Bad Oldesloe/Reinbek. Ab dem 18. Mai sollen Veranstaltungen mit bis zu 50 Besuchern wieder möglich sein. Wie beeinflusst das die Pläne der Veranstalter?

Immer wieder gibt es Neues in Sachen Lockerungen: Ab Montag, 18. Mai, sind die Kulturhäuser an der Reihe. Theater, Kinos und Konzertstätten dürfen in beschränktem Umfang und unter Beachtung von Vorgaben wieder kulturelle Veranstaltungen anbieten. Für die Betreiber eröffnet sich nach Wochen der Unsicherheit damit wieder eine Perspektive. Bei vielen geht damit die Vorfreude auf eine Zeit einher, in der sich die Kultur wieder zur vollen Blüte entfalten kann.

Chance auf kleine, aber dafür feine kulturelle Formate

Für Anette Röttger, kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Kieler Landtag, sind „kulturelle Angebote für Schleswig-Holstein das Salz in der Suppe“. Mit der Möglichkeit auf eine – wenn auch begrenzte – Wiedereröffnung werde „zumindest die Chance für exklusive kulturelle Formate im Sinne von ,klein, aber fein‘“ geschaffen. Eine Chance, die Inken Kautter, Kulturchefin in Bad Oldesloe, nutzen will, sie aber auch vor ständig neue Herausforderungen stellt. Kautter sagt: „Mit dieser wahnsinnigen Planungsunsicherheit umzugehen und dabei noch kulturell kreativ zu denken, ist eine anspruchsvolle Aufgabe.“

Den größten Anteil der bisher ausgefallenen Veranstaltungen der laufenden Spielzeit hat sie im Einvernehmen mit den Künstlern auf das kommende Jahr verlegt. Deswegen musste wiederum das Booking für 2021 vorsichtshalber gestoppt werden. Kautter ist derzeit auf der Suche nach anderen Spielorten, die mehr Platz als der Saal im Kultur- und Bildungszentrum (KuB) bieten. Denn dieser ist zu klein, als dass dort auch hochpreisige Vorstellungen stattfinden könnten. „Das würde zu Subventionen führen, die nicht mehr darstellbar sind.“ Außerdem sind die Zuschauerzahlen vielfach Bestandteil der Verträge.

Nach aktuellen Vorgaben passen 28 Stühle in den KuB-Saal

Die Oldesloer Kulturchefin hat ausgerechnet, dass bei einem Sicherheitsabstand von 1,50 Metern pro Besucher gerade einmal 28 Stühle dort aufgestellt werden könnten. Doch sei es nicht einfach, Alternativen zu finden. Der Grund: die allgemeine Nachfrage für Veranstaltungen aller Art, beispielsweise Sitzungen. Kautter sagt: „Das kannibalisiert sich gerade gegenseitig.“

Einige Vorstellungen vor der Sommerpause hat sie allerdings noch nicht gestrichen, so zum Beispiel im Juni das Opernprojekt „Die Zauberflöte“ der Musikhochschule Lübeck und die Lesung mit Hubertus Meyer-Burckhardt, Titel „Diese ganze Scheiße mit der Zeit“. „Ich warte die genauen Bestimmungen noch ab“, sagt sie. Sobald diese bekannt sind, will sie ihre nächsten Schritte auf die neue Situation abstimmen.

Vage gehaltene Pressemitteilung sorgt für Unsicherheit

„Die Pressemitteilung vom 7. Mai zu Lockerungen im Bereich der Kultur war weitestmöglich vage“, erläutert sie. Eine telefonische Nachfrage habe ergeben, dass das Land voraussichtlich am heutigen Dienstag die Rahmenrichtlinien an den Kreis übermitteln und dieser dann die genauen Maßnahmen definieren und bekanntgeben werde. Die für den Herbst geplanten Veranstaltungen lässt Kautter vorerst bestehen. „Ich schaue mit größter Sorge auf das Programm für Herbst“, sagt sie. Derzeit mache Werbung dafür keinen Sinn, daher solle der Spielplan monatsweise erscheinen. Denn, so Kautter: „Das Publikum soll erfreut, nicht frustriert werden.“

Norbert Ohl (l.) und Joachim Krämer vom Kleinen Theater Bargteheide
Norbert Ohl (l.) und Joachim Krämer vom Kleinen Theater Bargteheide © Elvira Nickmann

Das Kleine Theater in Bargteheide bleibt bis 23. August geschlossen, alle Veranstaltungen, die aufgrund der Corona-Krise ausfallen mussten, sollen nachgeholt werden. Der Kinobetrieb soll nach den Plänen des Vereins aber schon bald wieder aufgenommen werden. Pressesprecher Joachim Krämer sagt: „Abhängig von Sicherheits- und Hygienevorgaben seitens des Landes planen wir den Start mit einem reduzierten Programm.“

Das Kinoprogramm braucht drei Wochen Vorlaufzeit

Norbert Ohl ist im Vereinsvorstand dafür zuständig. Am Sonntag hat er sich mit dem Dienstleister abgestimmt, der die Filme bei den Agenturen ordert. Werbung, Aktualisierung der Website, Bestellung der Filme: Für all das kalkuliert Ohl drei Wochen Vorlaufzeit ein. Er ist gespannt, „wie gut unser Angebot angenommen wird“. Für den Fall, dass sich im Juni „eine vernünftige Resonanz“ abzeichnet, überlegt der Verein, erstmals ein cineastisches Ferienprogramm während der Sommerpause auf die Beine zu stellen. 2500 Euro Umsatz wöchentlich gehen dem Verein momentan im Kinobetrieb verloren. 344 Plätze hat der Saal, bei Filmvorstellungen könnte vorerst jede zweite Reihe gesperrt werden. „Für das Kino sind 50, 70 oder auch 100 Besucher völlig in Ordnung“, sagt Ohl.

Anders stellt sich das im Theater dar. Krämer sagt: „Sollten die Abstandsregeln im Herbst noch so bleiben, sehe ich ein Riesenproblem auf uns zukommen.“ Einige der Veranstaltungen seien bereits ausverkauft. „Die Frage ist, wie wir dann damit umgehen“, so Krämer.

Kulturzentrum Marstall will sobald wie möglich mit Proben beginnen

Im Schloss Reinbek achten Mitarbeiterin Dietlinde Besch (v. l.), Hausmeister Carsten Kirschke und Elke Güldenstein auf Einhaltung der Hygieneregeln
Im Schloss Reinbek achten Mitarbeiterin Dietlinde Besch (v. l.), Hausmeister Carsten Kirschke und Elke Güldenstein auf Einhaltung der Hygieneregeln © Kulturzentrum Reinbek

Elke Güldenstein, Leiterin des Kulturzentrums Reinbek, kann sich Veranstaltungen mit 50 Gästen im Festsaal des Schlosses gut vorstellen. Seit Sonnabend hat es wieder geöffnet, Besucher können sogar eine neue Kunstschau besichtigen (wir berichteten). Hella Eickenscheidt, Vorsitzende des Kulturzentrums Marstall, geht davon aus, „dass wir ab August wieder durchstarten“. „Wir stellen gerade den Antrag beim Gesundheitsamt in Bad Oldesloe mit einem Hygienekonzept“, sagt sie. Da der Saal ohne feste Bestuhlung sei, könne er bei einer Fläche von 238 Quadratmetern flexibel eingerichtet werden. Alle nötigen Einkäufe wie Desinfektionsspender, Infomaterial und Schutzwände seien getätigt. „Wir sind präpariert und würden gern wieder sobald wie möglich mit Theaterproben beginnen“, so Eickenscheidt.

Die Trittauer Wassermühle bleibt vorerst geschlossen. Bürgermeister Oliver Mesch sagt: „Wir warten die Bedingungen ab.“ Die Räume seien sehr eng, ein Hygienekonzept schwierig, daher mache eine Öffnung auch ökonomisch derzeit keinen Sinn. Über die Planung des Ammersbeker Kulturkreises kann die Vorsitzende Gabriele Brockmann noch nichts Konkretes sagen. Diese ist Gegenstand der nächsten Vorstandssitzung.