. „Ein Hauptargument gegen die Sanierung war, dass das Bad 18 bis 24 Monate geschlossen wäre“, sagt er. Dann wäre weder Schwimmunterricht für Kinder noch -sport möglich. „Und sowohl ökologisch als auch funktionell ist der Standard eines Neubaus niemals zu erreichen“, so Levenhagen. Seine Befürchtung: „Wenn wir jetzt einige Millionen in die Sanierung stecken und erst in drei, vier Jahren Ja zum Neubau sagen, ist das Geld unwiederbringlich weg.“

Christian Schubbert (Grüne) meinte, dass ein 25-Meter-Becken für die wachsende Stadt zu klein sei. „Die 50-Meter-Bahnen könnte man durch eine Stegbrücke trennen und hätte dann ein Becken nur für Unterricht oder auch zwei Wasserballfelder“, sagte Schubbert. Mitte der 1980er-Jahre zählte die Stadt rund 27.000 Einwohner, heute sind es 35.000. Dem Einwand von Peter Egan (Wählergemeinschaft WAB), mehr Wasserfläche ziehe mehr Betriebskosten nach sich, entgegnete Christian Schubbert: „Wir wollen ja nicht mit Erdgas heizen, sondern mit Fernwärme aus dem Klärwerk.“

SPD erinnert an Unmengen von CO2 bei Neubauten

Der Linken-Fraktionschef Erik Schrader sprach sich ebenfalls gegen eine mehrjährige Zwangspause aus: „Wir sollten das für die Nutzer möglichst gut organisieren, damit Kinder ohne Unterbrechung schwimmen lernen und Vereine Sport treiben können.“

Die SPD stimmte für den Zeitplan bis Februar, blieb aber zurückhaltender. Bela Randschau mahnte nachhaltiges Bauen an. „Wir wertschätzen den Bestand nicht genug und produzieren weiter Unmengen CO2“, sagte er. „Bei allem ist es unsere Pflicht, den Klimaschutz mitzuprüfen.“

Das bekräftigte der SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen Proske: „Es geht um die beste Lösung unter Berücksichtigung der drei Aspekte Finanzen, Ressourcen in der Verwaltung und Klima.“ Die SPD habe nichts gegen einen Neubau, sei aber für eine anständige Prüfung.

Ursprünglich sollte das neue Sportbad schon im Jahr 2021 fertig sein

Wie die WAB teilt die FDP einige Argumente der Verwaltung. Bürgermeister Eckart Boege hatte den Weiterbetrieb des Badlantic vorgeschlagen, da die finanzielle Lage der Stadt zusätzliche Großprojekte neben dem Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten für schätzungsweise rund 80 Millionen Euro nicht zulasse. Statt ursprünglich 13,5 Millionen Euro koste ein neues Hallenbad jetzt 20 bis 25 Millionen. Wobei weitere Erhöhungen wahrscheinlich sind: Die Stadt verzeichnet bei aktuellen Investitionen noch einmal Steigerungen um bis zu 30 Prozent.

„Seit 2017 haben sich neue Problemstellungen ergeben“, sagte Wolfgang Schäfer (FDP). Investitionen in Sportstätten seien noch nicht einmal berücksichtigt. „Wir werden Prioritäten setzen müssen.“ Vehement sprachen sich die Liberalen gegen den vorgesehenen Architektenwettbewerb aus. „Wir brauchen keinen, der uns eine schöne Fassade baut, sondern Fachkunde fürs Hallenbad“, so Schäfer. Man müsse sich darüber im Klaren sein, dass selbst bei einem Neubau das jetzige Badlantic noch vier bis fünf Jahre betrieben werden müsse.

Marodes Hallenbad: Ursprünglich sollte das neue Badlantic schon fertig sein

Laut Verwaltung ist das Badlantic zwar in die Jahre gekommen, aber voll funktionsfähig. Aufgrund des Alters der technischen Anlagen sei allerdings „ein Ausfall einzelner Komponenten wahrscheinlich“. Das Gutachten soll nun zeigen, wie lange das Sport- und Wellenbad mit den nötigsten Reparaturen am Leben gehalten werden kann.

Als das 24 Millionen Mark teure Badlantic 1983 nach zweieinhalb Jahren Bauzeit eröffnet wurde, war es das modernste Spaßbad in der Region. Mitte 2010 gab es eine größere Sanierung für knapp 900.000 Euro in einer zweimonatigen Sommerpause. Unter anderem wurde damals das 950 Quadratmeter große Flachdach komplett ausgetauscht und besser gedämmt. Die Fensterfronten erhielten eine Drei-Scheiben-Verglasung.

Im Sommer 2017 entschieden sich die Stadtverordneten einstimmig für den Neubau eines rein funktionalen Hallenbads auf der Liegewiese. Die Verantwortlichen hofften auf eine Fertigstellung im Jahr 2021. Doch auch aufgrund von Personalmangel im Bauamt und der Folgen der Corona-Pandemie hat sich bis heute nichts getan.