Ahrensburg . Politiker stimmen den überarbeiteten Plänen des Investors für die Bahnhofstraße zu. Auch die Alte Reitbahn wird bebaut.
Vier Kinosäle im Erdgeschoss, zwei weitere im Obergeschoss, dazu eine Bar sowie eine Tiefgarage mit 70 Stellplätzen für die Besucher: Ahrensburg bekommt wieder ein Kino. Bis die ersten Filme auf der Leinwand zu sehen sind, dauert es aber noch. Eröffnung ist voraussichtlich erst Ende 2023.
Im Bau- und Planungsausschuss haben die Politiker jetzt den Weg für das Großprojekt an der Bahnhofstraße 17 freigemacht. Sie sprachen sich einstimmig (bei Enthaltungen der SPD) dafür aus, einen neuen Bebauungsplan für das Areal aufzustellen. Die Bestätigung der Stadtverordneten am kommenden Montag dürfte nur noch Formsache sein.
Edeka-Markt soll von der Bahnhofstraße umziehen
Zuvor hatten CDU, Grüne und WAB dafür gesorgt, dass auch das Großprojekt an der Alten Reitbahn nach jahrelangen Diskussionen verwirklicht werden kann. Sie stimmten dem überarbeiteten Bebauungskonzept der Bremer Melchers-Gruppe zu. Es sieht vor, auf dem 6000 Quadratmeter großen Areal ein Wohn- und Geschäftshaus zu errichten. Ins Erdgeschoss soll der Edeka-Markt aus der Bahnhofstraße einziehen, um dort den Platz für das Kino freizumachen.
In den oberen Stockwerken sind 40 Wohnungen vorgesehen. Der Knick im hinteren Bereich des Geländes bleibt erhalten. Auf der nördlichen Seite entsteht ein weiteres Gebäude mit bis zu 19 Sozialwohnungen. Die Politiker beschlossen, die angebotene Aufstockungsoption auf drei Geschosse plus Staffel zu ziehen. Zudem soll es eine Tiefgarage mit zwei Ebenen geben – mit 110 Stellflächen für Einkäufer, 45 für Bewohner und gut 60 öffentlich zugänglichen Parkplätzen.
SPD, FDP und Linke lehnen Reitbahn-Konzept ab
„Das ist ein schönes Projekt, das Ahrensburg bereichern wird“, sagte Nadine Levenhagen, Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Wir sind sehr zufrieden.“ Ähnlich äußerte sich Peter Egan (WAB). Er sagte: „Ich halte es städtebaulich für sehr sinnvoll, dass sich der Edeka-Markt an einem neuen Standort weiterentwickeln kann. Und ein Kino ist für eine Stadt unserer Größe auch gut.“ CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen warb bei der Ausschusssitzung am Mittwochabend um eine möglichst breite Unterstützung für das Bauvorhaben, sagte: „Es wäre toll, wenn wir einen Kompromiss finden könnten, dem möglichst viele, vielleicht sogar alle, zustimmen.“
Doch SPD, FDP und Linke folgten dem Appell nicht. Sie lehnten das überarbeitete Konzept für die Alte Reitbahn ab. „Für uns kommt das Projekt zu früh“, sagte Michael Stukenberg (FDP). „Wir müssen in Ahrensburg erst die nötige Infrastruktur schaffen, etwa beim Verkehr und den Kita-Plätzen.“ Linke und SPD fordern mehr Wohnungen auf dem Grundstück, vor allem bezahlbare. „Für uns ist das viel zu wenig Wohnraum“, sagte Erik Schrader (Linke). Die SPD will auch den Umzug des Edeka-Marktes nicht. „Dieses Gebiet ist im Innenstadtkonzept nicht für Einzelhandel vorgesehen“, sagte Gerhard Bartel. „Dort soll gewohnt werden.“ Letztlich waren die Projektgegner aber in der Minderheit.
Der Investor zeigt sich nach der positiven Entscheidung des Bauausschusses erleichtert. „Wir freuen uns, dass wir endlich vorankommen und nach den großen Unwägbarkeiten in der Vergangenheit jetzt einen klaren politischen Beschluss haben“, sagt Melchers-Geschäftsführer Arne Meemken. Seit 2015 ist das Unternehmen bereits dabei, ein Konzept für das städtische Grundstück in Ahrensburgs Zentrum zu erarbeiten, das die Politik überzeugt. Immer wieder wurden Nachbesserungen gefordert.
Baustart könnte Mitte des Jahres 2020 sein
„Wir werden jetzt mit Hochdruck die Planungen weiterführen“, kündigt Meemken an. In der kommenden Woche wolle er einen Terminplan mit der Stadtverwaltung absprechen. Diese wird als nächsten Schritt einen Vorhaben- und Erschließungsplan entwickeln, die Details festsetzen und den B-Plan-Entwurf dann noch einmal der Politik vorlegen, bevor er öffentlich ausgelegt wird.
„Wenn alles gut läuft, haben wir im Sommer 2020 Baurecht“, sagt Arne Meemken. Beim Projekt Alte Reitbahn rechnet er mit einer Bauzeit von zwei Jahren. Dann, Mitte des Jahres 2022, könnte der Edeka-Markt an seinen neuen Standort umziehen. Erst danach wird der Investor das Areal an der Bahnhofstraße in Angriff nehmen. „Nach derzeitigem Stand könnte das Kino Ende 2023 fertig sein“, sagt der Geschäftsführer.
Seit 2006 gibt es kein Kino mehr in Ahrensburg
Als Betreiber ist weiterhin die K-Motion GmbH aus Hamburg vorgesehen. Meemken sagt: „Wir haben nach der positiven Entscheidung bereits telefoniert, auch dort sind alle begeistert.“ Seit 13 Jahren müssen die Ahrensburger bereits ihre Stadt verlassen, wenn sie einen Film im Kino sehen wollen. Im Juni 2006 schloss das „Mini und Maxi“ an der Klaus-Groth-Straße nach 25-jährigem Betrieb. Das Mobiliar wurde verkauft. Die Mitglieder des Kinder- und Jugendbeirats sammelten damals rund 1300 Unterschriften für ein neues Kino – doch zunächst ohne Erfolg. Es gab in den Folgejahren zwar mehrere Ideen, aber keine wurde umgesetzt.
Das neue Kino an der Bahnhofstraße soll in sechs Sälen knapp 620 Sitzplätze bieten. Auf der westlichen Seite des Geländes ist auch noch ein viergeschossiges Wohngebäude mit Stellplätzen und 38 „Kleinstwohnungen“ geplant. Sie sollen laut Meemken 30 bis 45 Quadratmeter groß sein.