Ahrensburg/Reinbek. Normale Stundenpläne gibt’s nicht mehr. Unterricht nur in stark reduzierten Lerngruppen. Ab 25. Mai sollen anderen Jahrgänge folgen.
Mit der Rückkehr der Viertklässler nehmen die Stormarner Grundschulen am Mittwoch wieder ihren Lehrbetrieb auf. „Die bisherigen Erfahrungen bei den Abiturprüfungen und den Vorbereitungen auf den Ersten und Mittleren Abschluss an den Gemeinschaftsschulen haben gezeigt, dass Hygiene und Abstandswahrung an Schulen gut umsetzbar sind“, sagt Patricia Zimnik, Sprecherin des Kultusministeriums. An den Grundschulen sei den Viertklässlern am ehesten zuzutrauen, die Schutzregeln einzuhalten.
Eine Gruppe umfasst maximal zehn Kinder
An der Grundschule Mühlenredder in Reinbek starten morgen drei vierte Klassen. Sie werden in Gruppen aufgeteilt, die maximal zehn Kinder umfassen. Unterricht ist von 8 bis 12 Uhr an zwei Tagen in der Woche. „Für jede Gruppe sind immer dieselben zwei Lehrer zuständig“, sagt Schulleiterin Karen Schmedemann. Die 61-Jährige führt ein Team mit 25 Kollegen. Zwei von ihnen arbeiten daheim, weil sie zu einer Risikogruppe gehören. Hinzu kommen pädagogische Kräfte für den Offenen Ganztag von 7 bis 15 Uhr und die Notbetreuung.
Von den 258 Mädchen und Jungen an der Einrichtung zählen 56 zu jenem Jahrgang, der nach den Sommerferien auf eine weiterführende Schule wechselt. „Für die Viertklässler ist es natürlich schön, sich untereinander und die Lehrer noch einmal zu sehen“, sagt die Rektorin. Sie hätte sich allerdings auch vorstellen können, mit den ersten oder dritten Klassen zu beginnen: „Gerade für die Jüngsten ist Homeschooling viel schwerer. Sie brauchen deutlich mehr Unterstützung als ältere Kinder.“
Lehrer haben Handlungsabläufe für Kinder verfasst
Das Organisieren des neuen Schulbetriebs in Corona-Zeiten beschreibt Schmedemann als „Herkules-Aufgabe“. Die Stundenpläne seien völlig aufgelöst worden. „Sind erst wieder alle zehn Klassen im sogenannten Präsenzunterricht, wird jeder Schüler nur einen Tag in der Woche an der Schule sein“, sagt sie. Mehr gäben die Räume nicht her.
Um die Hygiene-Auflagen einzuhalten, haben die Lehrkräfte Handlungsabläufe für die Kinder geschrieben. Am Wichtigsten sei die Wahrung des Mindestabstands von 1,5 Metern. Zudem sollen die Schüler regelmäßig die Hände waschen, insbesondere nach dem Betreten der Schule, vor und nach dem Essen, sowie nach dem Toilettengang.
Maskenpflicht für Schüler im Unterricht gibt es nicht
Eine Maskenpflicht im Unterricht gibt es nicht. „Wenn die Kinder aber in der Pause auf einer Schaukel sitzen oder sich zu nahe kommen, müssen sie Schutzmasken tragen“, erläutert Schmedemann. Das Gleiche gelte auch für Lehrer, wenn sie Schülern bei bestimmten Übungen gelegentlich über die Schulter schauen.
An der Grundschule Grönwohld, die mit knapp 100 Schülern zu den kleinsten in Stormarn gehört, ist längst eine neue Sitzordnung in den Klassenräumen hergestellt, um so den Mindestabstand der Schüler zueinander zu gewährleisten. „Ich sehe uns für den Wiedereinstieg der vierten Klassen gut gerüstet. Weil wir in allen Klassenstufen nur einzügig sind, haben wir es sicher etwas leichter als größere Grundschulen“, sagt Schulleiter Markus Sziegoleit. Nur das Manko, in Toiletten und Klassenräumen kein warmes Wasser zu haben, sei zeitnah nicht zu beheben.
Drei Zeitstunden Unterricht in den Kernfächern
Die vierte Klasse werde in zwei Lerngruppen à 10 Schüler aufgeteilt, die pro Tag drei Zeitstunden Unterricht in den Kernfächern Mathematik, Deutsch, Sachunterricht und Englisch haben. „Das wird im Hinblick auf die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln ein guter Testlauf für die Rückkehr der jüngeren Jahrgänge“, so Sziegoleit.
Wenn voraussichtlich am 25. Mai auch die anderen Klassen zurückkehren, stehe die Schule indes vor deutlich größeren Herausforderungen. „Logistisch, weil wir nur vier Klassenräume haben. Personell, da unser Kollegium nur aus sieben Lehrkräften besteht“, erklärt der Rektor. Deshalb werde es dann für alle Schüler lediglich verkürzte Präsenzzeiten geben können.
Grönwohlder Lehrer sollen Helme mit Visier tragen
Um das kleine Lehrerteam bestmöglich zu schützen, will es Sziegoleit bei normalen Schutzmasken nicht bewenden lassen. „Ich habe extra Helme und Visiere geordert. Damit sehen wir zwar aus wie ,Bob der Baumeister‘. Doch nach ersten Lachern werden sich bestimmt alle schnell daran gewöhnen“, ist er überzeugt. Einen möglichen Autoritätsverlust befürchte er jedenfalls nicht.
Svea Matzick, Elternvertreterin für die vierte Klasse der Grönwohlder Grundschule, sieht deren Wiederöffnung mit gemischten Gefühlen. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, gesteht sie.
Kinder aus sozial schwachen Familien fördern
Viele Eltern würden die Rückkehr der Kinder an die Schule nach Wochen mit Homeoffice, Homeschooling und sozialer Isolation sicher begrüßen. „Andererseits dürfte es schwierig werden, die Hygiene- und Abstandsregeln durchzusetzen. Zumal sich Grundschüler naturgemäß häufig und oft unbewusst ins Gesicht fassen“, so Matzick, die selbst Sonderschulpädagogin ist.
Durch den massiven Unterrichtsausfall müssten jetzt vor allem schwächere Schüler unterstützt werden. Gerade Kinder aus sozial schwachen Familien seien in diesen Zeiten, in denen es auch einer gewissen Ausstattung mit digitalen Endgeräten bedürfe, extrem benachteiligt. Deshalb brauche es jetzt flexibler Lösungen, um wieder mehr Chancengleichheit herzustellen.