Bad Oldesloe. Jugendhilfeausschuss stimmt für Mitfinanzierung der PiA-Ausbildung. Aktivistin Jana Schmidt geht die Hilfe nicht weit genug
Der Kreis Stormarn wird die praxisintegrierte Ausbildung (PiA) für Erzieherinnen und Erzieher mitfinanzieren. Ein entsprechender Beschlussvorschlag wurde am Montag einstimmig von den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses angenommen. Die Kreistagsfraktion der CDU hatte zur Bekämpfung des Fachkräftemangels und der Stärkung des Berufsbildes den Antrag gestellt, nachdem Eltern, Erzieherinnen und Kita-Träger immer wieder über Personalnot, fehlende Kitaplätze und hohe Ausfallzeiten geklagt hatten. Der Beschluss muss am Freitag, 24. März, in letzter Instanz noch vom Kreistag bewilligt werden.
In vielen Stormarner Kommunen wird über die Förderung entschieden
Unter anderem die Anfang des Jahres gegründete Initiative „Kita in OD – Zeit zu handeln“ rund um Gründerin und Kitaleiterin Jana Schmidt hat das seit Jahren bekannte Problem erneut in das Zentrum der öffentlichen Debatte gerückt. In mehreren Kommunen wie Bargteheide, Bad Oldesloe, Großhansdorf, Ahrensburg oder Siek stand und steht das Thema PiA-Ausbildung auf den Tagesordnungen entsprechender Ausschüsse.
Zum Hintergrund: Die PiA-Ausbildung ist im Gegensatz zur schulischen Ausbildung vergütet und soll mehr junge Menschen motivieren, den Beruf zu ergreifen. Denn genau daran hapert es angesichts schlechter Bezahlung, wenig Wertschätzung und hoher Arbeitsbelastung. Gleichzeitig gehen im Zuge des demografischen Wandels immer mehr Erzieherinnen und Erzieher in den Ruhestand. In der Folge verschärft sich der Fachkräftemangel auch in Stormarn immer weiter.
Für die Plätze werden an den Berufsschulen zusätzliche Klassen eingerichtet
Dass in der Sache dringender Handlungsbedarf besteht, darin waren sich die Ausschussmitglieder einig. Dennoch ging der Abstimmung eine leidenschaftliche Diskussion voraus. Am Ende steht folgender Beschluss: Der Kreis fördert in einem Pilotprogramm für den Ausbildungszeitraum 2023 bis 2025 60 PiA-Stellen in Stormarn. Diese sollen in Kitas im Kreis geschaffen werden. Die künftigen Erzieherinnen und Erzieher besuchen die Berufliche Schule in Bad Oldesloe.
Der Kreis fördert die PiA-Stellen für 24 Monate mit einem Zuschuss von 600 Euro pro Monat und Stelle. Maximal 50 Prozent der Gesamtkosten werden laut Beschluss damit gedeckt. Der Rest muss von Dritten, Land, Kommune oder Träger, übernommen werden. 212.500 Euro will der Kreis im Haushalt 2023 für die PiA-Förderung bereitstellen. Für 2024 sollen es 510.000 Euro und für 2025 297.500 Euro sein. Über eine Fortsetzung für einen folgenden Ausbildungsjahrgang soll nach den Erfahrungen der ersten Runde entschieden werden. Die SPD möchte auch die ebenfalls unvergütete Ausbildung der sozialpädagogischen Assistenten fördern. Die Entscheidung über den Antrag wurde vertagt.
Sozialministerium des Landes will Förderung ab 2023 stärken
Auch das Land Schleswig-Holstein fördert die PiA-Stellen zu Teilen. Mit einem Rundbrief hat das Sozialministerium im Februar angekündigt, dass vorbehaltlich der Verabschiedung des Haushaltsentwurfes die Mittel für die PiA-Ausbildung ab 2023 verstärkt werden sollen. Die Förderung bezieht sich nur auf das erste Ausbildungsjahr und soll wohl unter anderem von 400 auf 800 Euro pro Monat steigen. Allerdings: „Die neue Förderrichtlinie lässt wohl bis April auf sich warten“, so Carsten Reichentrog, Fachbereichsleiter Jugend und Schule.
Kritik an der Beschlussvorlage kam von Hendrik Holtz (Linke), der zwar anerkannte, dass der Kreis die Finanzierung unterstützt. „Es ist besser, kleine Schritte zu machen, statt gar nichts zu machen“, so Holtz. Aber: „Sie reichen bei Weitem nicht aus.“ Statt einem zeitlich begrenzten Pilotprojekt müsse der Kreis Verantwortung übernehmen und die Finanzierung, so seine Forderung, zeitlich unbegrenzt gewährleisten, um Verlässlichkeit für Bewerber, Schulen, Eltern und Kitas zu schaffen. Ein entsprechender Antrag wurde vom Ausschuss aber mit großer Mehrheit abgelehnt.
Ausschuss diskutierte über Verteilung der PiA-Stellen im Kreis
Dass man keine Verantwortung übernehme, diesen Vorwurf wies Thomas Bellizzi (FDP) vehement zurück: „Der Kreis ist nicht für die Finanzierung der Ausbildung zuständig, aber wir machen es trotzdem, weil das Land seiner Pflicht nicht ausreichend nachkommt.“ Der Beschluss solle aber kein Freifahrtsschein für das Sozialministerium sein. „Wir dürfen Frau Touré nicht aus der Verantwortung nehmen, indem wir die Finanzierung unbegrenzt sicherstellen.“
Thema der Debatte war auch die Verteilung der PiA-Stellen im Kreis. Diese wäre nach dem Windhundprinzip möglich. Das bedeutet: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Alternativ können die Plätze anteilig auf die einzelnen Sozialräume verteilt werden. „Dieses Verfahren ist das etwas gerechtere“, so Ausschussvorsitzender Frank Lauterbach (SPD).
Finden sich für die PiA-Plätze überhaupt Bewerberinnen und Bewerber?
Nach der Sozialraumverteilung würden Ahrensburg zum Beispiel acht Plätze zustehen, Reinbek sechs, Glinde, dem Amt Trittau und Bad Oldesloe jeweils fünf und Bargteheide vier. Kleinere Kommunen und Ämter würden entsprechend weniger Plätze zustehen. Nachteil: So bestünde auch die Gefahr, dass Plätze ungenutzt bleiben. „Das wäre schade“, so Bettina Spechtmeyer-Högel (CDU).
Am Ende einigte sich der Ausschuss deshalb auf einen Kompromiss: Bis zum 30. April soll die Aufteilung nach Sozialraum erfolgen, danach gilt das Windhundprinzip. So sollen auch Kommunen, in denen noch Beschlüsse ausstehen, genügend Zeit haben, Anträge zu stellen. Übrigens: „Es liegen bereits 49 Anmeldungen für PiA-Plätze für das kommende Schuljahr vor“, so Reichentrog.
- Kreis Stormarn: Wolf reißt drei Schafe auf Weide bei Bad Oldesloe
- Hamburg will Lottbeker Teich trockenlegen – Kritik aus Ammersbek und vom Nabu
- Platznot in Oldesloer Schulen: Jugendliche schlagen Alarm
Jana Schmidt, Gründerin der Kita-Initiative, begrüßt zwar die Bereitschaft des Kreises, für die nicht ausreichende Finanzierung des Landes einzuspringen. Trotzdem führe der Beschluss nicht weit genug „Es sind Babyschritte“, so Schmidt. Die Mitfinazierung der PiA-Ausbildung sei angesichts der prekären Lage nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Und: „Wir bekommen ja keine fertig ausgebildeten Fachkräfte. Außerdem bleibt noch abzuwarten, ob sich für die geschaffenen Stellen überhaupt ausreichend Bewerberinnen und Bewerber finden.“