Bad Oldesloe. Viele Kunden wünschen sich Alternativen zum 240-Liter-Behälter für Wertstoffe. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.
Sie sorgt weiterhin für Ärger, ist umstritten: die Einführung der Gelben Tonne für die Haushalte in Stormarn. Zahlreiche Abendblatt-Leser haben sich in Briefen, Kommentaren und E-Mails darüber beschwert, dass nur eine Tonne mit 240 Liter Fassungsvermögen bereitgestellt wird. Viele wünschen sich einen kleineren Behälter, etwa mit einem Umfang von 120 Litern. Das Abendblatt beantwortet heute die wichtigsten Fragen zum Thema.
Ist es für mich Pflicht, einen der gelben Behälter zu haben?
Nein. Allerdings gibt es nicht mehr die Möglichkeit, Gelbe Säcke zur Abholung vor die Tür zu stellen. Wenn erst einmal auf die Tonne umgestellt ist, werden die Säcke liegengelassen. Wer auf einen Behälter verzichtet, kann wiederverwertbare Materialien zu Hause sammeln und zu einem Recyclinghof der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) bringen. Dafür fallen keine Kosten an. Das gilt auch für Kunden, deren Tonne voll ist und die nicht auf den nächsten Abholtermin warten wollen. Die AWSH weist darauf hin, dass sich Nachbarn auch eine Tonne teilen und gemeinsam nutzen können. Mehrere Haushalte können zusammen eine große 1100-Liter-Tonne bestellen.
Welche Wertstofftonnen bekommen Kunden in Stormarn?
Für ein Einfamilienhaus mit fünf Bewohnern gilt: Es gibt eine Tonne mit 240 Litern Volumen – mehr nicht. Ab sechs gemeldeten Personen in einer Immobilie wird automatisch ein zweiter Behälter gestellt. Bei 15 Personen sind es drei. Bei einem Mehrfamilienhaus, in dem 20 Menschen leben, wird eine 1100-Liter-Tonne geliefert.
Gibt es schon Abbestellungen von Gelben Tonnen bei der AWSH?
Ja. „Rund 550 Kunden in Stormarn haben bis jetzt bei uns die gelbe Tonne abbestellt“, sagt Olaf Stötefalke, Sprecher der AWSH, auf Anfrage des Abendblattes. „Das sind weit unter einem Prozent unserer Kunden.“ Darunter seien auch solche, die künftig eine Wertstofftonne gemeinsam mit Nachbarn nutzen. Laut Stötefalke hat die AWSH in Stormarn rund 66.000 Rechnungsempfänger.
Warum wird die Wertstofftonne in Stormarn überhaupt eingeführt?
Ziel ist es, die Mülltrennung zu vereinfachen. „Und wir wollen dabei Ressourcen schonen und mehr Recycling betreiben“, sagt Stötefalke. Im Gelben Sack werden ausschließlich Verpackungsmaterialien aus Kunststoff, Verbundstoffen und Metall gesammelt, im neuen Behälter können zusätzlich auch haushaltsübliche Gegenstände aus Kunststoff und Metall, sogenannte stoffgleiche Nichtverpackungen, entsorgt werden. Sehr viele dieser Gegenstände landen jetzt noch im grauen Restabfallbehälter und später in der Müllverbrennungsanlage. Durch das neue Sammelsystem können aus einem Haushalt pro Jahr rund sieben Kilogramm mehr recycelt werden.
Wie viel müssen Kunden für die Wertstofftonne zahlen?
Es fällt kein gesondertes Entgelt an. Auf der Abrechnung der Abfallwirtschaft Südholstein ist kein Posten für die Tonne aufgeführt.
Warum werden Rest- und Biomüll verschiedene Behältergrößen angeboten?
Weil für diesen Müll die AWSH als öffentlicher Abfallentsorger allein verantwortlich ist. Sie kann daher verschiedene Behälter anbieten. Beim Müll für die Gelbe Tonne muss die Abfallwirtschaft dagegen mit der gewinnorientierten privaten Entsorgungswirtschaft, hier dem Dualen System Deutschland (DSD), zusammenarbeiten. So regeln es das Verpackungsgesetz und das Kreislaufwirtschaftsgesetz, die vom Bund erlassen wurden. In den Verhandlungen mit dem Dualen System war laut AWSH aber nur die 240-Liter-Tonne für den Verpackungsmüll durchsetzbar.
Warum gibt es in anderen Kreisen andere Größen für die Gelben Tonnen?
Weil dort andere Anbieter des Dualen Systems den Verpackungsmüll entsorgen und mit den öffentlichen Abfallbetrieben zusammenarbeiten. Das DSD besteht aus neun Anbietern, in jedem Kreis ist ein anderer zuständig. Entsprechend gibt es auch regional unterschiedliche Vereinbarungen zu den angebotenen Müllbehältern. So gibt es in anderen Kreisen 120-Liter-Tonnen statt solche mit 240 Litern Fassungsvermögen. In Stormarn ist die Bellant Vision GmbH für die Gelben Tonnen zuständig.
Können sich Stormarner eine kleinere Tonne kaufen und leeren lassen?
Nein. Es werden nur die vom Entsorger gelieferten 240- und 1100-Liter-Tonnen geleert. „Die Betreiber des Dualen Systems lehnen die Leerung privater Tonnen aus rechtlichen und Haftungsgründen ab“, sagt AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke.
Gibt es die Möglichkeit, dass kleinere Gelbe Tonnen eingeführt werden?
Nein. „Auf mittlere Sicht nicht“, sagt Olaf Stötefalke. „Wir hätten es uns anders gewünscht, aber bei der Erstausstattung der Kunden ist nichts mehr machbar. Wir bleiben aber langfristig an dem Thema dran.“
Was sagt der Kreis zu der Kritik der Bürger an den neuen Tonnen?
Wir hätten auch lieber mehr Flexibilität gehabt und 120-Liter-Tonnen im Angebot neben den größeren Behältern“, sagt Landrat Henning Görtz. Er ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der AWSH, an der der Kreis als Gesellschafter beteiligt ist. „Aber wir mussten den Nachteil bei der Tonnengröße in Kauf nehmen. Nach einer Abwägung überwiegen die Vorteile. Mit der neuen Sammlung von stoffgleichen Nichtverpackungen in den Gelben Tonnen wird eine deutlich höhere Recycling-Quote erreicht. Und das ohne Gebührenerhöhung. Das ist ein Fortschritt bei der Abfallverwertung.“
Weitere Informationen zum Thema Gelbe Tonne und zur Abfallentsorgung im Kreis Stormarn allgemein gibt es auf der Webseite der AWSH. Zudem können sich Stormarner montags bis freitags von 7.30 bis 18 Uhr an den Kundenservice unter Telefon 0800/297 40 01 wenden oder per Mail an info@awsh.de