Ahrensburg. Stormarner wollen kleinere Tonnen – oder auch gar keine. Das Eine ist nicht machbar – und beim Anderen gibt es einen Haken.
Im Servicecenter der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) klingeln die Telefone deutlich häufiger als üblich. Zahlreiche Grundeigentümer aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg beschweren sich über die Wertstofftonne. Denn mit 240 Litern ist ihnen der Behälter mit dem gelben Deckel zu groß. Im Kreis Pinneberg und der Stadt Neumünster gibt es auch kleinere Tonnen mit 120 Litern.
Dennis Kissel, Geschäftsführer der AWSH, hat die Entscheidung bei der Jahresbilanz in Elmenhorst (bei Schwarzenbek) erneut verteidigt. Es gebe nicht ein Duales System, das die Entsorgung von Verpackungsmüll organisiert, sondern neun Anbieter. In jedem Kreis sei ein anderer zuständig, alle arbeiteten gewinnorientiert. „Mit unserem Verhandlungspartner war die 240-Liter-Tonne der kleinste gemeinsame Nenner. Wir hätten gern eine 120-Liter-Tonne angeboten, aber das war nicht zu machen.“
Müllverwerter wollte sogar 360-Liter-Tonne
In Stormarn und dem Lauenburgischen ist die BellantVision GmbH für die Verwertung des Mülls mit dem grünen Punkt zuständig. Bei der neuen Wertstofftonne, in der Kunststoff und Metall gesammelt wird, ist die AWSH „Juniorpartner“ mit einem Anteil von 20 Prozent. „Das Duale System bestellt das Abfuhrunternehmen und zahlt den größten Teil. Von daher haben wir keine starke Verhandlungsposition“, sagt Kissel. BellantVision habe sogar eine 360-Liter-Tonne mit vierwöchentlicher Leerung gewollt. „Das wäre wirtschaftlich, aber alles andere als kundenfreundlich“, sagt der Geschäftsführer.
AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke ergänzt: „Wir nehmen die Beschwerden sehr ernst und versuchen, die Anrufer von dem System zu überzeugen, weil es letztlich dem Umweltschutz dient, da noch mehr Wertstoffe recycelt und nicht verbrannt werden.“ Er hoffe, dass sich das System etabliere.
Verweigerer müssen Dinge selbst zum Recycling fahren
Noch immer landen trotz Biotonne und gelbem Sack sehr viel Verpackungsmüll, Glas, Papier, Metalle und Lebensmittelreste in der grauen Mülltonne. Laut einer Analyse aus dem Jahr 2015 – aktuellere Zahlen liegen nicht vor – sind lediglich 32 Prozent des Inhalts der grauen Tonne Restabfall. Mit 42 Prozent ist der größte Anteil Biomüll. Plastik, Verpackungen und Metall machen zwölf Prozent beziehungsweise 9000 Tonnen im Jahr aus. Die Wertstofftonnen sollen im Herzogtum Lauenburg bis Ende Februar verteilt sein.
Im Kreis Stormarn beginnt die Auslieferung der Tonnen im März. Es besteht die Möglichkeit, sich eine Tonne mit Nachbarn zu teilen oder in größeren Wohnanlagen eine 1100-Liter-Gemeinschaftstonne zu ordern. Hausbesitzer können den Behälter auch abbestellen. Dann müssen sie allerdings Verpackungsmüll, Plastik und Metall bei einem der 13 Recyclinghöfe abgeben.
Restmüllmenge nimmt weiter ab
Für Dennis Kissel ist das eine fragwürdige Variante. „Die Menschen sind in Umweltfragen Einsichtsriesen, aber Handlungszwerge“, sagt er. Der Fachmann geht davon aus, dass sich viele den Weg zum Recyclinghof sparen und die Wertstoffe im Restmüll entsorgen.
Obwohl die Einwohnerzahl der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg steigt, nimmt die Restmüllmenge weiter ab. Stormarn legte im Vorjahr um gut 700 Menschen auf rund 243.600 zu, das Herzogtum Lauenburg verzeichnete ein Plus von fast 1200 auf etwa 197.800. Die Müllmenge sank in beiden Kreisen zusammen um 1,35 Prozent oder 1010 Tonnen auf 73.810 Tonnen.
Menge an Bioabfall steigt deutlich
Zugleich fiel deutlich mehr Bioabfall an. Die Menge stieg um 6180 Tonnen (14,7 Prozent) auf 48.180 Tonnen. AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke wertet das als Zeichen dafür, dass Müll vermieden und besser getrennt wird. Biomüll wird in einer Anlage in Strom und Wärme umgewandelt, der Rest kompostiert.
Damit es nicht wieder Probleme wie 2018 gibt – damals wurde der Müll wegen Personalmangels zeitweise wochenlang nicht abgeholt – wechselt die AWSH den Auftragnehmer. Der Vertrag mit dem Geesthachter Unternehmen GEG läuft aus. 2021 übernimmt die Grambeker Firma Willi Damm die Entsorgung. „Ein mittelständisches Unternehmen mit einer gesunden finanziellen Ausstattung“, sagt Dennis Kissel.