Oststeinbek. Firma Semmelhaack baut nahe Feuerwache Seniorenwohnungen, 24 sind öffentlich gefördert. Investitionsvolumen beträgt 16 Millionen Euro.

Mit seinem orangefarbenen Bagger hat Thorsten Mohr mittlerweile zwei große Hügel zusammengetragen. Bis in den Januar hinein wird der Baumaschinenführer auf einem 1,2 Hektar großen Areal gegenüber der Feuerwehrwache an der Brückenstraße in Oststeinbek 20.000 Kubikmeter Boden bewegen. Der 52-Jährige hat in dieser Woche den Startschuss für den Bau von 80 Seniorenwohnungen in der rund 9100 Einwohner zählenden Gemeinde gesetzt und mit den Erschließungsarbeiten begonnen.

Ende 2021 sollen die ersten Mieter einziehen

Hinter dem Projekt steht das Unternehmen Semmelhaack mit Sitz in Elmshorn. Es investiert rund 16 Millionen Euro, 24 Wohnungen sind öffentlich gefördert. Der Hochbau soll im Februar beginnen, 25 Gewerke sind über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr im Einsatz. Der Plan sieht so aus: Vergabe der Einheiten im August, Einzug der ersten Mieter Ende 2021 und Komplettbelegung im darauffolgenden Februar 2022.

Die Wohnungen sind in erster Linie für Einheimische bestimmt. Bewerber aus anderen Kommunen kommen nur zum Zug, wenn nicht genug Oststeinbeker von ihrem Zugriffsrecht Gebrauch machen. Es sieht derzeit nicht so aus, als sollten Senioren zum Beispiel aus Glinde und auch Hamburg große Chancen haben. 300 Interessenten hat Semmelhaack auf einer Liste vermerkt, die Mehrheit davon sind Ortsansässige.

Konzept berücksichtigt verschiedene Bedürfnisse

Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung beim Unternehmen Semmelhaack, und Bürgermeister Jürgen Hettwer (r.) bei der Besichtigung der Baustelle.
Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung beim Unternehmen Semmelhaack, und Bürgermeister Jürgen Hettwer (r.) bei der Besichtigung der Baustelle. © René Soukup

Die hohe Nachfrage ist nicht wirklich überraschend, schließlich fehlt Wohnraum überall im Hamburger Speckgürtel. Und das Konzept ist stimmig, berücksichtigt unterschiedliche Bedürfnisse. Zu der Einrichtung gehört ein ambulanter Pflegedienst, den Bewohner in Anspruch nehmen können. Offeriert werden auch Kurse und Arbeitsgemeinschaften wie Handarbeiten und Singen, dazu Vorträge und Lesungen in einem Gemeinschaftsraum.

Für das Betreuungskonzept sollte eigentlich das Reinbeker Bismarck Seniorenstift zuständig sein, ist jedoch abgesprungen. „Dort hat man sich entschieden, keinen neuen unternehmerischen Zweig mit der ambulanten Betreuung zu gründen. Das ist der Situation auf dem Arbeitsmarkt im Pflegebereich geschuldet. Es fehlt an Personal“, sagt Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung beim Investor. Er sucht jetzt einen neuen Kooperationspartner, hat bereits regionale Anbieter im Blick.

Anlage mit fünf Häusern ist in Park eingebettet

Die Seniorenwohnanlage umfasst fünf Gebäude. Sie haben jeweils drei Geschosse, drei von ihnen noch ein Staffelgeschoss. Es gibt Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen mit einer Fläche zwischen 50 und 85 Quadratmetern. Bei den geförderten Einheiten liegt die Kaltmiete bei 6,25 Euro pro Quadratmeter, im frei finanzierten Bereich zwischen zehn und 13,50 Euro – je nach Lage und Objekt. Die Häuser sind in einem Park mit Gehwegen, Bäumen, Blumen und Büschen eingebettet. Der Pavillon im Innenhof ist als Treffpunkt vorgesehen.

Bürgermeister Jürgen Hettwer hat sich die Baustelle schon angeschaut und sagt: „Das Projekt ist überfällig. Durch den Umzug von Senioren wird in Oststeinbek Platz für junge Menschen geschaffen, die sich ein Haus mit Grundstück zulegen möchten.“ Druck in der Angelegenheit hat vor allem der Seniorenbeirat gemacht. Er forderte schon vor Jahren Wohnungen für das von ihm vertretende Klientel.

Semmelhaack überlegte, Bemühungen einzustellen

Wäre es nach Semmelhaack gegangen, hätte der Ort längst diese Bedürfnisse befriedigt. Im Januar 2014 präsentierte das Unternehmen der Politik ein Generationenpark-Konzept für das Allianz-Gelände zwischen Sportzentrum, Gewerbegebiet und dem Breedenweg. Es sah 270 Wohnungen vor. Das war den Entscheidungsträgern zu groß. Danach wollte Hartmut Thede am Postweg aktiv werden, doch der Kaufpreis für das Grundstück war zu hoch. Eigentümer ist nicht die Gemeinde.

Ein weiterer Anlauf implizierte den Rathausparkplatz samt angrenzender Fläche. Diese Variante hatte die CDU ins Spiel gebracht. Semmelhaack legte eine Planung vor, doch das Projekt war nicht mehrheitsfähig. Auch im Norden der Gemeinde zwischen Willinghusener Weg und Hansetor klappte es nicht. Mit dem Grundeigner war sich Thede bereits einig, dieser machte dann aber einen Rückzieher. Das Unternehmen überlegte zwischenzeitlich, seine Bemühungen in Oststeinbek einzustellen, blieb schlussendlich am Ball und wurde für seine Hartnäckigkeit belohnt.

Konzept wurde nach Überschwemmung geändert

An der Brückenstraße lief auch nicht alles wie gewünscht. So gab es eine Verzögerung bei der Aufstellung des Bebauungsplans. Im Mai 2018 waren Teile des Areals durch Starkregen überschwemmt worden. Semmelhaack änderte das Konzept, verschob die Häuser einige Meter vom Forellenbach in Richtung Hauptstraße. Ein Gebäude wird auf Pfählen erstellt. So kann sich das Wasser bei erneuter Überschwemmung nicht stauen.

In Sachen Seniorenwohnungen könnte es nun Schlag auf Schlag gehen in Oststeinbek. Am Willinghusener Weg will der Großhansdorfer Christian Stölken 90 Einheiten schaffen. Der entsprechende Bebauungsplan beinhaltet die Erweiterung des Gewerbegebiets Richtung Walter-Ruckert-Sporthalle. Anwohner wollen dort jedoch keine Firmen und haben ein Bürgerinitiative gegründet. Sie kündigten schon an, nach dem Satzungsbeschluss zu klagen.