Ahrensburg. Der 1973 eröffnete Altbau muss komplett entkernt werden. Direktoren bringen auch Abriss und Neubau ins Gespräch.
Die Stadt Ahrensburg muss in den kommenden Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag in Sanierung und Ausbau ihrer Schulen stecken. Allein für den Altbau des 1973 eröffneten Heimgartenzentrums – weithin erkennbar an den orangefarbenen Verkleidungen – sind schätzungsweise 12,8 Millionen Euro fällig. Zuvor wird dort der 2004 eingeweihte Block mit Cafeteria und Lernatelier um eine Etage für sieben Klassenzimmer aufgestockt – ebenfalls ein Millionenprojekt.
Ein Grund für die immensen finanziellen Anstrengungen ist der Anstieg der Schülerzahl von 3830 auf 4250, den der Schulentwicklungsplan 2019–2023 prognostiziert. „Priorität hat der Ausbau der Grundschulen zu offenen Ganztagsschulen, zu dem wir bis 2022 verpflichtet sind“, sagte Christian Schubbert (Grüne), Vorsitzender des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses.
Warum sinken Anmeldezahlen der Stormarnschule so stark?
Anschließend folge mit dem vom Land beschlossenen Wechsel aufs Abitur nach neun statt acht Jahren an Gymnasien (G9) die nächste Vorgabe. Sie bedeutet einen zusätzlichen Jahrgang ab 2026. In Ahrensburg kommt ein Phänomen erschwerend hinzu: An der Stormarnschule meldeten sich im vergangenen Sommer nur 76 neue Fünftklässler an, was erstmals seit Ewigkeiten eine Drei- statt Vierzügigkeit nach sich zog. Das altehrwürdige Gymnasium hat noch rund 740 Schüler und damit deutlich weniger als die vor drei Jahren erwarteten fast 900.
„Wenn das kein statistischer Ausrutscher ist, muss diese dramatische Entwicklung andere Gründe haben“, sagte Matthias Stern (CDU), bis zu seiner Pensionierung selbst Lehrer an dem Gymnasium. „Es wird zum gesamtgesellschaftlichen Problem für die Stadt, wenn wir an der Stormarnschule zwar Platz, aber wenig Anmeldungen haben und deshalb woanders neu bauen müssen.“ Die Frau, die möglicherweise Antworten hätte geben können, war an dem Abend im Bildungsausschuss nicht dabei: Stormarnschul-Direktorin Michaela Witte hatte abgesagt und auch keinen Ersatz geschickt. Die Leitungen der anderen Grund- und weiterführenden Schulen waren dagegen vertreten.
Juni 2023 ist Frist für sechs Millionen Landesförderung
Da die Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule auf 72 Kinder je Jahrgang begrenzt ist, spüren die unter einem Dach arbeitenden Gemeinschaftsschule Am Heimgarten und Eric-Kandel-Gymnasium (EKG) den Trend. „Das Schulzentrum hat 2023 etwa 260 Schüler mehr als jetzt, das bedeutet nicht nur mehr Klassen, sondern auch mehr Fachräume, Turnhallenzeiten und Platz in der Cafeteria“, sagte EKG-Leiter Gerd Burmeister. Bei der täglichen Ausgabe von 300 Essen komme es schon jetzt zu Engpässen und langen Wartezeiten. „Und im Lehrerzimmer könnte ich neue Kollegen nur stehend unterbringen.“
Vor diesem Hintergrund appellierte Burmeister daran, auch über Alternativen zur Sanierung des ältesten Traktes nachzudenken. Der muss ohnehin komplett entkernt werden, sodass rund 30 Klassen vorübergehend in Container umziehen müssten. „Vielleicht ist es sinnvoller, erst neu zu bauen und dann den größten Teil des Altbaus abzureißen“, sagt der Schulleiter.
Das Kasseler Modell: Schnell und günstig bauen
Das forderte auch der EKG-Elternbeiratsvorsitzende Andreas Hausmann. „Diesen Weg gehen bundesweit andere Städte, die ihre Schulen wie wir nach dem sogenannten Kasseler Modell gebaut haben“, sagte er. In den 1960er- und 70er-Jahren waren die Konstruktionen aus Stahlbetonfertigteilen sehr beliebt, weil sie günstig und schnell fertig waren. Doch sie sind vor allem energetisch völlig ungenügend. Auch deshalb entschied sich beispielsweise Henstedt-Ulzburg (Kreis Segeberg) für den Abriss seines Alstergymnasiums.
Das Ahrensburger Rathaus hatte beim Innenministerium in Kiel eine Förderung der Heimgartensanierung aus EU-Mitteln beantragt. Gut sechs Millionen Euro standen im Raum. „Dafür müsste das Projekt bis Juni 2023 komplett abgerechnet sein, das ist nicht zu schaffen“, sagte Robert Tessmer, Fachdienstleiter in der Verwaltung. Die europaweite Auswahl eines Architektenbüros dauere bis zu neun Monate. Zudem müssten viele Gutachten (Schadstoffe, Brandschutz, Statik) erstellt werden.
Politiker schlagen einen Generalunternehmer vor
„Können wir nicht mit einem Generalunternehmer schneller bauen, um Zuschüsse zu bekommen?“, sagte Wolfgang Schäfer (FDP). Damit wäre die Abrechnung Mitte 2023 gesichert. „Wir sollten zumindest prüfen, ob wir jemand zum Festpreis finden“, meinte auch Peter Egan (Wählergemeinschaft). Das Rathaus will jetzt erst mal die neue Beleuchtung der Sporthalle (220.000 Euro) für Zuschüsse anmelden. Zudem soll das Untergeschoss (ehemalige Garderobe) zur Bühne für die Kurse „Darstellendes Spiel“ (335.000 Euro) umgebaut werden.