Stapelfeld. Interkommunales Gewerbegebiet: Wie Klaus-Peter Jebens einen Stapelfelder Landwirt überzeugen will, einen Acker zu verkaufen.

Klaus-Peter Jebens lässt nicht locker. Nach Informationen dieser Redaktion unternimmt der Unternehmer aus Ahrensburg gerade einen neuen Versuch, einen sieben Hektar großen Acker in Stapelfeld zu erwerben, um dort Betriebe anzusiedeln. Wie berichtet, war der Landwirt bislang nicht verkaufsbereit. Jetzt sollen ihm Ersatzflächen im Zuge eines Tauschgeschäfts angeboten werden. Gespräche mit anderen Bauern sind im Gange.

Zuständig bei dem Projektentwickler mit Firmensitz in Hamburg für das Vorhaben im Kreisgebiet ist Norbert Leinius, der frühere Chef der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). Er will die Pläne nicht kommentieren. Dass neue Ideen entworfen werden, um die Möglichkeiten des Bebauungsplans auch auszureizen, verwundert nicht. Denn Stapelfeld ist Bestandteil des ersten länderübergreifenden Gewerbegebiets von Hamburg und Schleswig-Holstein. Es ist ein prestigeträchtiges Projekt, das 2017 auf den Weg gebracht wurde, als der damalige Wirtschaftssenator der Hansestadt, Frank Horch (parteilos), und Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) eine Absichtserklärung unterzeichneten.

WAS plant mit Investitionsvolumen von bis zu zehn Millionen Euro

In Hamburg entsteht zurzeit im Anschluss an den seit 1992 existierenden Merkurpark der 34 Hektar große Victoriapark, den Jebens erschließt. Der Bereich in Stapelfeld heißt Minervapark, von dem ein kleiner Teil auf dem Terrain des Nachbarn liegt. In Stormarn sollen Firmen auf 14 Hektar ein neues Zuhause finden. Dem ehemaligen WAS-Geschäftsführer Detlev Hinselmann, der inzwischen von Ulf Hahn abgelöst wurde, gelang es aber nur, die Hälfte der Fläche für eine Erschließung zu erwerben. Vor mehr als einem Jahr schaltete sich dann Jebens ein und warb um die Gunst des Landwirts, zu einem Vertragsabschluss kam es jedoch nicht.

Die WAS plant demnach nur noch mit sieben Hektar, stimmt sich regelmäßig mit Jebens und Leinius ab. Laut Hahn werden die Ausschreibungen für die Erschließung in den nächsten ein bis zwei Wochen getätigt. Er rechnet wegen der Baukostensteigerung mit einem Investitionsvolumen von bis zu zehn Millionen Euro, sagt: „Teuer sind vor allem die Kanalarbeiten, weil Material fehlt.“ In der Kalkulation habe man den Aufschlag bereits berücksichtigt. Der WAS-Geschäftsführer beteuert, dass die Arbeiten in diesem Jahr beginnen.

Im benachbarten Victoriapark werden 2022 weitere Gebäude erstellt

Im Victoriapark ist hingegen mehr sichtbar. Dort hat die SUND-Gruppe schon Richtfest gefeiert für die 22.700 Quadratmeter große Firmenzentrale. Sie stellt Müllbeutel und Haushaltshelfer aus Recyclingmaterial her und ist Marktführer in Deutschland und Österreich. Laut Leinius werden 2022 drei bis vier weitere Unternehmen mit dem Bau von Gebäuden beginnen: „In vier bis fünf Jahren wird der Victoriapark voll ausgelastet sein.“ Zwischen 2500 und 3000 neue Arbeitsplätze werden allein in diesem Abschnitt des interkommunalen Gewerbegebiets geschaffen.

Auch für Stapelfeld gibt es zahlreiche Anfragen, wahrscheinlich können nicht alle Bewerber berücksichtigt werden. Wer in der 1800-Einwohner-Gemeinde den Zuschlag bekommt, entscheidet sich erst, wenn die Bodenarbeiten begonnen haben. Dem Vernehmen nach hat Klaus-Peter Jebens noch rund zwei Monate Zeit, eine Lösung zu finden für die 14-Hektar-Variante. „Wenn es zu keiner Einigung zwischen Investor und Grundeigentümer kommt, erwägt die Gemeinde, den B-Plan zu ändern“, sagt Bürgermeister Jürgen Westphal von der örtlichen Wählergemeinschaft. Konkret bedeutet das: Sieben Hektar bleiben Ackerland.