Oststeinbek. Bald beginnt der Umbau des Gebäudes an Möllner Landstraße. Bauprojekt wird auch teurer, weil ein Architekt gewisse Dinge übersehen hat.

Das Warten hat ein Ende. An diesem Mittwoch beauftragt Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer ein Unternehmen mit den Abrissarbeiten in einem Haus an der Möllner Landstraße, das auf zwei Ebenen zu einer Polizeiwache umgebaut wird. Es handelt sich um die frühere Filiale der Sparkasse Holstein.Für das Projekt waren 420.000 Euro veranschlagt. Nun wird es allerdings teurer – rund 140.000 Euro fallen zusätzlich an. Auch der avisierte Einzug der Ordnungshüter im Mai lässt sich nicht mehr halten. Hettwer geht jetzt von einem Termin im Juli aus.

Die Kostensteigerung erklärt der Verwaltungschef so: „Der Architekt hat nach Baukostenindex berechnet, allerdings gewisse Besonderheiten des Gebäudes nicht berücksichtigt. Im Keller muss zum Beispiel eine Hebeanlage für Sanitärwasser installiert werden, zudem benötigen zwei Tiefgaragenplätze für die Polizei ein Rolltor. Und eine Wand wird dort ebenfalls gezogen.“ Andere Posten seien Telekommunikation und Sicherheitsbeleuchtung. Das habe ein TGA-Planer im Nachgang ermittelt. Dieser Experte kümmert sich um die technische Gebäudeausstattung.

Polizeiwache in Oststeinbek: Mietvertrag wurde gleich doppelt geprüft

Das höhere Investitionsvolumen ist aber nicht nur der Tatsache geschuldet, dass der Architekt gewisse Dinge übersehen hat. Das geht aus einer sogenannten Kostenfeststellungsliste hervor, die Angebote von Firmen beinhaltet. Demnach sind für Bodenbeläge 8000 Euro mehr auszugeben als vorgesehen, bei Innentüren und -fenstern rund 2600 Euro.

Mitte März wird der Abbruch in den Räumen beginnen. Das dauert bis zu drei Wochen. Im Anschluss startet der Trockenbau. Oststeinbek hat die beiden Etagen von einem Privateigentümer gemietet und zahlt bereits jetzt, das Land Schleswig-Holstein steigt als Untermieter ein, wenn die Immobilie bezugsfertig ist. Der entsprechende Vertrag wurde in Kiel gleich doppelt geprüft: vom Finanzministerium sowie der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GM.SH), eine Anstalt des öffentlichen Rechts, die unter anderem für die Bewirtschaftung der vom Land genutzten Liegenschaften zuständig ist. Von der monatlichen Miete in Höhe von rund 3000 Euro zahlt Schleswig-Holstein etwas mehr als die Hälfte.

2016 wurde die Polizeistation in Oststeinbek geschlossen

Oststeinbek beteiligt sich finanziell, weil Rathauspersonal ebenfalls in das ehemalige Geldinstitut zieht. Mitarbeiter des Standes- und Ordnungsamts sind betroffen. Trauungen werden nach wie vor im Bürgerhaus vollzogen. Für eine Polizeistation mit drei Beamtinnen und Beamten sind die 283 Quadratmeter Nutzfläche zu groß, die sogenannten Raumbedarfe landeseinheitlich festgelegt. Kleinere Gebäude in zentraler Lage, die sich für eine Wache eignen und verfügbar sind, gibt es nicht. Es wurden mehrere gemeindeeigene Objekte geprüft, zum Beispiel die Begegnungsstätte. Auch hier wäre ein Umbau nötig gewesen und hätte Platzeinschränkungen für Nutzer wie das Deutsche Rote Kreuz bedeutet. Das wollte die Politik nicht, bewilligte stattdessen eine Kooperation bei der Immobilie auf der anderen Straßenseite. Parteienvertreter wollen unbedingt wieder Polizisten vor Ort haben.

Bis Mitte 2016 war eine Polizeistation im Feuerwehrgebäude an der Stormarnstraße. Die Schließung hatte seinerzeit für Ärger gesorgt. Mehr als 800 Bürger unterzeichneten eine Petition. Vorausgegangen war eine von der SPD-geführten Landesregierung beschlossene Strukturreform. 2017 änderten sich die Machtverhältnisse in Kiel. Christdemokrat Daniel Günther wurde Ministerpräsident. Damals legte man im Koalitionsvertrag mit Grünen und FDP fest, die Wiedereröffnung geschlossener Dienststellen zu prüfen. Im Juni 2021 bekam Oststeinbek die Zusage aus Kiel. Eine treibende Kraft war der CDU-Landtagsabgeordnete Lukas Kilian mit Wahlkreisbüro in Glinde. Er zog hinter den Kulissen die Fäden. Der 36 Jahre alte Rechtsanwalt genießt hohes Ansehen in der Partei, ist inzwischen designierter Generalsekretär der Nord-CDU.

Wer zur Polizei will, muss durch eine Schleuse

Die Rückkehr der Polizei sollte eigentlich im Mai 2022 besiegelt sein. Die Suche nach der passenden Immobilie und die Abstimmungsgespräche zwischen Gemeinde und Land sorgten für Verzögerungen. Immer wieder wurde der Einzugstermin verschoben. Schließlich einigte man sich über die Aufteilung der Umbaukosten. Rund 70 Prozent trägt das Land wegen der hohen Sicherheitsanforderungen. Es gibt getrennte Zugänge. Wer zur Polizei will, muss durch eine Schleuse. Außerdem wird der Bereich mit schusssicherem Glas ausgestattet. Die Ordnungshüter haben im Erdgeschoss zwei Büros, Oststeinbek belegt drei. Es müssen diverse Wände gezogen werden.

Wegen des nun ermittelten Mehraufwands gibt es noch Gesprächsbedarf. Der mehr als Zwei-Drittel-Anteil des Landes gilt nur bis zur 420.000-Euro-Grenze. Was darüber hinaus geht, muss neu verhandelt werden. „Wir haben keinen Anspruch, sind aber guter Dinge. Schließlich ist es eine Partnerschaft auf Augenhöhe“, sagt Bürgermeister Hettwer. Er habe Lukas Kilian in Kenntnis gesetzt. Dieser habe zugesagt, sich dafür einzusetzen, dass das Land 50 Prozent der zusätzlichen Kosten übernehme. Erst einmal geht die Gemeinde in Vorleistung. Die Ortspolitik hat 140.000 Euro bewilligt.