Stapelfeld. Interkommunales Gewerbegebiet: Stapelfelder Landwirt verkauft Acker definitiv nicht. WAS plant Erschließungsstart im Frühjahr.

Jetzt ist es sozusagen amtlich: Alle Bemühungen, das erste länderübergreifende Gewerbegebiet von Hamburg und Schleswig-Holstein auf Stapelfelder Seite 14 Hektar groß werden zu lassen, sind gescheitert. Die Fläche reduziert sich auf rund sieben Hektar, weil ein Landwirt seinen Acker partout nicht verkaufen will. Wie berichtet, hatte die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) über Jahre versucht, ihn umzustimmen. Dann schaltete sich auch noch Klaus-Peter Jebens ein, der mit seinem Unternehmen das Areal in Rahlstedt erschließt. Auch er warb um die Gunst des Bauers und war optimistisch, seine Fachkräfte nach Stormarn zu schicken. Nach den jüngsten Gesprächen kann er den Plan begraben.

Die 1800 Einwohner zählende Gemeinde ist schuldenfrei

Ursprünglich war die WAS von bis zu 15 Unternehmensansiedlungen in Stapelfeld ausgegangen. „Nun werden es wohl zwischen fünf und zehn“, sagt Geschäftsführer Ulf Hahn. Er ist erst seit 15. Juli im Amt. Mit seiner Verpflichtung war zugleich die Hoffnung verbunden, es besser zu machen als Vorgänger Detlev Hinselmann und eine Einigung zu erzielen. Eine reelle Chance hatte er wohl nicht. Dem Vernehmen nach soll es in der Familie des Landwirts unterschiedliche Auffassungen geben. Das letzte Wort, so heißt es, hat aber der Senior. Und der will das Areal behalten.

Ulf Hahn ist seit dem 15. Juli Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS).
Ulf Hahn ist seit dem 15. Juli Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). © Unbekannt | René Soukup

„Verständnis habe ich dafür“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Fechner. Dass eventuell weniger Gewerbesteuereinnahmen durch die Gebietsverkleinerung in die Gemeindekasse fließen, bereitet dem Kommunalpolitiker keine Sorgen. „Es geht uns ja nicht schlecht, wir arbeiten wirtschaftlich und haben auch noch die Müllverbrennungsanlage.“ Das Steueraufkommen sei gut.

Jürgen Westphal, ehrenamtlicher Bürgermeister von der Wählergemeinschaft WGS, will sich zu den gescheiterten Verhandlungen nicht äußern. Er sagt nur: „Wir sind schuldenfrei, die Gemeinde hat ihre Hausaufgaben bei dieser Sache gemacht.“ Konkret bedeutet das: Durch das Absegnen des Bebauungsplans sind die Voraussetzungen für die große Variante geschaffen. Dafür sorgte die Politik im Februar 2019. Mit Blick auf die Zukunft betont Westphal: „Es werden vorerst keine weiteren Gewerbegebiete in Stapelfeld ausgewiesen.“

Das interkommunale Projekt ist prestigeträchtig und gestaltet sich so: In der Hansestadt wird im Anschluss an den seit 1992 bestehenden Merkurpark der Victoriapark errichtet, der allein 34 Hektar groß ist. Hinzu kommt der Stapelfelder Minervapark, von dem ein kleiner Teil auf dem Terrain des Nachbarn liegt. Abgesprochen war, dass die Arbeiten in Hamburg beginnen.

Dort geht es zügig voran. Im Oktober war im Viktoriapark das erste Richtfest im Rohbau für den neuen Firmensitz der Sund-Gruppe, die vorwiegend Müllbeutel und Haushaltshelfer aus Recyclingmaterial herstellt. Sie beschäftigt rund 150 Mitarbeiter und erzielte 2020 einen Umsatz von 200 Millionen Euro. Die 450 Meter lange Haupterschließungsstraße für das gemeinsame Gewerbegebiet, die sogenannte Victoriaallee, ist hergestellt. Weil sich die Gespräche mit dem Stapelfelder Landwirt zur Hängepartie entwickelten, verzögerte sich der Start in Stormarn.

Nun will auch die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft loslegen. „Die Erschließung soll so schnell wie möglich beginnen. Wir planen für das Frühjahr“, sagt WAS-Chef Hahn. Der Quadratmeterpreis werde für Firmen nicht teurer wegen der veränderten Bedingungen. Interessenten gibt es viele. Stormarns oberster Wirtschaftsförderer formuliert es so: „Wir machen uns keine Sorge um die Nachfrage, sondern vielmehr um die Auswahl.“

Firmen bewerben sich für Barsbüttel und Stapelfeld

Die WAS erschließt auch das erweiterte Gewerbegebiet in Barsbüttel neben Möbel Höffner nahe der Autobahn 1. Einige Grundstücke sind verkauft, der Rest ist reserviert. Mit dem Wissen, dort womöglich nicht unterzukommen, haben sich Unternehmen auch in Stapelfeld vormerken lassen. Wer in der 1800-Einwohner-Gemeinde den Zuschlag bekommt, entscheidet sich erst, wenn die Bodenarbeiten begonnen haben.

Das interkommunale Gewerbegebiet wurde im November 2017 auf den Weg gebracht. Unter anderem unterzeichneten Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) und der damalige Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) in Stapelfeld eine Absichtserklärung.