Barsbüttel. Barsbüttels Politik hatte für Standort in Willinghusen gestimmt. Warum die Christdemokraten jetzt eine andere Lösung favorisieren.

Das sogenannte Schwedengrundstück an der Barsbütteler Landstraße Ecke Feldweg ist im Mai vergangenen Jahres auserkoren worden. Damals votierte der Barsbütteler Planungsausschuss auch mit Stimmen der CDU für den Bau eines Feuerwehrgerätehauses und einer Rettungswache auf dem Areal im Ortsteil Willinghusen. Nun wollen die Christdemokraten einen Rückzieher machen. Sie sehen die Einrichtung des Kreises lieber nahe der K 80 im Ortsteil Stemwarde. Das sorgt für Unverständnis in anderen Fraktionen.

„Wir haben Sorgen, dass es zu Einschränkungen kommt bei einer späteren Wohnbebauung“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Henri Schmidt. Deshalb liege die Priorität auf der Fläche an der Bahnhofstraße in Stemwarde. Eigentümer ist der Kreis. Sollte er diesen Standort ablehnen oder das Gebäude aus irgendwelchen Gründen dort nicht möglich sein, „wird es mit uns auch einen Bau in Willinghusen geben“, so Schmidt.

Bürgermeister will Planung in Willinghusen vorantreiben

Bürgermeister Thomas Schreitmüller hat bereits Gespräche mit der Behörde in Bad Oldesloe geführt über das Schwedengrundstück. Im Finanzausschuss Ende Oktober wurde er beauftragt, die Konditionen auszuhandeln. Rund 100 Euro verlangt die Gemeinde für den Quadratmeter. Laut dem Verwaltungschef gehe es bei der Rettungswache um eine Größenordnung von 4000 Quadratmetern. Schreitmüller sagt über seine Unterredungen: „Die Sache scheint einigungsfähig zu sein. Meines Wissens favorisiert der Kreis das Grundstück in Stemwarde nicht. Ich gehe also davon aus, dass wir die Planungen in Willinghusen vorantreiben.“

Darauf pocht auch die Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB). Deren Fraktionschef Rainer Eickenrodt hat kein Verständnis für das Vorgehen der CDU und kritisiert zudem die Grünen wegen des gemeinsamen Antrags des Parteien-Duos für den Planungsausschuss am kommenden Donnerstag. Inhalt unter anderem: Dem Kreis sollen verschiedene Grundstücksoptionen aufgezeigt werden. „Die Haushaltslage Barsbüttels ist bekanntlich dramatisch angespannt. Wie CDU und Grüne in dieser Situation auf den finanziellen Synergieeffekt eines Gemeinschaftsbaus verzichten wollen, ist für uns nicht nachvollziehbar“, sagt Eickenrodt. Vorteile sieht er zum Beispiel bei der gemeinsamen Erschließung sowie Energieversorgung. Unterstützung bekommt die BfB von den Sozialdemokraten. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Klaus-Jürgen Krüger sagt: „Wir haben Beschlüsse gefasst, müssen uns jetzt auch daran halten.“

Ortsbeirat fordert Information über Lärmbelästigung

Der Willinghusener Ortsbeirat will allerdings noch Fragen geklärt haben zwecks Standortbestimmung. Fünf Mitglieder des Gremiums, darunter auch eine SPD-Vertreterin, haben am 6. Dezember ein Schreiben an den Bürgermeister und die Fraktionsvorsitzenden verfasst. Sie warnen vor einer vorschnellen Festlegung, wollen zum Beispiel wissen, ob es Erkenntnisse zur Lärmbelästigung der Anwohner gibt und mit wie vielen Einsätzen zu rechnen ist.

„Ich habe seinerzeit meine Hand zu schnell für das Schwedengrundstück gehoben“, sagt Schmidt. „Die Dimension einer Rettungswache wurde mir erst durch Diskussionen im Ortsbeirat im November klar. Wir reden hier über ein Gebäude mit zehn Toren.“ Dass die Willinghusener Feuerwehr auf das Aral zieht, daran wollen auch Schmidt und seine Parteikollegen nicht mehr rütteln. Die aktuelle Wache befindet sich neben Grundschule und Kindertagesstätte. Umbau und Sanierung sind laut Gemeindewehrführer Frank Becker nur mit Abstrichen und Kompromissen möglich. Die Ehrenamtler hatten sich einen anderen Standort gewünscht. Die Verwaltung schätzt die Kosten für das neue Gerätehaus auf rund 3,6 Millionen Euro.

Die Rettungswache des Kreises in Stemwarde an der Bachstraße ist nicht mehr zeitgemäß. Laut einem Gutachten soll der Neubau entweder in diesem Ortsteil oder in Willinghusen entstehen. In Stormarn wird die medizinische Notfallversorgung und der qualifizierte Krankentransport durch 250 Personen an zehn Standorten sichergestellt. Die Rettungsdienst Stormarn gGmbH (RDS) betreibt zwei Wachen in Bargteheide und jene in Reinbek an der Hamburger Straße und Stemwarde. Für die anderen ist die Rettungsdienst-Verbund Stormarn GmbH (RVS) zuständig. Beide Gesellschaften werden von einer Geschäftsleitung geführt.