Bad Oldesloe. Turbulente Podiumsdiskussion in Bad Oldesloe. CDU-Kreistagsfraktion will PiA-Ausbildung mit 180.000 Euro fördern.

Es ging hoch her bei der Podiumsdiskussion zum Kitanotstand in Bad Oldesloe. Doch handfeste Zusagen habe es im Ergebnis nicht wirklich gegeben, kritisiert Jana Schmidt, Gründerin der Initiative „Kita in OD – Zeit zu handeln“. Vertreter aus Elternschaft, Kitas, Wirtschaft, Berufliche Schule, Verwaltung, Politik und dem Sozialministerium waren vor Ort.

Initiative fordert Finanzierung der praxisorientierten Ausbildung

Wie berichtet, gibt es in Bad Oldesloe zu wenige Kita-Plätze. Jedes Jahr gehen Eltern leer aus. Die Personalnot in den bestehenden Kitas führt zu hohen Ausfallzeiten. Betreuungszeiten werden verkürzt und Gruppen geschlossen. Die Initiative fordert von der Politik unter anderem den Bau einer Kita im Neubaugebiet Claudiussee, der aktuell auf Eis liegt, sowie die Finanzierung der praxisorientierten PiA-Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

„Das Grundstück am Claudiussee befindet sich weder im Eigentum der Stadt, noch sind wir für den Neubau zuständig“, so Bürgermeister Jörg Lembke auf Nachfrage. „Der Eigentümer hat uns mitgeteilt, aufgrund der hohen Baukosten derzeit von der Umsetzung eines Neubaus abzusehen. Insofern lässt sich nicht beantworten, wann dieses Grundstück bebaut wird.“

Ein Kita-Neubau ist in Bad Oldesloe derzeit nicht in Sicht

Dennoch stelle die Stadt derzeit Überlegungen an, Kindergärten zu bauen, etwa im Pölitzer Weg. Derzeit verzögere sich aber der Beschluss des Bebauungsplanes. Auch für einen anderen möglichen Standort an der Grabauer Straße sei der Beschluss eines Bebauungsplanes noch nicht in Sicht. „Wir stellen diverse Hemmnisse fest, die den Bau von Kindergärten derzeit erschweren“, so der Bürgermeister. Kurzfristige Hilfe sei somit nicht in Sicht, beklagt Jana Schmidt.

„Die Stadt Bad Oldesloe muss in Fachkräfte und Kitas investieren, um den Bedarf künftig zu decken“, so die Initiativführerin. Doch: „Da sehe ich aktuell noch keine Einsicht.“ Ganz konkret erhoffe sie sich, dass noch für dieses Jahr bis zu zehn Stellen in der PiA-Ausbildung für Bad Oldesloe finanziert werden.

CDU-Kreistagsfraktion hat Dringlichkeitsantrag gestellt

Für die Stellen können vom Land, vom Kreis und von der Kommune Mittel gefordert werden. Ob es Unterstützung vom Kreis gibt, entscheidet sich Montag, 13. Februar, in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Die CDU-Kreistagsfraktion hat einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Sie beantragt, in Stormarn noch 2023 180.000 Euro für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern im Zuge der praxisintegrierten Ausbildung (PiA) bereitzustellen.

„Im Auftrag der Fraktion habe ich in den letzten Wochen viele Gespräche mit Einrichtungsleiterinnen und den beruflichen Schulen geführt. Es wurde deutlich, dass wir das Berufsbild der Erzieher und Erzieherinnen mit einer Ausbildungsvergütung attraktiver gestalten können“, so Kreistagspräsident Hans-Werner Harmuth (CDU). Denn die sogenannte PiA-Ausbildung ist im Gegensatz zur herkömmlichen Erzieherausbildung vergütet und daher eine attraktive Alternative für junge Menschen, den Beruf zu ergreifen.

Auch die Finanzierung durch den Kreis würde die Kosten nicht ganz decken

Die CDU-Kreistagsfraktion wolle laut eigener Aussage eine Aufgabe finanzieren, bei der man eigentlich das Land in der Pflicht sehe. Dieses komme ihr aber aktuell nicht nach. Würde der Antrag bewilligt werden, würde das Projekt zunächst bis 2025 laufen. Doch: Komplett gedeckt werden die Kosten nicht, sondern maximal 50 Prozent. „Die restlichen Kosten müssen von Dritten übernommen werden“, heißt es im Antrag.

Deshalb betont Jana Schmidt: „Ohne die Stadt wird es nicht möglich sein, die Stellen zu finanzieren.“ Doch diesbezüglich habe Bürgermeister Lembke bei der Podiumsdiskussion keine Bereitschaft gezeigt. „Er verwies darauf, dass jedes Wirtschaftsunternehmen seine Auszubildenden selbst bezahlt“, so Schmidt. Doch die Kita-Träger könnten diese Kosten nicht stemmen. „Sie sind gemeinnützig. Wir haben keine Goldsäcke im Keller und erwirtschaften keine riesigen Gewinne. Das geht an der Realität vorbei.“

Bürgermeister Jörg Lembke sieht das Land Schleswig-Holstein in der Pflicht

Auf Nachfrage teilte Lembke mit, dass es aus Sicht der Stadtverwaltung nicht die Aufgabe einer Kommune sei, die Ausbildung für Dritte zu bezahlen. „Sollten die politischen Gremien dies anders sehen, wird eventuell eine andere Entscheidung fallen. Ich rate jedoch davon ab“, so der Bürgermeister. Er sehe das Land in der Pflicht.

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Trotz allem ist Schmidt mit der Podiumsdiskussion zufrieden: „Das Thema hat die Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient. Ich nehme großes Interesse wahr. Das setzt das Thema Kita eine Stufe höher auf die Tagesordnung“, so die Kita-Leiterin. „Wir sind mit dem festen Vorsatz aus der Diskussion gegangen, weiterzumachen. Nur so können wir etwas bewegen.“