Ahrensburg. Neunt- und Zehntklässler werden an der Gemeinschaftsschule auf ihre Abschlussprüfung vorbereitet. Die Abiturprüfungen laufen bereits.

Mit der zweiten Phase der Schulöffnungen sieht die Landesregierung zeitweisen Präsenzunterricht an den Grund- und weiterführenden Schulen vor. Davon profitieren vorerst nur die Abschlussjahrgänge. Die Coronapandemie verändert für Schüler wie Lehrer Perspektiven, Planungen und Prozesse. „Wir planen nur noch für morgen und übermorgen. Was nächste Woche ist, weiß keiner mit Sicherheit. Derzeit ändert sich häufig etwas, die Ansagen aus dem Ministerium kommen kurzfristig“, sagt Sigrid Meyer-Jendrek, Mittelstufenleiterin an der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule (SLG) in Ahrensburg.

Seit 22. April sind die Neunt- und Zehntklässler der SLG für drei bis vier Tage wieder zum Lernen in den Klassenräumen vor Ort – nach fast fünf Wochen, in denen sie außerhalb der Osterferien nur aus der Ferne per E-Mail und Videokonferenz unterricht wurden. Aufgeteilt in Gruppen von fünf bis maximal zehn Schülern pro Raum bereiten sich 15 Schüler des neunten Jahrgangs auf den Ersten Schulabschluss (ESA) sowie 60 Schüler des zehnten Jahrgangs auf den Mittleren Schulabschluss (MSA) vor.

Wann weitere Jahrgänge in die Schule dürfen, ist ungewiss

„Wir unterrichten sie nur in Mathe, Deutsch und Englisch“, sagt Schulleiter Wolfgang Jakobi, „das sind die Prüfungsfächer.“ Für alle gelten strenge Hygienevorschriften: Sie müssen sich nach Betreten des Schulgebäudes die Hände waschen, sie vor jeder Unterrichtsstunde neu desinfizieren, zu Mitschülern und Lehrern den Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten und dürfen auch die Pausen nur mit ihrer Arbeitsgruppe verbringen – auf dem Schulhof unter Aufsicht und mit gebührendem Abstand. Im Klassenraum sitzt jeder Schüler an einem für ihn reservierten Einzeltisch. „Ob jemand einen Mund-Nasen-Schutz trägt, ist ihm selbst überlassen“, sagt Jakobi zum Abendblatt. Da nur ein Teil des Kollegiums vor Ort im Einsatz sei, lasse sich auch im Lehrerzimmer der nötige Abstand einhalten. Versetzte Anfangszeiten sowie separate Eingänge sorgen dafür, dass sich auch beim Kommen und Gehen niemand zu nahe kommt.

Die 68 Abiturienten an der SLG werden heute in der Turnhalle geprüft.
Die 68 Abiturienten an der SLG werden heute in der Turnhalle geprüft. © Petra Sonntag

Bis Ende kommender Woche werden noch 68 Abiturienten geprüft, ab 11. Mai treten dann 64 Neunt- und Zehntklässler zur Abschlussprüfung an. Was danach kommt, ist noch ungewiss. Das Bildungsministerium will, dass bis zu den Sommerferien alle Jahrgänge wenigstens zeitweise auch wieder in der Schule unterrichtet werden.

Manche Schüler haben als Arbeitsgrundlage nur ein Handy

Das wünschen sich auch die Lehrer an der SLG. „Ich bin froh, dass ich die Klasse wiedersehen kann. Das ist besser als Homeschooling“, sagt Martina Mündel, Klassenlehrerin der 10 c und Personalrätin an der SLG. „Ich mache mir Sorgen um die, die weiter zu Hause sein müssen.“ Manche ihrer Schüler hätten nur ein Handy als Arbeitsgrundlage zur Verfügung. Bei anderen fehle die Möglichkeit zum Ausdrucken von Unterrichtsmaterial, oder sie müssten sich ein Laptop teilen. „Wir wissen nicht genau, wie die häusliche Situation ist“, sagt Matthias Müller, stellvertretender Schulleiter. „Ob Eltern in Kurzarbeit oder arbeitslos geworden sind, ob die Schüler Unterstützung beim Lernen bekommen.“ Das Abwägen aus der Ferne, was der Einzelne gerade braucht, falle schwer. „Die Stärke von Präsenzunterricht ist Beziehungsarbeit“, so Müller

Über den Schulserver IServ, der von den weiterführenden Schulen im Kreis genutzt wird, läuft der Unterricht mit Aufgaben per E-Mail und gelegentlichen Videokonferenzen. „Ich bin lieber in der Klasse als allein zu Hause“, sagt Til (15), der seinen MSA macht: „Mit einer Klassenkameradin habe ich deshalb oft im Videochat zusammengearbeitet.“ Seiner Mitschülerin Liv fehlen die sozialen Kontakte ebenfalls. „Fachlich fühlen wir uns trotz Homeschooling gut vorbereitet auf unsere Prüfungen. Aber zu den anderen Distanz halten zu müssen und nicht mehr im Klassenverband zusammen zu sein, das nervt und belastet psychisch.“ Ab 6. Mai sollen, so die Landesvorgabe, die Elf- und Zwölftklässler zur Beratung in die Schule kommen dürfen. Mehr steht noch nicht fest. Eines sei hingegen sicher: „Wenn wir das Ansteckungsrisikos minimieren wollen, können wir nicht mehr als ein Drittel der Schüler gleichzeitig hier haben“, sagt Müller.

Landeselternbeirat fordert umgehende Schulschließung

Der Landeselternbeirat der Gemeinschaftsschulen fordert indes, das Schuljahr vorzeitig zu beenden. Die Schulen müssten umgehend, spätestens jedoch nach den Abschlussprüfungen, geschlossen werden, heißt es in einem Positionspapier. Er spricht sich für Homeschooling auf freiwilliger Basis aus.