Glinde. Erstes Treffen der neuen Initiative ist am 19. März. Bürgermeister stellt Räume kostenfrei zur Verfügung. Projekte an Schulen geplant.

Plastikmüll, zu viele Autos auf den Straßen, Artensterben in der Tierwelt oder auch Energieverschwendung durch falsches Lüften: All das ist Dagmar Coordts (69), Brigitte Mattigkeit (67) und Daniela Fraust (34) ein Dorn im Auge. Sie wollen das ändern und Mitbürger animieren, ihr Verhalten zu überdenken für eine bessere Umwelt. Deswegen hat sich das Frauen-Trio entschlossen, in Glinde eine Klimaschutzinitiative zu gründen. Das Datum steht fest: Für Donnerstag, 19. März, ist das erste offizielle Treffen geplant.

Die Resonanz der Bürger sei erfreulich

„Ich möchte, dass meine Kinder auch in 40 Jahren noch eine lebenswerte Umgebung vorfinden“, sagt Fraust über die Motivation, sich zu engagieren. Sie ist genauso wie ihre beiden Mitstreiterinnen Mitglied in der Klimaschutzinitiative Sachsenwald mit Sitz in Reinbek. Unter deren Dach ist auch die neue Glinder Gruppe angesiedelt. „Jede Kommune hat unterschiedliche Fragestellungen bei diesem Thema, und hier haben wir den engen Kontakt zur Politik“, sagt Coordts. „Ohne die Unterstützung der Parteien geht nämlich nichts.“

Die Glinderinnen waren 2019 im August und November mit einem Info-Stand auf dem Marktplatz vertreten, jeweils einmal in Kooperation mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sowie der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). Coordts berichtet von erfreulicher Resonanz und interessanten Gesprächen mit Bürgern. „Wir werden jetzt auf die Leute zugehen mit dem Ziel, dass sie sich uns anzuschließen.“

Coordts ist dem Bürgermeister seit Langem bekannt

„Wir freuen uns, dass die Damen beim Thema Klimaschutz mitarbeiten. Ihr Einsatz ist eine gute Ergänzung“, sagt Rainhard Zug, Glinder Bürgermeister.
„Wir freuen uns, dass die Damen beim Thema Klimaschutz mitarbeiten. Ihr Einsatz ist eine gute Ergänzung“, sagt Rainhard Zug, Glinder Bürgermeister. © BGZ

Die Aufgaben unter den drei Frauen sind klar verteilt. Fraust fungiert in erster Linie als Netzwerkerin. Sie hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und Nachhaltigkeit an der Universität Hamburg gemacht, aus dieser Zeit noch viele Kontakte zu Institutionen und Personen, die sich mit Umweltschutz befassen. Coordts organisiert und plant Aktionen, während Mattigkeit die Verbindung ins Rathaus und damit auch zu Bürgermeister Rainhard Zug hält.

Als ADFC-Ortsgruppenleiterin ist sie dem Verwaltungschef sowie den Parteien seit Langem bekannt. Derzeit arbeitet Mattigkeit in einer Lenkungsgruppe mit Politikern und Rathausmitarbeitern, die sich um ein Radwegekonzept kümmert. Darüber hinaus engagiert sie sich ehrenamtlich in der Glinder Nachbarschaftshilfe, die Coordts koordiniert. Diese Initiative ist Ansprechpartner für Senioren, fährt zum Beispiel Menschen mit eingeschränkter Mobilität zum Einkaufen oder leistet älteren Singles Gesellschaft zu Weihnachten.

Treffen ist an jedem dritten Donnerstag eines Monats

Das Frauen-Trio hat bereits zweimal beim Glinder Verwaltungschef vorgesprochen und Themen abgestimmt. Rainhard Zug sagt: „Wir freuen uns, dass die Damen mitarbeiten. Ihr Einsatz ist eine gute Ergänzung.“ Glindes Bürgermeister spielt damit auf einen Klimaschutzmanager an, den die Stadt noch in diesem Jahr beschäftigen will. Die Stelle soll im März ausgeschrieben werden und ist verbunden mit der Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzepts für die Stadt. Außerdem hat Zug der neuen Klimaschutzinitiative kostenlos Räume zur Verfügung gestellt. Sie befinden sich in der Begegnungsstätte am Willinghusener Weg. Dort trifft sich die Ortsgruppe an jedem dritten Donnerstag eines Monats von 19.30 bis 21.30 Uhr.

Lob gibt es auch von den Grünen. Glindes Ortsvorsitzender Jan Schwartz sagt: „Das ist eine tolle Initiative. Wir werden sie auf jeden Fall unterstützen, womöglich auch personell. Das würde ich gern auf einer Mitgliederversammlung vorschlagen.“ Die Gruppe finanziert sich durch Spenden. Geld erhalten die Nachbarn aus Reinbek von zwei Stiftungen, leiten einen Teil davon weiter. „Ich werde auch regelmäßig in Reinbek sein zwecks Austausch. Wir helfen uns bei Aktionen gegenseitig“, sagt Fraust.

Die Klimaschützerin hofft auf Nachahmer in der Region

„Wir werden die Klimaschutzinitiative auf jeden Fall unterstützen, womöglich auch personell“, sagt Jan Schwartz, Glindes Grünen-Vorsitzender.
„Wir werden die Klimaschutzinitiative auf jeden Fall unterstützen, womöglich auch personell“, sagt Jan Schwartz, Glindes Grünen-Vorsitzender. © BGZ

An Ideen mangelt es den Glinderinnen nicht. Sie haben klare Vorstellungen, was sich vor Ort ändern sollte. „Wir haben ein Müllproblem in der Stadt, müssen hier Abhilfe schaffen“, so Fraust. Außerdem möchte sie mehr Projekte in Sachen Klima- und Umweltschutz in Schulen und Kindertagesstätten machen. Mattigkeit beklagt die Elterntaxis vor Schulen, sagt: „Wenn wir Kinder sensibilisieren, schaffen die es womöglich, ihre Mütter und Väter zu überzeugen, künftig bei kurzen Wege auf das Auto zu verzichten.“ Die Schüler sollten stattdessen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Bus zur Lehranstalt gelangen. Die Klimaschützerinnen schlagen zudem die Aktion plastikfreier Markt vor. Kunden sollen nur noch mit Netzen oder Taschen ohne Kunststoffzusatz einkaufen.

Coordts geht mit gutem Beispiel voran, sagt, sie sei schon seit Jahrzehnten ausschließlich mit Stoffbeuteln unterwegs und lege Wert auf unverpackte Lebensmittel. Das Auto nutze sie maximal zwei Stunden pro Woche. Fraust wünscht sich bessere Verbindungen im öffentlichen Personennahverkehr von Glinde nach Ahrensburg oder auch Kröppelshagen. „Hier gibt es großen Verbesserungsbedarf, damit Menschen vom Auto auf den Bus umsteigen.“ Der Handlungsspielraum der Initiative sei diesbezüglich zwar sehr eingeschränkt, „aber wir können Anregungen geben“.

Dagmar Coordts ist eine Frau der ersten Stunde als Mitbegründerin der Klimaschutzinitiative Sachsenwald 2014. Sie baut jetzt etwas Neues in Glinde auf und hofft auf Nachahmer in der Region. Brigitte Mattigkeit hat, wenn es um Vergrößerung geht, eine Vision. Sie sagt: „Es wäre schön, Oststeinbek und Barsbüttel einzubeziehen.“