Ahrensburg. An fünf Stellen kracht es besonders häufig. Verkehrssicherheitsbericht der Polizei für 2015 zeigt jedoch sinkende Unfallzahlen.
Weniger schwere Zusammenstöße, weniger Verletzte, weniger Unfälle mit Radfahrern und Kindern: Der Verkehrssicherheitsbericht 2015 der Polizei für Stormarn fällt durchweg positiver aus als ein Jahr zuvor. „Allerdings ist das immer nur eine Momentaufnahme“, sagt Andreas Wolf, der bei der Polizeidirektion die Statistik führt. „Über die Jahre gesehen gibt es immer Schwankungen nach oben und unten. Und die Verkehrsdichte nimmt ja eher weiter zu.“ Deshalb gebe es auch keine Erklärung dafür, dass die Stormarner Zahlen dem Landestrend widersprechen: In Schleswig-Holstein ist sowohl die Zahl der Unfälle als auch die der Verletzten gestiegen.
Insgesamt registrierte die Polizei auf den Straßen im Kreis (ohne Autobahnen) 5842 Unfälle, davon waren fast 80 Prozent Bagatellschäden. Menschen kamen bei 776 Unfällen (minus 10,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr) zu Schaden. Auch hier verweist Wolf auf die Tücken der Statistik: „Die Schürfwunde eines Radlers oder die Prellung eines Fußgängers zählt ebenso wie ein Knochenbruch.“ Die Zahl der Schwerverletzten, die mindestens eine Nacht im Krankenhaus verbringen mussten, sank in Stormarn sogar um 18,4 Prozent auf 102.
Fünf Unfallschwerpunkte haben die Beamten kreisweit ausgemacht. Die Fachleute sprechen von „Unfallhäufungsstellen“. Dabei kommt es nicht auf die reine Zahl der Kollisionen an, sondern auf den Hergang. „Wir analysieren zum Beispiel an einer klassischen Kreuzung die Fahrbeziehungen“, sagt Andreas Wolf. Ähneln sich die Unfallursachen, besichtigt eine Expertenkommission die Stelle, um Verbesserungsvorschläge zu machen. In Stormarn gilt das für folgende Straßen:
1 Bad Oldesloe, Einmündung Grabauer Straße/L 226: Es gab drei Zusammenstöße, weil Autofahrer beim Linksabbiegen in Richtung Tralau die Vorfahrt missachteten. Zwei weitere Autofahrer bekamen die scharfe Kurve nicht und rutschten von der Fahrbahn. „In einem ersten Schritt wurden die Büsche am Rand zurückgeschnitten, um die Sicht zu verbessern“, sagt Wolf.
2 Hammoor, A-1-Abfahrt aus Richtung Lübeck: Linksabbieger, die von der Autobahn auf die Hauptstraße in Richtung B 404 wollen, missachteten mehrfach die Vorfahrt.
3 Ahrensburg, Ostring-Abfahrt zur Manhagener Allee: Vier Autofahrer, die von der Umgehungsstraße kamen, stießen an der Manhagener Allee mit anderen Autos zusammen, weil sie nicht anhielten. Außerdem schleudern in der engen Ausfahrt immer wieder Fahrer von der Straße, weil sie zu schnell sind. Um eine optische Bremswirkung zu erzielen, wurde ein Hügel aufgeschüttet.
4 Großhansdorf, Hoisdorfer Landstraße: Sechs Raser, die aus Richtung Hoisdorf fuhren, bekamen die scharfe Kurve an der Ortseinfahrt nicht und krachten in die Leitplanken – obwohl dort bereits Tempo-40-Schilder aufgestellt wurden.
5 Stapelfeld, K 107/K 108 (Hauptstraße/Groot Redder): An der unübersichtlichen Einmündung kommt es seit Jahren immer wieder zu Zusammenstößen, weil Autofahrer anderen die Vorfahrt nehmen.
Bei auffälligen Entwicklungen wie diesen kommt die Unfallkommission zum Einsatz. Die Fachleute schauen sich die Situation an, prüfen Dinge wie Markierungen, Tempolimits, Fahrbahnbeschaffenheit und Verkehrsführung. Manchmal können schon vergleichsweise kleine Veränderungen für deutliche Verbesserungen sorgen, wie Andreas Wolf aus Erfahrung weiß. Ein Beispiel ist für ihn die Ahrensburger Bahntrasse: In der Kurve vor der Bahnunterführung schleuderten über Jahre Dutzende Autofahrer in den Gegenverkehr, vor allem bei Regen. Bei Nässe gilt jetzt Tempo 30, außerdem wurde bei der Sanierung die Fahrbahn etwas höher angelegt. „Seitdem ist nichts mehr passiert“, sagt Wolf.
Ähnlich war die Situation in Reinfeld auf der B 75 in Höhe des Klärwerks, wo es sogar zwei tödliche Unfälle gab. „Auf trockener Fahrbahn passierte dort nichts, bei Nässe aber immer wieder“, sagt Wolf. Erste Schritte waren ein Überholverbot und ein Tempolimit von 70 Kilometer pro Stunde. Doch erst seit auch die Fahrbahn verändert wurde, ist nichts mehr passiert.
Der Experte betont in diesem Zusammenhang aber auch, dass vor allem bei schweren Unfällen Verstöße der Autofahrer ein wesentlicher Grund seien. „Wir können nur die Vorgaben machen, am Ende muss das Verhalten der Verkehrsteilnehmer stimmen“, sagt Wolf. Wer Tempolimits ignoriere, bringe sich und auch andere in Gefahr.
Immerhin ist auch die Zahl der von jungen Fahrern (18 bis 24 Jahre) verursachten Unfälle von 172 auf 149 gesunken. „Da zeigt das begleitete Fahren ab 17 Erfolge“, sagt Wolf. Während junge Leute immer noch häufig zu schnell unterwegs sind, verlieren Senioren ab 65 Jahren eher den Überblick in komplexen Verkehrssituationen. Sie waren für 214 Unfälle verantwortlich, 15 weniger als ein Jahr zuvor.