Bad Oldesloe/Reinbek. Eine Woche vor Ferienbeginn ist fast die Hälfte aller Grundschüler zu Hause geblieben. Präsenzunterricht bis 11. Januar ausgesetzt.

An den Stormarner Schulen ist es zum Wochenbeginn deutlich ruhiger zugegangen als gewöhnlich. Mit der Ankündigung der Landesregierung, den regulären Schulbetrieb wegen der hohen Zahl an Corona-Infektionen ab Montag drastisch einzuschränken, hatte es zugleich einen Appell gegeben, möglichst viele Kinder schon eine Woche vor Ferienbeginn aus der Schule zu nehmen. „Davon haben offenbar viele Eltern Gebrauch gemacht“, so Kreisschulrat Michael Rebling.

Schere bei Anwesenheit klafft weit auseinander

An einer spontanen Abfrage hatten sich bis zum Montagnachmittag 21 der insgesamt 35 Grundschulen beteiligt. Mit recht unterschiedlichen Ergebnissen. „Es gab Schulen, in denen 80 Prozent aller Kinder anwesend waren, wie etwa an der Grundschule Schönningstedt. Es gab aber auch Schulen, in denen am Montag nur noch ein Viertel aller Schüler erschienen ist, unter anderem in Bad Oldesloe und Bargteheide“, so Rebling. Der Anwesenheitsschnitt über alle zurückmeldenden Grundschulen habe bei etwa 55 Prozent gelegen.

Warum die Schere dermaßen weit auseinander klafft, konnte der Schulrat allerdings nicht mit letzter Gewissheit erklären. „Ich denke, da spielen viele Faktoren eine Rolle. Über das Wochenende eine verlässliche Versorgung zu organisieren, dürfte vielen Eltern nicht leicht gefallen sein. Selbst dann nicht, wenn sie womöglich selbst im Homeoffice arbeiten müssen“, sagt Rebling.

Viele Eltern arbeiten in systemrelevanten Berufen

Eine weitere Erklärung hatte Karen Schmedemann, Leiterin der Grundschule Mühlenredder in Reinbek: „Die Eltern vieler Schüler arbeiten in systemrelevanten Berufen, also zum Beispiel in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, im Handel oder Versorgungsbetrieben.“ Da sei zeitliche Flexibilität in dem jetzt geforderten Maße kaum möglich.

So hatten sich am Montagmorgen immerhin 121 von 160 Schülern eingefunden, also rund 76 Prozent. Allerdings habe es auch am Mühlenredder erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Klassen gegeben. In einer ersten und einer vierten Klasse war jeweils nur die Hälfte der Schüler anwesend.

Distanzlernen ist Beitrag zum Kampf gegen Pandemie

Karen Schmedemann ist sich unterdessen sicher, dass sich die Klassen schon am heutigen Dienstag weiter lichten werden: „Ich gehe davon aus, dass spätestens am Mittwoch nur noch eine Handvoll da sein wird.“ Dann nämlich wird auch an den Grundschulen der Präsenzunterricht ausgesetzt, mindestens bis zum 11. Januar.

Das galt für alle Schüler der weiterführenden Schulen ab Jahrgangsstufe 8, der Berufsschulen und Förderzentren bereits seit gestern. Laut Kultusministerin Karin Prien (CDU) war das angesichts des dramatischen Infektionsgeschehens in Schleswig-Holstein zwingend notwendig. „Wir müssen sofort gegensteuern und auf das Distanzlernen umstellen“, erklärte sie. Damit würden die Schulen ihren Beitrag zum Kampf gegen die Pandemie leisten.

Arbeitgeber sollen Eltern mehr Flexibilität ermöglichen

Prien hatte ebenfalls aktiv dafür geworben, dass sich möglichst auch viele Kinder aus den Jahrgangsstufen 1 bis 7 bereits ab Montag von ihren Eltern beurlauben lassen. Sie schloss zugleich aus, dass deren Kinder durch eine Beurlaubung schulische Nachteile zu befürchten hätten. Die Lehrkräfte müssten viel mehr sicherstellen, „dass sich nach den Weihnachtsferien alle Schüler einer Klasse auf dem gleichen Unterrichtsstand befinden“.

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Die Ministerin rief zudem Arbeitgeber auf, Eltern dabei zu unterstützen, ihre Kinder frühzeitig aus der Schule nehmen zu können. „Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation. Die Infektionszahlen steigen überall im Land. Deshalb sollten alle, wann immer möglich, zu Hause bleiben. Insbesondere dann, wenn Familien über die Weihnachtstage ältere Verwandte treffen“, so Prien in einer Erklärung, die bereits am Freitag verbreitet worden war.

Ab Mittwoch wird wieder eine Notbetreuung angeboten

Eltern von Schülern der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Bargteheide hatten daraufhin schon am vergangenen Wochenende Kinder der fünften bis siebten Klasse in großer Zahl abgemeldet. „In einer Klasse lagen uns bereits am Sonntag 20 formlose Anträge vor, in einer anderen Klasse waren es hingegen nur vier“, wie Maike Hoffmann, Konrektorin der Gemeinschaftsschule berichtete.

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Ab Mittwoch wird an den Schulen, wie schon beim ersten Lockdown im Frühjahr, wieder eine Notbetreuung in festen Gruppen angeboten. Sie ist in ersten Linie Schülern vorbehalten, die ein Elternteil haben, das entweder in der kritischen Infrastruktur arbeitet oder aber alleinerziehend ist.

Schulschließungen in Wales schon im März angekündigt

Unterdessen hat Lars Beckmann, Vorstandsvorsitzender des Kreiselternbeirats kritisiert, der scharfe Schnitt sei längst überfällig gewesen. „Es ist eine Tatsache, dass die Beschulung auf engstem Raum und die nicht immer konsequent durchgesetzte Maskenpflicht das Infektionsrisiko an den Schulen erhöht hat“, so der Ahrensburger.

Es sei ihm ein Rätsel, warum man sich in Deutschland nach dem ersten Lockdown lange so sicher gefühlt habe. „Die Bildungsministerin in Wales hatte die Eltern bereits Mitte März auf lange Schulschließungen bis weit in den Herbst hinein vorbereitet. Deshalb war ich schon erstaunt, dass unser Kultusministerium hier bislang gänzlich anders kommuniziert hat“, so Beckmann.