Bergedorf. Anteil der Elektromobilität im Fuhrpark der Verkehrsbetriebe steigert sich 2024 auf 42 Prozent. Was die neuen Fahrzeuge können.

Jetzt geht es rasant voran mit der Elektro-Busflotte der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH). Das zweitgrößte Linienbus-Unternehmen Norddeutschlands mit Hauptsitz am Curslacker Neuen Deich in Bergedorf hat einen Rahmenvertrag mit Mercedes und MAN über insgesamt 350 Neufahrzeuge abgeschlossen. Nach Angaben der VHH war es die größte Ausschreibung in der Unternehmensgeschichte mit einem Volumen von rund 200 Millionen Euro.

Die ersten 143 Neufahrzeuge aus diesem Kontingent werden 2024 ausgeliefert. Der Anteil der E-Mobilität im Fuhrpark der VHH gegenüber heute verdreifacht sich dadurch. Schon seit 2020 kauft das Unternehmen, das sich komplett im Besitz der Stadt Hamburg befindet, beim turnusmäßigen Ersetzen der alten, in die Jahre gekommenen Diesel-Fahrzeuge ausschließlich E-Busse. Aktuell haben 86 der 662 Wagen im VHH-Fuhrpark Elektroantrieb.

Verkehrsbetriebe: Ausgemusterte Diesel-Busse bis zu 800.000 Kilometer gelaufen

Weitere 55 E-Busse werden unabhängig vom Großauftrag bereits in diesem Jahr hinzukommen, der Anteil der E-Mobilität steigert sich so von 13 auf 21 Prozent. Für sie werden in den kommenden Wochen nun ebenso viele Busse der Jahrgänge 2009 bis 2013 ausgemustert, von denen jeder zwischen 600.000 und 800.000 Kilometer im Dienst der VHH auf dem Tacho hat. Das entspricht 15 bis 20 Touren rund um die Erde. Welcher Bus genau ersetzt wird, entscheidet sein Erhaltungszustand. Allerdings landet keiner auf dem Schrottplatz. Alle ausgemusterten Busse werden auf dem Gebrauchtwagenmarkt verkauft.

Ziel der VHH ist es, in rund zehn Jahren komplett auf E-Mobilität umgestellt zu haben, sagt Geschäftsführer Dr. Lorenz Kasch. „Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein sind eine zentrale Treiberin der Mobilitätswende in der Metropolregion Hamburg. In den 2030er-Jahren wollen wir lokal komplett emissionsfrei unterwegs sein. Die jetzt erteilten Großaufträge an MAN Truck & Bus sowie Daimler Buses stellen einen echten Meilenstein auf dem Weg zu einem e-mobilen Unternehmen dar.“

Auf welchen Linien die Bussee verkehren, steht noch nicht fest

Los geht es in der ersten Jahreshälfte 2024 zunächst mit der Lieferung von 143 Fahrzeugen, darunter 48 Gelenkbusse des Typs eCitaro von Mercedes und weiteren normalen, sogenannten Solobussen, von denen MAN 48 und Mercedes 47 liefern soll. Zusammen verdoppeln sie den Anteil der E-Mobilität bei den VHH dann auf 42 Prozent. Die weiteren gut 200 E-Busse aus dem Großauftrag werden in den folgenden Jahren bis 2029 in Dienst gestellt.

Auf welchen Linien sie genau verkehren, steht laut VHH-Sprecherin Christina Sluga noch nicht fest. „Aber in jedem Fall werden sie von unseren E-Mobilitätszentren in Bergedorf und Schenefeld aus eingesetzt. Und alle sollen unser bereits bekanntes ,elexity-Design’ bekommen, einschließlich eines individuellen Namens mit dem Anfangsbuchstaben ,E’, wie Egon, Erna oder Emre.“

Im Vergleich zu den Diesel-Bussen sind die neuen Fahrzeuge zwei Tonnen schwerer

Die Technik ist nach Angaben der VHH mittlerweile so ausgereift, dass die batteriebetriebenen Linienbusse je nach Modell ohne Zwischen- oder Nachladung 200 bis 300 Kilometer weit fahren können. Um dem Versprechen gerecht zu werden, wirklich emissionsfrei unterwegs zu sein, soll ihr Strom vornehmlich aus Windenergieanlagen in Hamburg und Schleswig-Holstein stammen. Im Vergleich zu den traditionellen Diesel-Bussen sind die neuen Fahrzeuge mit 14,4 Tonnen in der Standard-Ausführung allerdings gut zwei Tonnen schwerer.

Für die Fahrgäste werden sie einige angenehme Extras bieten. So versprechen die VHH besonders angenehme Sitze, die zudem grundsätzlich mit USB-Ladebuchsen für Laptop- und Tablet-Computer sowie Mobiltelefone ausgestattet sind. Zudem wurden bei MAN und Mercedes Holzfußböden und besondere Beleuchtungskonzepte bestellt, die „im Innenraum der Linienbusse verschiedene Stimmungen erzeugen können“.