Ahrensburg. Verwaltung und Bremer Investor einigen sich über Vertrag zum Grundstückskauf. An Alter Reitbahn sollen 220 Parkplätze entstehen.

Es ist ein entscheidender Schritt zum Bau eines Kinos in Ahrensburg, zu mehr Wohnraum und neuen Parkplätzen: Die Vertragsverhandlungen zum Verkauf des Areals Alte Reitbahn zwischen Investor und Stadt sind abgeschlossen. Auf dem 6000 Quadratmeter großen Grundstück neben der Polizeiwache soll ein Gebäudekomplex mit teils öffentlich gefördertem Wohnraum und einer großen Tiefgarage entstehen. Dieses Projekt ist gekoppelt an das geplante Kino an der Bahnhofstraße. Beide Vorhaben hat der Investor, die Bremer Melchers-Gruppe, der Stadt nach Abendblatt-Informationen vertraglich zugesichert. Nach einer mehr als acht Jahre dauernden Diskussion und Verhandlungen rückt die Realisierung damit in greifbare Nähe.

Investor baut deutlich mehr Parkplätze und mehr Sozialwohnungen

Geplant sind neben der Supermarktfläche rund 55 Wohnungen an der Alten Reitbahn, davon 30 Prozent Sozialwohnungen, aufgeteilt in zwei gestaffelte Gebäuden mit bis zu vier Stockwerken. Eine Tiefgarage soll dank einer neu hinzugefügten zweiten Ebene für 220 Stellplätze sorgen. Auf einem weiteren 4500 Quadratmeter großen Areal an der Bahnhofstraße, dass der Melchers-Gruppe bereits gehört, sollen nach Fertigstellung der Alten Reitbahn ein viergeschossiges Wohngebäude mit 38 Wohnungen und das Kino entstehen.

Investor und Verwaltung haben Einwände der Politik berücksichtigt

So sieht der Neubau für Wohnungen und Läden an der Alten Reitbahn nach den jüngsten Entwürfen des Investors aus. Neu ist, dass darunter nun 220 Parkplätze gebaut werden sollen.
So sieht der Neubau für Wohnungen und Läden an der Alten Reitbahn nach den jüngsten Entwürfen des Investors aus. Neu ist, dass darunter nun 220 Parkplätze gebaut werden sollen. © LH Architekten | LH Architekten

Zuvor muss der dort ansässige Edeka-Markt in den Neubau an der Alten Reitbahn umziehen, um für das Kino Platz zu machen. Das Investitionsvolumen beläuft sich für beide Projekte auf einen nicht näher bezifferten zweistelligen Millionenbetrag. „Wir haben das Grundstück Alte Reitbahn vermessen und alle Vorarbeiten geleistet“, bestätigt Ahrensburgs Bauamtsleiter Peter Kania. „Bauleitplanerisch ist alles abgeklärt, die Entwürfe wurden angepasst. Die Vermessungsergebnisse werden jetzt in die Pläne eingearbeitet, bevor der Verkaufsvertrag unterschriftsreif ist.“ Damit hätten Investor und Verwaltung Einwände aus der Politik berücksichtigt, die zuvor zu wenig Stellplätze und öffentlich geförderten Wohnraum bemängelt hatten. Es seien sehr komplizierte, anspruchsvolle und langwierige Verhandlungen gewesen, sagt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach. „Schließlich ging es bei der Alten Reitbahn und der Bahnhofstraße gleich um zwei Projekte. Und die Diskussion über öffentlichen Parkraum hat das Ganze nicht gerade leichter gemacht.“ Umso mehr hoffe er nun auf grünes Licht aus der Politik.

Projektleiter aus Bremen rechnet mit Baubeginn nach Ostern 2021

Beim Plankontor Bremen, das zur Melchers-Gruppe gehört und das Projekt betreut, sind derzeit beide Bebauungspläne in Bearbeitung. Das geplante Kino sei über den Bebauungsplan abgesichert, sagt Projektleiter Jost Paarmann. Und weiter: „Ich gehe davon aus, dass wir zum Herbst B-Plan-Reife haben. Dann dürfen wir Bauanträge stellen.“ Mit einem Baubeginn rechnet der Architekt frühestens Ostern 2021. Die Bauzeit betrage mindestens eineinhalb Jahre. Damit könnte, wenn es keine Hindernisse mehr gibt, Ende 2022 Einweihung an der Alten Reitbahn gefeiert werden.

Ahrensburgs Kino soll sechs Säle und bis zu 700 Plätze haben

Das wäre auch der Startschuss für den Bau des Kinos. Sechs Säle mit 620 bis 700 Sitzplätzen sind dafür vorgesehen. Hinzu kommen 70 bis 75 Stellplätze in der dazugehörigen Tiefgarage. „Wir bleiben an Bord. Es spielt keine Rolle mehr, welches Jahr es wird“, versichert Mathias Kemme, einer der beiden Geschäftsführer von Kinobetreiber K-Motion. Das Kinoprojekt Ahrensburg sei bereits fest budgetiert. Während Melchers für die Gebäudehülle sorgen will, verantwortet K-Motion die Inneneinrichtung. „Wir haben dafür drei Millionen Euro eingeplant“, sagt Kemme zum Abendblatt. „Ich freue mich auf den ersten Spatenstich an der Alten Reitbahn.“

Sie freuen schon sich auf den Starschuss für ihr Kino-Projekt in Ahrensburg und haben einen Mietvertrag von mindestens 20 Jahren mit dem Investor vereinbart: K-Motion-Geschäftsführer Mathias Kemme (l.) und Christof Gläser in einem ihrer Kinos in Norderstedt.
Sie freuen schon sich auf den Starschuss für ihr Kino-Projekt in Ahrensburg und haben einen Mietvertrag von mindestens 20 Jahren mit dem Investor vereinbart: K-Motion-Geschäftsführer Mathias Kemme (l.) und Christof Gläser in einem ihrer Kinos in Norderstedt. © Eric Shambroom | Eric Shambroom

Mit Ahrensburg würde K-Motion das 16. Kino in Betrieb nehmen. Mit der Surround-Sound-Technik Dolby Atmos, Laser 4 K-Projektion, breiten Sesseln und größeren Reihenabständen will der Betreiber Besucher auch in Zeiten von Streamingdiensten begeistern. „Wir schließen den Mietvertrag in Kürze“, sagt Mathias Kemme. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind festgezogen. Der Investor und wir haben uns gegenseitig verpflichtet.“ Die Mietdauer sei auf 20 bis 25 Jahre festgelegt.

Bleibt FDP bei ihrer ablehnenden Haltung?

Doch bevor das Projekt Alte Reitbahn in die nächste Phase gehen und vielleicht schon 2023 ein Kino das Kulturangebot der Schlossstadt bereichern kann, müssen Ahrensburgs Politiker den Vertrag noch gutheißen. Erste Gelegenheit dazu hätten sie frühestens bei der nächsten Sitzung des Finanzausschusses am 10. Februar. Ob die Beschlussvorlage bis dahin fertig ist, ist noch nicht sicher. Aber spätestens im März steht der Grundstücksverkauf nach Informationen dieser Zeitung im nichtöffentlichen Teil der Sitzung auf der Agenda.

CDU-Fraktionschef spricht schon von einem Erfolgserlebnis

Mit kontroversen Diskussionen ist zu rechnen. Denn während sich die Fraktionsvorsitzenden von CDU, Grünen und WAB einhellig über die erfolgreich verlaufenen Vertragsverhandlungen zwischen Stadt und Investor freuen, gibt sich die FDP skeptisch. „Wenn unsere Kritikpunkte weiterhin gegeben sind, werden wir die Bebauung auch künftig ablehnen“, sagt Thomas Bellizzi, FDP-Fraktionsvorsitzender. Ein Knackpunkt sei für ihn die Höhe des Kaufpreises: „Ob der verhandelte Preis angemessen ist, werden wir kritisch prüfen und gegebenenfalls eigene Expertisen zur Bewertung des Kaufpreises einholen.“

Detlev Levenhagen, CDU-Fraktionsvorsitzender, ist deutlich optimistischer gestimmt: „Wenn der Kaufpreis stimmt und zudem noch das Kino zugesichert wird, ist das für uns ein richtiges Erfolgserlebnis. Den Verkaufserlös haben wir schließlich für 2021 bereits im Haushalt eingestellt.“ Für den Investor liegt indes ein guter Kompromiss zur Abstimmung vor. Jost Paarmann sagt: „Der Vertrag ist für beide Seiten vernünftig geworden. Wir haben uns alle bewegt.“