Bargteheide. Gabriele Hettwer hat 100 Gästen Rede und Antwort gestanden. Sie will für mehr Flexibilität im Bürgerbüro sorgen. Weitere Vorhaben.
Mehr als 100 Gäste waren ins Ganztagszentrum in Bargteheide gekommen. Ein Zuspruch, der selbst jene Frau überraschte, die diesmal im Mittelpunkt stand: Gabriele Hettwer, die bei der Bürgermeisterinnenwahl am Sonntag, 8. Mai, gegen Amtsinhaberin Birte Kruse-Gobrecht antritt. „Über das große Interesse der Bürgerinnen und Bürger Bargteheides habe ich mich sehr gefreut, das verleiht mir viel Rückenwind für die heiße Phase des Wahlkampfes“, sagte die 57-Jährige dem Abendblatt.
Mehr als eine Stunde hatte sie den Besuchern Rede und Antwort gestanden und war keiner Frage ausgewichen. Sie äußerte sich zu ihren Vorstellungen für Schulen und Kitas ebenso wie zu den Themen bezahlbarer Wohnraum und Klimaschutz, dem Umgang mit der Kommunalpolitik und ihrem Führungsstil.
Gabriele Hettwer: Mehr als 30 Jahre in führenden Positionen
Vor allem aber zeigte sie sich mit den aktuellen Verhältnissen in ihrer alten Heimatstadt bestens vertraut, in die sie noch immer viele familiäre und freundschaftliche Kontakte hat. So versprach die Hoisdorferin auch gleich zu Beginn, dass sie mit ihrem Ehemann Jürgen, der Bürgermeister in Oststeinbek ist, wieder nach Bargteheide ziehen werde, wenn die Einwohner der Stadt sie am 8. Mai zur neuen Bürgermeisterin wählen.
„Ich kann verstehen, dass das für viele Menschen der Stadt Ausdruck von Authentizität und Verbundenheit ist, obwohl die Residenzfrage in Oststeinbek nie eine Rolle gespielt hat“, so Hettwer. Dennoch respektiere sie diesen Wunsch und habe bei einem Makler auch schon etwas reservieren lassen.
Überrascht, wie viel Geld in externe Expertise für Gutachten investiert wurde
Unbestritten ist ihre fachliche Kompetenz, die sie sich in mehr als 30 Jahren Verwaltungserfahrung angeeignet hat. Bereits im Alter von 27 Jahren übernahm sie im Rathaus der Gemeinde Großhansdorf die Leitung des Ordnungs- und Umweltamts, war aber auch fürs Bauamt sowie in der Fachabteilung für Schule, Jugend, Kultur und Sport tätig. Seit 1998 leitet Hettwer das Haupt- und Ordnungsamt und berät Bürgermeister Janhinnerk Voß als dessen Büroleiterin in allen verwaltungsfachlichen Fragen.
So zeigte sie sich überrascht, wie viel Geld im Rathaus Bargteheide in den vergangenen Jahren in externe Expertise für Gutachten und Konzepte investiert worden sei. „Ich bin davon überzeugt, dass in der Verwaltungsmannschaft des Rathauses Bargteheide genügend Potenzial steckt, um viele Projekte und Prozesse mit eigenem Know-how voranzubringen“, sagte Hettwer.
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Parteien sehen sich in ihrer Wahl bestätigt
Unverständlich sei für sie zudem, warum die von der Amtsinhaberin bereits 2017 angeschobene Verwaltungsreform offenbar noch immer nicht abgeschlossen sei. Ganz im Gegenteil höre sie immer wieder, dass Zuständigkeiten nach wie vor nicht klar geregelt seien und der Neuzuschnitt von Fachbereichen mitnichten dazu geführt habe, die Arbeit der Stadtverwaltung effizienter und stringenter zu machen.
In diesem Zusammenhang stellte die Bürgermeisterkandidatin auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit von neun Mediatoren. Sie kenne keine einzige andere Kommunalverwaltung mit solch einem Bedarf an Streitschlichtern. Auch das wertete sie letztlich als Beleg für die anhaltende Unruhe im Bargteheider Rathaus. „Niemand ist fehlerfrei, weil Fehler nun mal zutiefst menschlich sind. Entscheidend ist aber, ob man auch bereit ist, sie einzugestehen und wie man mit Fehlern umgeht“, so Hettwer.
Kahlschlag in Bargteheide: „Berechtigte Gründe für die hohe Bußgeldforderung des Kreises“
Ein Fingerzeig auch auf das weiter kontrovers diskutierte Thema Kahlschlag. Auch danach wurde die Hoffnungsträgerin befragt, ohne dabei ins Detail gehen zu wollen. „Tatsache ist aber, dass es wohl berechtigte Gründe für die hohe Bußgeldforderung des Kreises geben muss“, so Hettwer. Ihr sei jedenfalls kein anderer Fall in Stormarn bekannt, in der eine Kommune zu solch einer hohen Strafzahlung verpflichtet worden sei.
Eines der größten Probleme sieht sie indes in der anhaltenden Kritik vieler Bürger hinsichtlich der Zugänglichkeit und Erreichbarkeit des Rathauses und hier insbesondere des Bürgerbüros. „Ich verspreche Ihnen, dass es unter meiner Leitung keinen Einsatz von Wachpersonal mehr geben wird und ich alles daran setzen werde, wieder zu mehr Flexibilität, gerade in dringenden Fällen zu kommen“, sagte Gabriele Hettwer.
Die drei Parteien SPD, FDP und CDU sowie Wählergemeinschaft WfB sahen sich am Ende des Abends in der Wahl ihrer Kandidatin vollauf bestätigt.
Amtierende Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht beginnt mit Haustürbesuchen
Die amtierende Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht hat angekündigt, an diesem Wochenende mit Haustürbesuchen zu starten. Durch die Ukraine-Krise und die Folgen der Corona-Pandemie bleibe für den Wahlkampf unter der Woche kaum Zeit.
Am Freitag, 1. April, wird sie ab 17 Uhr zum Haustürwahlkampf in der Stormarner Straße unterwegs sein und am Sonnabend, 2. April, in der Zeit von 12 bis 15 Uhr die Vogelsiedlung besuchen. Am Sonntag, 3. April, kommt sie dann um 15 Uhr ins Seniorendorf an der Bahnhofstraße. Begleitet wird sie dabei von Eddi Buczkowski, der mit seinem Akkordeon für gute Laune sorgen wird.
„Überall wird es Gelegenheit geben, mit mir ins Gespräch zu kommen, um Kritik und Ideen auszutauschen“, sagt Birte Kruse-Gobrecht. Auf diese Weise wolle sie in Erfahrung bringen, was die Bargteheider beschäftigt, umtreibt und bewegt. Ob es nun um die Probleme bei der Terminvergabe im Rathaus gehe, den Rad- und Autoverkehr in der Rathausstraße oder den Umgang der Kommunalpolitik mit der Verwaltung.