Grosshansdorf. Fachkrankenhaus in Waldgemeinde bekommt nach jahrelangem Warten vom Sozialministerium Förderzusage für 81-Millionen-Euro-Projekt.
Die jahrelange Hängepartie um die LungenClinic Großhansdorf ist beendet: Die auf Lungen- und Atemwegskrankheiten spezialisierte Fachklinik wird für voraussichtlich 81 Millionen Euro von Grund auf modernisiert. Der Neubau von Bettenhaus mit Intensivstation sowie Versorgungstrakt steht auf einer Liste von neun Projekten, die Landessozialminister Heiner Garg (FDP) jetzt im Sozialausschuss des Landtags präsentiert hat. Damit ist klar, dass Schleswig-Holstein den Ausbau in Großhansdorf zum Großteil bezahlt.
Architektenwettbewerb sei möglich
„Das ist ein Meilenstein für uns“, sagt Susanne Quante, kaufmännische Geschäftsführerin der international anerkannten LungenClinic. Bei ihr liegen die Pläne seit gut drei Jahren in der Schublade. Anfang 2018 nahm das Ministerium das Vorhaben in den Investitionsplan auf, doch danach tat sich nichts mehr. Ende 2019 verfügte Minister Garg sogar ein Moratorium für alle Investitionen von Kliniken in Schleswig-Holstein, die noch keinen Förderbescheid bekommen hatten.
Parallel zum Antragsverfahren hat die Gemeinde Großhansdorf die Änderung des Bebauungsplans erledigt. „Sobald wir alles schriftlich haben, können wir direkt mit der Ausschreibung und Vergabe loslegen“, sagt Susanne Quante. Möglich sei entweder ein Architektenwettbewerb oder das einfache Einholen von Angeboten. Nächstes Jahr könne mit dem Bau begonnen werden.
60 Jahre alter Turm wird abgerissen
Sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich stößt die LungenClinic mit dem Neubau in die Liga der modernsten Einrichtungen Deutschlands vor. „Wir haben auch die Chance, die Digitalisierung in der Medizin weiter voranzutreiben“, sagt Quante. Ihren finanziellen Anteil könne die Klinik aus Eigenmitteln und Darlehen aufbringen.
Herzstück des Neubaus ist das Bettenhaus auf dem hinteren Teil des Waldgrundstücks an der Straße Wöhrendamm. Es hat sieben Stockwerke und ist etwa ein Drittel niedriger als der mehr als 60 Jahre alte Turm mit seinen elf Etagen. Dieser wird nach dem Umzug abgerissen. An der Stelle entsteht eine Magistrale mit Ambulanz, Cafeteria und Aufenthaltsräumen.
Neuer Versorgungstrakt für die Technik eingeplant
Ins Neubau-Erdgeschoss mit Ausgängen zum Park ziehen die Palliativstation und die Frührehabilitation. Dort werden beispielsweise Patienten nach einer Langzeitbeatmung so weit stabilisiert, dass sie sich wieder selbstständig versorgen können. Die erste Etage ist für Intensivstation und Privatkunden vorgesehen, darüber liegen die modernen Patientenzimmer mit 179 Betten. Die kompakte Bauweise erspart den Mitarbeitern die jetzt üblichen weiten Wege.
Ein neuer Versorgungstrakt für die Technik rundet das Konzept ab. Eine Option ist zudem eine Tiefgarage mit 119 Parkplätzen.
Das Sozialministerium kontrolliert jetzt nach dem grundsätzlichen Okay die Einzelvorhaben aus Großhansdorf – wie bei jedem Krankenhaus-Investitionsprojekt. „Überprüft wird, welche Maßnahmen nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz förderfähig und vom Versorgungsauftrag umfasst sind“, sagt Sprecher Eugen Witte. Danach könne eine genaue Fördersumme genannt werden.
CDU-Abgeordneter erwartet 69 Millionen Euro Zuschuss
Der Ahrensburger Landtagsabgeordnete und CDU-Fraktionsvorsitzende Tobias Koch rechnet nach jetzigem Stand mit 69 Millionen Euro Landeszuschuss. Er hatte in den vergangenen Monaten in Kiel massiv für die Pläne geworben, mehrfach mit dem Sozialministerium gesprochen und einen Besuch von Wissenschaftsstaatssekretär Oliver Grundei in der LungenClinic vorbereitet.
Es sei schön, dass Großhansdorf zu den neun Vorhaben gehört, für die das Moratorium aufgehoben werde. „Das ist eine super Entscheidung sowohl für die Gesundheitsversorgung insgesamt als auch speziell für den Krankenhausstandort Großhansdorf“, sagt Koch. Es habe sicherlich eine Rolle gespielt, dass die LungenClinic während der Corona-Pandemie ihren „exzellenten Ruf“ noch einmal untermauern konnte.
So zählt der ärztliche Direktor Prof. Klaus Rabe zum Expertengremium, das die Landesregierung in Kiel in medizinischen und ethischen Fragen im Zusammenhang mit den Corona-Restriktionen berät.
Unterstützung der Gemeinde zahlt sich aus
Das Moratorium traf landesweit 20 Projekte mit einem Fördervolumen von 281 Millionen Euro. „Bevor millionenschwere Investitionen getätigt werden, muss gewährleistet sein, dass die damit geschaffenen Strukturen langfristig Bestand haben“, sagt Koch. Für Großhansdorf eröffneten sich jetzt weitere Perspektiven, so in der Zusammenarbeit mit dem Leibnitz-Lungenzentrum in Borstel (Kreis Segeberg).
Ausgezahlt hat sich auch die volle Unterstützung der Gemeinde. Bürgermeister Janhinnerk Voß berichtet von vielen Gesprächen, die er auf allen Ebenen zum Thema geführt habe. Er sagt: „Ich freue mich außerordentlich über diese Wertschätzung für die Arbeit der Klinik.“ Die ist mit 420 Beschäftigten der mit Abstand größte Arbeitgeber im Ort. Jährlich werden rund 8000 Patienten stationär und 4000 ambulant versorgt.
Gemeindevertreter stimmen über geänderten B-Plan ab
Die Gemeindevertretung steht ebenfalls geschlossen zum Projekt. Sie will den geänderten B-Plan am 18. Juni beschließen. Im Bau- und Umweltausschuss war das Votum einstimmig ausgefallen. „Damit werden die baurechtlichen Weichen für die Modernisierung der LungenClinic einschließlich Neubau des Bettentraktes gestellt“, sagt Sabine Rautenberg (Grüne).
Ihre Partei habe den Neubau auch in Kiel unterstützt. Die gesundheitspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, Marret Bohn, betont, dass sie sich „mit Nachdruck“ für die LungenClinic eingesetzt habe. „Gerade in der aktuellen Corona-Pandemie wird einmal mehr deutlich, wie wichtig eine gut aufgestellte Gesundheitsversorgung im Flächenland ist“, sagt sie. Auf grüne Initiative seien die Investitionsmittel für Krankenhäuser kräftig aufgestockt worden.