Bad Oldesloe. Polizei veröffentlicht Verkehrssicherheitsbericht 2021 für Stormarn. Zahl der Unfälle nimmt gegenüber Vorjahr leicht zu. Die Gründe.
Die Zahl der Verkehrsunfälle auf den Straßen im Kreis Stormarn hat zuletzt wieder leicht zugenommen. Das geht aus dem Verkehrssicherheitsbericht für 2021 hervor, den die Landespolizei jetzt vorgelegt hat. Die Beamten verzeichneten im vergangenen Jahr demnach 6073 Unfälle, ein Plus von 2,5 Prozent gegenüber 2020. Die gute Nachricht: Der Wert liegt damit noch immer deutlich unter dem Mittel der vergangenen Jahre.
Senioren tragen in Stormarn häufiger die Schuld an Unfällen als junge Autofahrer
Hauptkommissar Andreas Junge von der Polizeidirektion Ratzeburg hat maßgeblich an der Statistik für Stormarn mitgearbeitet. Er sagt: „Auch 2021 sehen wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie in den Zahlen.“ Die Statistik sei daher nur bedingt mit den Vorjahren vergleichbar. „Durch die Homeoffice-Pflicht hat ein großer Teil der Menschen auch 2021 von zu Hause aus gearbeitet, dementsprechend war weniger Berufsverkehr auf den Straßen unterwegs“, sagt Junge. Morgens und abends, wenn die Leute zur Arbeit oder nach Hause fahren, sei die Hauptunfallzeit.
Tatsächlich lag die Gesamtzahl der Unfälle im Kreis noch 2019, vor Beginn der Pandemie, mit 6758 deutlich höher. 2020 war sie dann um 12,5 Prozent auf 5927 gesunken. „Inzwischen hat das öffentliche Leben wieder an Fahrt aufgenommen und die Menschen sind wieder mehr unterwegs, das spiegelt sich auch in der Statistik wider“, so Junge.
Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten ist weiter rückläufig
Erfreulich: Auch die Zahl der Verkehrstoten ist zurückgegangen. 2021 verunglückten sechs Personen tödlich auf den Stormarner Straßen, zwei weniger als im Vorjahr und drei weniger als 2019. Den Höchststand der vergangenen zehn Jahre verzeichnete die Polizei 2013, als zehn Personen ums Leben kamen. 2014 und im Jahr darauf starben jeweils fünf Menschen. Es ist der niedrigste Wert.
Rückläufig ist das dritte Jahr in Folge auch die Zahl der Personen, die bei Verkehrsunfällen schwer verletzt wurden. In die Kategorie zählen Unfallbeteiligte, die anschließend mindestens eine Nacht im Krankenhaus verbringen mussten. 2021 wurden 116 Personen schwer verletzt, ein Minus von 21,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2020 hatte die Zahl bei 147 Personen gelegen, 2019 bei 153. Insgesamt kamen in Stormarn 2021 bei Verkehrsunfällen 877 Menschen zu Schaden. Das sind 9,3 Prozent weniger als in dem Jahr zuvor.
Weniger Fußgänger und Radfahrer in Unfälle verwickelt
Junge führt diese Entwicklung darauf zurück, dass weniger Fußgänger und Radfahrer in Unfälle verwickelt waren. „Diese Verkehrsteilnehmer haben das höchste Risiko für schwere Verletzungen“, sagt der Hauptkommissar. An 274 Unfällen waren laut Statistik Fahrradfahrer beteiligt, ein deutliches Minus von 24,9 Prozent gegenüber 2020. Das vergangene Jahr markierte allerdings einen Spitzenwert.
„Mit den hohen Infektionszahlen und den Kontaktbeschränkungen ging einher, dass weniger Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, viele sind stattdessen auf das Fahrrad ausgewichen“, erklärte Junge seinerzeit die Entwicklung. 2021 sei die Situation umgekehrt gewesen. „Mit den Lockerungen der Kontaktbeschränkungen haben offenbar viele Menschen ihre Zurückhaltung bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wieder aufgegeben“, mutmaßt der Hauptkommissar.
Meist tragen Radfahrer die Schuld an den Unfällen
Das Klischee von den rücksichtlosen Autofahrern, die die Radfahrer gefährdeten, bestätige die Statistik im Übrigen nicht. „In Zweidrittel der Fälle waren die Radfahrer Schuld an den Unfällen“, sagt Junge. 259 Radfahrer wurden laut Bericht im vergangenen Jahr verletzt. Bei den Fußgängern gab es ebenfalls einen Rückgang: An 49 Unfällen waren sie beteiligt, ein Minus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Verletzt wurden 44 Personen, die zu Fuß unterwegs waren. In 89 Unfälle waren Motorradfahrer involviert, 91 Biker wurden bei Zusammenstößen verletzt. Die Zahl blieb annähernd unverändert.
Eine deutliche Zunahme gibt es hingegen bei den Lastwagen. An 188 Unfällen waren Lkw beteiligt, das sind 18,2 Prozent mehr als 2020. Eine abschließende Erklärung dafür hat Junge nicht, er spekuliert: „Möglicherweise hat dazu beigetragen, dass insgesamt mehr Lastwagen unterwegs waren, weil mehr Menschen Dinge im Internet bestellt haben.“
Junge Leute verursachen deutlich mehr Unfälle als im Vorjahr
Zahlreiche Unfälle wurden 2021 durch junge Autofahrer verursacht. Die Polizei verzeichnet einen drastischen Anstieg von 24,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt waren Fahrer unter 24 Jahre für 177 Unfälle im Kreisgebiet verantwortlich. Dazu sagt Junge: „Wir erkennen hier einen deutlichen Zusammenhang mit der Wiedereröffnung der Clubs, Bars und Diskotheken.“ 2020, als das Nachtleben überwiegend stillstand, brach die Zahl auf 144 Unfälle, an denen junge Fahrer die Schuld trugen, ein. Der Wert für 2021 liegt wieder auf Vor-Corona-Niveau (2019: 183 Unfälle).
Risikobereites Fahren, wenn junge Erwachsene abends mit Freunden unterwegs sind oder das Fahren im angetrunkenen Zustand nach dem Discobesuch gelten nach wie vor als Hauptunfallursache. Allerdings: Senioren sind in absoluten Zahlen für deutlich mehr Unfälle verantwortlich als junge Fahrer. Die Altersgruppe der über 65-Jährigen trug 2021 die Schuld an 235 Unfällen, ein Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass die Senioren auch einen größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung ausmachen.
Weniger Autofahrer sind unter Alkohol- oder Drogeneinfluss unterwegs
Immerhin: Offenbar werden die Autofahrer verantwortungsbewusster. 147 Autofahrer wurden in Stormarn im vergangenen Jahr betrunken am Steuer erwischt, ein deutlicher Rückgang von 24,2 Prozent. Unter Drogeneinfluss erwischte die Polizei 145 Autofahrer (Vorjahr: 196). Die Beamten verzeichneten 55 Unfälle unter Alkohol- (minus 26,7 Prozent) und sechs unter Drogeneinfluss (minus 62,5 Prozent).
Die Polizei registrierte im vergangenen Jahr 1329 Fälle von Fahrerflucht (minus 5,3 Prozent). 27.729 Autofahrer waren zu schnell unterwegs, 2020 waren es 29.849. Auch bei den Fahrern, die mit dem Handy am Steuer erwischt wurden, ist der Trend erfreulich: 722 Fälle bedeuten ein Minus von 43,6 Prozent.