Barsbüttel. Vier Firmen haben schon Grundstücke im neuen Gewerbegebiet in Barsbüttel gekauft, andere reserviert. Der Quadratmeter kostet 185 Euro.
Die neue Straße ins erweiterte Gewerbegebiet in Barsbüttel in Sichtweite der Autobahn 1 ist fast fertig. Es fehlt nur noch die letzte Asphaltschicht. Diese wird aufgetragen, wenn 70 bis 80 Prozent der Gebäude stehen. Das sagt Ulf Hahn, Geschäftsführer der für die Erschließung zuständigen Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). Allzu lange wird das nicht dauern, denn der Ansturm auf die Grundstücke ist gewaltig. Rund 45 Betriebe haben angefragt, nur ein Drittel der Interessenten bekommt den Zuschlag. Vier Unternehmen haben bereits gekauft, zwei davon ziehen innerhalb der 13.900 Einwohner zählenden Gemeinde um, hinzu kommt eine Neuansiedlung aus Hamburg. Eine weitere Firma, dessen Namen Hahn noch nicht verraten will, ist im Kreis Stormarn beheimatet.
In wenigen Monaten ist der Baustart für die ersten Immobilien geplant. Viele Verhandlungen muss die WAS wohl nicht mehr führen, um die Grundstücke zu veräußern. „Sie sind alle reserviert. Die Unternehmen müssen noch bestimmte Unterlagen liefern“, so Hahn. Dazu zähle zum Beispiel der Entwurf von Hallen und eine Finanzierungszusage der Bank.
Spezialisten für Nachrichtentechnik und Zeltbau siedeln sich an
Ihre Hausaufgaben gemacht hat bereits die 1983 gegründete Firma Sinus Nachrichtentechnik mit Hauptsitz in der Straße Kiebitzhörn in Barsbüttel sowie Niederlassungen in Greifswald, Kamen und Pforzheim. Sie entwickelt unter anderem Leitstellen- sowie digitale Alarmierungs- und Benachrichtigungssysteme. Kunden sind unter anderem Feuerwehren und ein Flughafen. Außerdem reparieren Fachkräfte Meldeempfänger, Funkgeräte und -anlagen. Mehr als 60 Menschen arbeiten für den Betrieb. Im Neubau, der im Herbst kommenden Jahres bezogen werden soll und in ökologischer Holzständerbauweise errichtet wird, ist Platz für 90 Personen.
Nachbar im Gewerbegebiet wird der Hallen- und Zeltbauspezialist Haltec. Das international agierende Unternehmen mit mehr als 280 Mitarbeitern hat rund zwei Dutzend Standorte in Europa, die meisten davon in Deutschland. Auch Posen und Krakau (Polen), Linz (Österreich), Celje (Slowenien), Bern (Schweiz), Valence (Frankreich) sowie Hengelo (Niederlande) zählen dazu. Seit 1996 hat Haltec 5000 Projekte in 50 Ländern umgesetzt. Die Hallen werden in Deutschland hergestellt.
Fläche für Unternehmen in Barsbüttel wächst auf 143 Hektar
Eine Einigung hat die WAS zudem mit der Otto Littmann Maschinenfabrik Präzisionsmechanik aus Hamburg-Langenhorn erzielt. Die 1945 gegründete Firma mit ihren 40 Fachkräften ist Spezialist in der Präzisionsfertigung verschiedenster Werkstoffe und Geometrien durch Drehen, Fräsen und Schleifen.
Mit der Erschließung des Geländes hatte die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn im Juli 2020 begonnen. Die Fläche für Unternehmen in der Gemeinde wächst um 15 auf 143 Hektar. Rund 16 Millionen Euro investiert die WAS in das Projekt. Elf Hektar sind vor allem für Barsbütteler Betriebe gedacht, die sich vergrößern wollen. Vier Hektar gehören Möbel Höffner. Für die Erweiterung des Gewerbegebiets tauschten das Einrichtungshaus und die Gemeinde ein Grundstück. Es waren lange und schwierige Verhandlungen.
Barsbüttel freut sich über Gewerbesteuereinnahmen
Eigentlich wollte Barsbüttel einen größeren Umfang mit dem ersten grenzübergreifenden Gewerbegebiet der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg, rund 40 Hektar nördlich in Richtung Rahlstedt ausweisen. Das Innenministerium in Kiel durchkreuzte die Pläne, weil sie dem Regionalplan des Landes widersprechen. Jetzt wird das Projekt in Stapelfeld umgesetzt. Auch dort sitzt die WAS mit im Boot.
Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller ist froh, dass überhaupt etwas in seiner Gemeinde passiert. Er begleitet den Erweiterungsprozess seit zehn Jahren. Bei der Einweihungsfeier auf dem Areal am Dienstag sagte er: „Wir können die Gewerbesteuereinnahmen gut gebrauchen für soziale Leistungen wie die Kinderbetreuung.“ Es sei von großem Interesse, erfolgreiche Unternehmen im Ort zu halten. Bei der Zeremonie waren auch zahlreiche Kommunalpolitiker zugegen, darunter Bürgervorsteher Peter Eckwerth (Wählergemeinschaft BfB).
WAS zahlt eine Million Euro an die Gemeinde
70 Prozent der Betriebe im neuen Gebiet sind laut Hahn auch jetzt in Barsbüttel ansässig. Der Preis für den Quadratmeter liegt bei 185 Euro. Die WAS rechnet mit 30 Arbeitsplätzen pro Hektar. Ihr Geschäftsführer sagt: „Hier wird ökologisch mehr los sein als auf einem Maisacker.“ Hahn spielt damit auf Solaranlagen und begrünte Dächer an.
Die 1957 gegründete Wirtschaftsförderungsgesellschaft mit Sitz in Bad Oldesloe, deren Gesellschafter der Kreis, die Sparkasse Holstein sowie die Investitionsbank Schleswig-Holstein sind, zahlt eine Million Euro an Barsbüttel für rund 58.000 Quadratmeter Ausgleichsflächen in den Ortsteilen Stellau und Willinghusen. Inbegriffen sind die Unterhaltspflege über 20 Jahre sowie Kosten für den Knickausgleich. Im neuen Gewerbegebiet werden übrigens 38 Bäume gepflanzt. Angestrebt ist, das Projekt im Dezember 2023 abzuschließen.