Glinde. Das Unternehmen Züblin will 36 öffentlich geförderte Einheiten bauen. Für künftige Mieter gibt es eine konkrete Einkommensgrenze.

Olaf Dose hat schon Vorarbeit geleistet, die Fraktionen von SPD, Grünen und FDP in Glinde abgeklappert. Der Prokurist des Unternehmens Züblin stellte den Politikern ein Wohnbauprojekt vor, das er in der rund 19.000 Einwohner zählenden Stadt umsetzen will. Das Besondere: Es sollen ausschließlich öffentlich geförderte Einheiten entstehen mit einer Kaltmiete von 6,10 Euro pro Quadratmeter.

36 Wohnungen sind geplant. Mit dem Vorschlag stieß Dose auf offene Ohren, die Entscheidungsträger haben großes Interesse und unterstützen ihn. Allerdings fehlt noch das passende Grundstück. Rund 3000 Quadratmeter muss das Areal groß sein.

Immobilien: Günstige Wohnungen in Glinde geplant

„Es ist eine brillante Sache, wenn es so funktioniert. Das hätte eine Leuchtturmfunktion auch für andere Gemeinden“, sagt Jan Schwartz von den Grünen. Er ist nach wie vor in engem Kontakt mit dem Prokuristen. Seine Partei hat sich mit den Sozialdemokraten abgestimmt und einen Antrag für den Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz am 10. Februar gestellt.

Demnach wird die Verwaltung beauftragt, eine Firma zu finden, die ein Projekt mit bis zu 100 Prozent Sozialwohnungen anbietet. Und jene soll das Stadtgebiet auf Potenzialflächen hin scannen. In der Begründung ist neben Züblin auch das Unternehmen Semmelhaack genannt und das Stormarner Bündnis für bezahlbares Wohnen. Allerdings ist klar, auf wen das Dokument zielt. Semmelhaack baut schließlich nur im Mix mit frei finanzierten Wohnungen, verfährt dabei nach dem Prinzip der Quersubventionierung.

Glinde: Parteien von Immobilienprojekt überzeugt

Schwartz sagt, der Antrag sei bewusst breit aufgestellt, um alle mitzunehmen. Er fordert einen Schulterschluss von Politik und Verwaltung bei der Angelegenheit. In der Regel stellen Investoren bei ihren Projekten 30 Prozent Sozialwohnungen in Aussicht. Das ist zu wenig, um den Bedarf zu decken, argumentieren Grüne und SPD. Der Fraktionsvorsitzende der FDP, Thomas Kopsch, sagt über Doses Präsentation: „Das war sehr inspirierend. Es ist eine gute Idee, bei der wir mitgehen würden.“

Immobilien werden auch in Stormarn teurer, in Glinde sollen nun aber günstige Wohnungen entstehen. Grünen-Stadtvertreter Jan Schwartz ist von dem Projekt angetan. Er unterstützt das Vorhaben des Unternehmens Züblin.
Immobilien werden auch in Stormarn teurer, in Glinde sollen nun aber günstige Wohnungen entstehen. Grünen-Stadtvertreter Jan Schwartz ist von dem Projekt angetan. Er unterstützt das Vorhaben des Unternehmens Züblin. © René Soukup

Züblin fungiert als Bauträger und gibt die Wohnungen an einen Investor ab. Der steht laut Dose bereit. „Wir haben einen Partner, mit dem der Kostenrahmen abgestimmt ist.“ Den Namen will er nicht verraten. Die Projektsumme beziffert der Prokurist auf sieben bis neun Millionen Euro inklusive des Grundstücks. Dass der Bestandshalter trotz der günstigen Mieten Geld verdient, liegt an der seriellen Bauweise mit speziell entwickelter Gebäudetypologie.

Immobilien: Drei Gebäude mit jeweils zwölf Wohnungen

Es muss also nicht individuell geplant werden. „Zum Beispiel fällt die Architektenleistung weg“, sagt Dose und spricht von intelligenter Kostensenkung. Sämtliche Förderkriterien seien eingehalten. Das Land Schleswig-Holstein unterstützt den Bau von Sozialwohnungen mit günstigen Darlehen und Zuschüssen. Laut Dose geschieht das unabhängig von der Energie­effizienz der Häuser. Derzeit ist Züblin auf den KfW-55-Standard ausgerichtet.

Den drei Fraktionen in Glinde wurde eine Visualisierung gezeigt, um ihnen das Vorhaben schmackhaft zu machen. Zu sehen sind drei Gebäude mit weißer Fassade und jeweils zwölf Wohnungen. Sie haben drei Geschosse und die Bleiben Balkon oder Terrasse. Zu den Ausstattungsmerkmalen gehören Aufzug, Fußbodenheizung, bodentiefe Fenster und schwellenlose Duschen. Eine Tiefgarage gibt es nicht. Parkplätze befinden sich vor den Gebäuden. „Wenn man in die Erde geht, wird es teurer. Ein Projekt ausschließlich mit Sozialwohnungen ist dann nicht machbar“, so Dose.

Züblin baut derzeit Wohnungen in Geesthacht

Er und auch Schwartz verweisen darauf, dass eine Vielzahl von Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen Anspruch auf eine Wohnung nach dem sogenannten ersten Förderweg haben. Konkrete Zahlen sind in einem 36 Seiten umfassenden Dokument der Investitionsbank Schleswig-Holstein sowie der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen genannt.

So liegt die Einkommensgrenze für eine Person bei 1700 Euro brutto im Monat. Bei Alleinerziehenden mit einem Kind sind es 2400 Euro. In diese Kategorie fallen zum Beispiel Berufsgruppen des öffentlichen Dienstes wie Oberförster und Lehrkräfte in Gesundheitsberufen. Selbst Diplombibliothekare als Leiter einer Bücherei können für 6,10 Euro kalt pro Quadratmeter wohnen, sofern sie mit zwei Kindern einziehen.

Züblin hat seinen Sitz in Stuttgart sowie Niederlassungen und Tochtergesellschaften im In- und Ausland. 680 Mitarbeiter sind in Hamburg und Umgebung ansässig. Derzeit baut das Unternehmen das Quartier Elbterrassen in Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) mit mehr als 1000 Wohnungen, ein Viertel davon öffentlich gefördert. Investoren sind unter anderem die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille und die Alte Leipziger Versicherung.

Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz Glinde, Donnerstag, 10. Februar, 19 Uhr. Das Gremium tagt per Videokonferenz. Für Interessierte ist auf der Homepage der Stadt ein Link eingerichtet.