Ahrensburg. Verwaltung möchte Neubau hinauszögern und bekommt Zuspruch von SPD, FDP, WAB und Linken. CDU und Grüne für zeitnahe Umsetzung.
Was wird aus dem Badlantic? Das bleibt auch nach der Sitzung des Hauptausschusses in Ahrensburg am Montagabend offen. Lang und energisch diskutierten die Politiker über die Zukunft des in die Jahre gekommenen Hallenbads, doch einen Beschluss gab es am Ende nicht. Die CDU meldete Beratungsbedarf an, entschieden werden soll nun erst in der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Montag, 26. September.
Eigentlich schienen die Planungen längst ausgemachte Sache: Ein Grundsatzbeschluss aus dem Jahr 2017 sieht vor, dass die marode Anlage abgerissen und durch einen kleineren, rein auf die Bedürfnisse des Schul- und Vereinssports zugeschnittenen Neubau ersetzt wird. 2023 sollen die Arbeiten beginnen.
Kostenexplosion führte zu einem Kurswechsel in der Verwaltung
In der vergangenen Woche kam dann die überraschende Wende: Die Verwaltung stellte die Planungen für einen zeitnahen Neubau plötzlich infrage und plädiert dafür, zunächst eine Erhaltungssanierung zu prüfen. Bürgermeister Eckart Boege begründet das mit immensen Kostensteigerungen, die das Projekt bereits jetzt zu verzeichnen habe, und begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen.
„Die Rahmenbedingungen haben sich vollkommen geändert“, sagt der Verwaltungschef. Im Rathaus rechnet man mit Kosten von 20 bis 25 Millionen Euro anstatt der ursprünglich veranschlagten 13,5 Millionen Euro. Zudem sei mit dem dringend notwendigen Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten für 80 Millionen Euro ein Projekt hinzugekommen, das in den kommenden Jahren wenig Raum für andere Bauvorhaben lasse.
Bürgermeister möchte das Bad durch Reparaturen vorerst am Laufen halten
Boege plädiert deshalb dafür, das Badlantic für weitere fünf bis zehn Jahre durch kleinere Reparaturarbeiten am Laufen zu halten und im Anschluss neu über einen Neubau oder eine Komplettsanierung zu entscheiden. SPD, FDP, Linke und Wählergemeinschaft WAB wollen dieser Empfehlung folgen, CDU und Grüne, die gemeinsam über eine Stimmenmehrheit in den politischen Gremien verfügen, drängen hingegen weiterhin auf einen zeitnahen Neubau.
Die beiden Fraktionen hatten dazu für den Hauptausschuss einen gemeinsamen Antrag vorgelegt, der die Auslobung eines Architektenwettbewerbs für das neue Hallenbad vorsieht. Zudem wollen sie prüfen lassen, ob im Neubau ein 50-Meter- anstatt des bislang beschlossenen 25-Meter-Beckens möglich ist.
SPD-Vertreter plädiert für gründliche Prüfung und warnt vor „Fehlentscheidung“
SPD-Vertreter Bela Randschau kritisierte das Vorgehen von CDU und Grünen scharf. „Wir haben hier die Chance, einen eklatanten Fehler im bisherigen Verfahren zu beseitigen. Die sollten wir nutzen“, sagte er. Offensichtlich habe es im Vorfeld des Grundsatzbeschlusses 2017 keine ausreichend gründliche Prüfung gegeben, wie das Bestandsgebäude zu bewerten sei.
Bevor er über ein Projekt entscheide, das 20 bis 25 Millionen Steuergeld koste, benötige er belastbare Zahlen, so Randschau. „Das gilt erst recht in einer Situation, in der wir ein Projekt von der Dimension des Schulzentrums haben“, so der SPD-Politiker. Jetzt auf die Prüfung zu verzichten, könne eine „beispiellose Fehlentscheidung“ nach sich ziehen, warnte er.
CDU befürchtet erneuten Anstieg der Baukosten bei einer Verschiebung
Erik Schrader (Linke) pflichtete dem bei. „Ich bin erschrocken, dass die Notwendigkeit, zu prüfen, was mit dem Bestand noch möglich ist, erst nach sechs Jahren Diskussion auf den Tisch kommt“, sagte er. Detlef Levenhagen (CDU) verteidigte den gemeinsamen Vorstoß mit den Grünen. „Wir wollen, dass nach sechs Jahren endlich mal etwas gemacht wird“, sagte er. Der CDU-Fraktionsvorsitzende warnte, eine erneute Verschiebung könne zu einem weiteren Anstieg der Baukosten führen. Zudem wisse niemand, wie lang die maroden Anlagen des Badlantic aus dem Jahr 1983 noch mitmachten.
„Wenn uns die Technik um die Ohren fliegt, stehen wir ohne Schwimmbad da, das Risiko ist uns zu hoch“, so Levenhagen. Seine Parteikollegin Carola Behr kritisierte die Verwaltung. „Mir ist unverständlich, wie es zum jetzigen Zeitpunkt zu dieser Vorlage gekommen ist“, sagte sie. Boeges Vorgänger im Bürgermeisteramt, Michael Sarach, habe stets betont, eine Sanierung sei aus wirtschaftlichen Gründen keine Alternative. Behr: „Warum sollen wir jetzt wieder bei Null anfangen?“
SPD bezweifelt, dass ein Neubau die ökologisch sinnvollere Lösung ist
Boege sah sich daraufhin zu der Klarstellung veranlasst, dass dies zwar für eine Komplett-Sanierung gelte, es jetzt aber lediglich um Instandsetzungsmaßnahmen gehe, um den Neubau noch einige Jahre hinauszuzögern. Nadine Levenhagen (Grüne) verwies auf die schlechte Energie-Bilanz, die das Badlantic einem Gutachten zufolge habe. „Warum sollten wir jetzt noch länger warten, um einen schlechten Zustand zu erhalten“, fragte sie.
Randschau meldete sich daraufhin erneut zu Wort und argumentierte, dass auch mit einem Neubau ein erheblicher Energie- und Ressourcenverbrauch verbunden sei. „Nicht umsonst spricht man inzwischen von grauer Energie und davon, bevor man neu baut, erst einmal zu gucken, ob das aus ökologischer Sicht wirklich nachhaltiger ist.“, sagte er.
Grünen-Vertreter bringt einen Kompromiss ins Spiel
Trotz verhärteter Fronten scheint ein Kompromiss möglich. Benjamin Stukenberg (Grüne) schlug vor, die Erhaltungssanierung parallel zu der Neubau-Variante mit 50-Meter-Becken zu prüfen. „So verlieren wir keine Zeit“, sagte er und bekam Zustimmung aus den anderen Fraktionen. Der Architektenwettbewerb könne bis dahin warten. „Und wir wissen, bevor wir entscheiden, wie viel ein Weiterbetrieb uns kosten würde“, sagte er.