Bad Bramstedt . Investor Deutsche Habitat möchte am Stadtrand von Bad Bramstedt eines der größten Bauprojekte Schleswig-Holsteins realisieren

Bad Bramstedt setzt auf Wachstum: In den kommenden Jahren soll am östlichen Stadtrand ein komplett neues Wohnquartier entstehen, in dem mehr als 1000 Bürgerinnen und Bürger leben werden. Die Stadtverordnetenversammlung beschloss in nichtöffentlicher Sitzung die Bebauung der Flächen südlich und nördlich der Segeberger Straße.

Im Anschluss an die Sitzung unterschrieb Bürgermeisterin Verena Jeske den Vertrag mit dem Investor Deutsche Habitat, der auf den 200.000 Quadratmeter großen Flächen nördlich des Kurgebiets das „Auenland Quartier“ entwickeln will und von einem Leuchtturmprojekt spricht. Bei dem Vorhaben handele es sich um eines der größten Wohnbauprojekte in Schleswig-Holstein.

Es wird Miet- und Eigentumswohnungen, Reihen- und Doppelhäuser geben

Im „Auenland Quartier“ solle kein schlichtes Wohngebiet entstehen, sondern ein nachhaltiges und generationsübergreifendes Wohnquartier, das den Ansprüchen an Bauen in Zeiten des Klimawandels gerecht werde und bezahlbaren Wohnraum schaffe, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Stadt und der Deutsche Habitat.

Das Wohnangebot wird aus Miet- und Eigentumswohnungen sowie Reihen- und Doppelhäusern und seniorengerechten Wohnungen bestehen. Dabei kommen ressourcenschonende Materialien und moderne Technologien zum Einsatz. Das Mobilitätskonzept sieht neben E-Ladestationen für Autos und Fahrräder auch ein innovatives Sharingkonzept vor.

Außerdem ist die Errichtung eines Bildungscampus mit einer Grundschule und Kindertagesstätten geplant. Zum Quartier gehören darüber hinaus ein modernes 120-Betten-Hotel, Geschäfte zum Einkaufen, Gastronomie sowie Freizeit- und Erholungsflächen. An der Gestaltung dieser 15.000 Quadratmeter großen Areale mit Spiel- und Sportplätzen und viel Grün sollen die Bürger beteiligt werden.

„Die ersten Bautätigkeiten beginnen nach Abstimmung mit der Bauplanung voraussichtlich innerhalb der nächsten zwei Jahre“, schreiben Jeske und Hans-Peter Werner, Geschäftsführender Gesellschafter der Deutsche Habitat. Das Gelände wird derzeit landwirtschaftlich genutzt und war Jahrzehnte lang im Flächennutzungsplan als Sondergebiet für eine Erweiterung des Kurgebiets vorgesehen. Investoren dafür fanden sich jedoch nicht.

Leuchtturmprojekt für benötigten Wohnraum

Weiter schreiben sie: „Das Auenland Quartier ist ein nachhaltiges Leuchtturmprojekt, mit dem wir nicht nur dringend benötigten Wohnraum in einer Wachstumsregion schaffen, sondern Brücken bauen und Verbindungen schaffen. Verbindungen zwischen Jung und Alt, die hier zukünftig zusammen wohnen werden. Aber auch Verbindungen zwischen den Bürgern und den neuen Bewohnern, denn das neue Wohnquartier soll keine Insel werden.“

Übersicht und Lage des Baugebietes.
Übersicht und Lage des Baugebietes. © HA Grafik, | Frank Hasse

Mit der familienfreundlichen und altersgerechten Quartiersentwicklung schaffe die Deutsche Habitat im Schulterschluss mit der Stadt dringend benötigten Wohnraum, der die Bedürfnisse von Familien, Senioren oder auch Singles gleichermaßen erfülle.

Nach Werners Angaben fehlen derzeit in Schleswig-Holstein 10.000 Wohnungen. Trotz der demografischen Entwicklung verzeichne das Bundesland zu wenig Neubauaktivitäten. Durch die geplante Erweiterung von Gewerbegebieten in Bad Bramstedt sei auch hier mit weiterem Zuzug von Neubürgern zu rechnen. „Unsere Kurstadt Bad Bramstedt ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und zieht besonders junge Familien an. Kein Wunder, denn die umliegenden Wiesen und urigen Wälder schaffen Auenlandschaften, die ein naturnahes Leben ermöglichen“, sagt Verena Jeske. „Unsere Stadt wächst, das ist eine gute Entwicklung. Aber zu Wachstum gehört auch, dass sich eine Gemeinde wie unsere weiterentwickelt und für alle lebenswerter wird.“

CDU kritisiert die mangelnde Transparenz der Entscheidung

Zu den Kritikern des Projekts gehört die Bramstedter CDU, die schon länger beklagt, dass die Planungen bislang nicht öffentlich waren. „Gerade bei großen Wohnbauprojekten ist eine offene Diskussion in der Stadt zwingend nötig“, sagt Volker Wrage, Fraktionsvorsitzender der CDU.

Bereits im November 2021 habe die CDU dies ausdrücklich gefordert und den Antrag im Hauptausschuss gestellt, eine Bürgerbeteiligung an größeren Stadtentwicklungsprojekten mit den entsprechenden Projektentwicklern unbedingt zu vereinbaren und sicherzustellen. „Es ist für die CDU Bad Bramstedt mit Hinblick auf ein modernes Demokratieverständnis ein zwingendes Gebot, bei Großprojekten für mehrere 100 Neubürger dies nicht allein durch die Politik entscheiden zu lassen“, so Wrage. Die CDU wolle jede einzelne Stimme hören und in die Entscheidungen einbinden.

Außerdem hat die Stadtverordnetenversammlung in ihrer Sitzung die Entscheidung über den Standort für ein Gesundheitszentrum getroffen, das am Lohstücker Weg gegenüber der Amtsverwaltung Bad Bramstedt-Land entstehen soll. Dort will der Investor, eine zur Berliner CR Gruppe gehörende Projektgesellschaft, nicht nur ein Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) bauen, sondern auch auch Platz für weitere Ärzte und Gesundheitsdienstleister schaffen.

Das Grundstück an der Erdgastankstelle gehört der Stadt, die es an den Investor verkaufen wird. Die städtischen Planungen ermöglichen ein Gesundheitszentrum mit deutlich mehr als 5000 Quadratmeter vermietbaren Flächen, sagte Jeske. Bei der Bauplanung sollen die Interessen der künftigen Mieter berücksichtigt werden.

Jeske wünscht sich möglichst viele unterschiedliche Fachrichtungen in dem Gebäude. „Das hat enorme Vorteile für die Ärzte und Nutzer, denn es bedeutet kurze Wege und enge Kooperation.“ Politik und Verwaltung in Bad Bramstedt bewerten nach ihren Angaben die Innenstadtlage des Grundstücks sehr positiv.

Die künftigen Besucherinnen und Besucher hätten kurze Wege zum Einkaufen und für andere Erledigungen. Parkmöglichkeiten stünden im Umkreis zur Verfügung, und der Bahnhof sei nicht weit. „Das wird ein erfolgreiches Projekt werden und allen in Stadt und Umland richtig gut tun“, sagt Bürgermeisterin Jeske.