Glinde. Vonovia plant weitere Häuser im Stadtteil Wiesenfeld mit 30 Prozent öffentlich geförderten Einheiten – SPD und Grüne wollen 50 Prozent.

278 Wohnungen hat die Vonovia im Glinder Stadtteil Wiesenfeld auf einem Areal zwischen Ahornweg, Weißdornweg, Holstenkamp und Schlehenweg bereits im Bestand. Geht es nach dem Immobilienunternehmen, wird das Quartier wachsen. Geplant sind 113 neue Einheiten, 34 davon öffentlich gefördert. Das Investitionsvolumen beträgt rund 20 Millionen Euro. Dafür muss der Bebauungsplan geändert werden. SPD und Grüne sind dazu auch bereit, allerdings unter anderen Voraussetzungen. Sie fordern einen 50-Prozent-Anteil von Sozialwohnungen und wollen davon keineswegs abweichen. Weil das Parteien-Duo eine Mehrheit im Stadtparlament hat, steht das Projekt auf der Kippe. Der Konzern muss sich also bewegen, um in Glinde expandieren zu können.

Aus Sicht der SPD bleibt 50-Prozent-Anteil unantastbar

Doch ist er dazu überhaupt bereit? Sven Theis, der Regionalbereichsleiter Lübeck-Süd, sagt jetzt, nachdem der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan auf der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz nicht abgesegnet wurde: „Wir haben Punkte mitgenommen, müssen das besprechen und prüfen.“ Er sei überrascht gewesen über den Verlauf der Sitzung, verspricht aber: „Wir werden auf die Politiker zugehen.“ Ob er damit lediglich ein weiteres Treffen meint, um Kritiker doch von dem jetzigen Vorhaben zu überzeugen, oder eine Korrektur der Zahlen vorstellbar ist, darauf will die Führungskraft nicht näher eingehen.

Marlies Kröpke, die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, ist offen für Gespräche in kleiner Runde, an der auch die Glinder Verwaltung teilnimmt. Sie sagt: „Reden können wir immer. Der 50-Prozent-Anteil ist und bleibt jedoch aus unserer Sicht unantastbar.“ Ähnlich argumentiert die Grünen-Fraktionsvorsitzende Petra Grüner: „So lassen wir uns nicht abspeisen. Die Hälfte Sozialwohnungen in den Neubauten sind das Ziel.“ Es sei in Glinde schwierig, eine Bleibe zu günstigen Mietkonditionen zu bekommen. Grüner: „Deshalb kämpfen wir auch für jede Wohnung, machen das mit harten Bandagen.“ Im Rathaus existiert eine Liste mit rund 300 Personen, die ein öffentlich gefördertes Zuhause suchen.

Mieter schützen, die Erhöhung nicht zahlen können

Marlies Kröpke, stellvertretende Fraktionschefin der SPD, fordert 50 Prozent Sozialwohnungen bei dem Bauprojekt.
Marlies Kröpke, stellvertretende Fraktionschefin der SPD, fordert 50 Prozent Sozialwohnungen bei dem Bauprojekt. © René Soukup

Kröpke und Grüner kritisieren auch die Kommunikation der Vonovia mit den Mietern. Nicht nur wegen des Bauprojekts, sondern ebenso in Sachen Sanierung von Bestandsgebäuden. Häuser sollen zum Beispiel durch eine neue Dämmung energiesparender werden. „Die Beteiligung der Anwohner ist uns aufgestoßen“, sagt Grüner. Im Prinzip sei so gut wie gar nichts passiert. Der Konzern sieht das anders und teilt mit: „Im Sommer haben wir unsere Mieterinnen und Mieter das erste Mal zu diesem Thema angeschrieben. Sobald es konkreter wird, werden wir sie aktiv einbeziehen.“

Vonovia erklärt, man saniere mit Augenmaß und es sei Anspruch, dass die Miete weiterhin bezahlbar bleibe. „So begrenzen wir unsere Mietanpassungen freiwillig auf maximal zwei Euro pro Quadratmeter.“ Das reicht Kröpke aber nicht. Sie will, dass Menschen, die wegen wirtschaftlicher Not eine Erhöhung nicht zahlen können, von einer Kündigung verschont bleiben. „Das wurde mir auch versprochen, ich habe es im Protokoll der Sitzung festhalten lassen“, berichtet die Sozialdemokratin.

Konzern hat 400.000 Wohnungen in Deutschland

Der Konzern mit Sitz in Bochum plant in Wiesenfeld sechs neue Gebäude mit jeweils vier Geschossen. Die Häuser haben minimal 16 und maximal 22 Wohnungen, die für Singles, Familien und Senioren sind. Über Details zur Größe der Einheiten macht Vonovia noch keine Angaben. Bei der Quartierentwicklung sollen auch Mobilitätsangebote wie Carsharing samt Ladestellen für Elektroautos und verschließbare Fahrradboxen eine Rolle spielen. Das Thema Klimaschutz wird also berücksichtigt.

„Wir haben ein eigenes Carsharing-Modell, würden ein bis zwei Fahrzeuge zum Mieten offerieren mit festen Stellplätzen“, sagt Sven Theis. Auch ist ein Gemeinschaftsraum für die Bewohner angedacht. Spielplätze sollen verschönert und Mietgärten angeboten werden.

FDP reicht Quote von 30 Prozent Sozialwohnungen

Glindes Bürgermeister Rainhard Zug plädiert dafür, Vonovia „nicht zu überfordern“.
Glindes Bürgermeister Rainhard Zug plädiert dafür, Vonovia „nicht zu überfordern“. © Stadt Glinde

Die FDP ist mit der 30-Prozent-Variante des Unternehmens zufrieden, stimmte mit der CDU für das Neubauprojekt. Thomas Kopsch, Fraktionsvorsitzender der Liberalen, gibt zu bedenken: „Je höher der Anteil bei den Sozialwohnungen wird, umso mehr müssen Mieter im frei finanzierten Bereich zahlen.“ Das Unternehmen werde eine Quersubventionierung vornehmen.

Glindes Bürgermeister Rainhard Zug kann den Wunsch von SPD und Grünen zwar nachvollziehen, sagt aber auch: „Wir müssen aufpassen, das Unternehmen nicht zu überfordern. Es wäre schlecht, wenn keine einzige Wohnung entsteht.“ Die Anforderungen seien ohnehin hoch. Diese umfassten zum Beispiel Grasdächer, Solaranlagen und einen Stellplatzschlüssel von mindestens 1,0. „Das alles kostet Geld“, so der Verwaltungschef. Vonovia hat 400.000 Wohnungen an 400 Standorten in Deutschland. Vor Kurzem kaufte das Unternehmen 1000 Einheiten in Kiel.